Nach Janjicics Alkoholfahrt überprüft der HSV die Führerscheine seiner Profis. Der Schweizer wurde außerdem aus dem Kader gestrichen.
Werder entfernt Anti-HSV-Banner
Wer dachte, das geschmacklose Banner einzelner HSV-Fans („Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt!“) könne nicht übertroffen werden, wurde am Freitag eines Besseren belehrt. Anders als der HSV öffnete Werder Bremen seine Tore beim Abschlusstraining vor dem Nordderby.
Rund 300 Anhänger der Grün-Weißen nutzen die Möglichkeit, ihre Mannschaft auf das wichtige Spiel am Sonnabend (18.30 Uhr) einzuschwören. Unter ihnen mischten sich auch einzelne Chaoten, die ihre unmissverständliche Botschaft schriftlich festhielten. „Dreht die Uhr auf Null! Schießt die Pisser aus der Stadt!“, hieß es auf einem Banner, das nach wenigen Minuten entfernt wurde.
"Wir haben mit den Fans am Platz gesprochen und sie gebeten, das Banner zu entfernen“, sagte Clubsprecher Michael Rudolph auf Anfrage. „Wir können nicht die Wortwahl aus Hamburg kritisieren und solch einen Spruch dann demonstrativ beim Abschlusstraining hängen lassen.“
Am vergangenen Wochenende hatte das gewaltverherrlichende Plakat (siehe oben) an der Nordtribüne im Volksparkstadion beim jüngsten Heimspiel gegen Leverkusen (1:2) für Kritik gesorgt. Um mögliche Tumulte zu vermeiden, hatte sich der Stadionchef dazu entschlossen, das Banner nicht zu entfernen.
Wegen Janjicic: HSV überprüft Führerscheine
Nach der Alkoholfahrt des HSV-Schweizers Vasilije Janjicic lässt der Verein als erste Konsequenz zunächst einmal sämtliche Führerscheine seiner Profis überprüfen. Ein in der Bundesliga kein einmaliges Vorgehen, denn auch Wolfsburg und Frankfurt sowie Borussia Dortmund seit dem Fall Marco Reus lassen sich die Fahrerlaubnis ihrer Profis vorzeigen. Als weitere Konsequenz wurde Janjicic aus dem Kader für das Nordderby gestrichen.
HSV-Brasilianer Walace eingeflogen
Bei der Überprüfung in Hamburg kam heraus, dass der Brasilianer Walace einen deutschen Führerschein besitzt. Der nach der Geburt seines Sohnes Conrado für vier Tage in der Heimat weilende Mittelfeldspieler reiste trotzdem mit dem Flugzeug zurück nach Deutschland. Nach Abendblatt-Informationen stieß Walace in Bremen zur Mannschaft.
Trainer Bernd Hollerbach will sich dann ein genaues Bild über den körperlichen Zustand seines wichtigen Mittelfeld-Lenkers, der in Brasilien mit einem Privattrainer aktiv war, machen. "Wenn er gut drauf ist, wird er spielen", kündigte der HSV-Coach auf der Pressekonferenz am Donnerstag an.
Kurz nach der obligatorischen Frage-Antwort-Runde hatte der HSV über Janjicics Fehltritt informiert. Der 19-Jährige verursachte in der Nacht zu Donnerstag auf der A7 einen schweren Unfall hinter dem Elbtunnel – und war dabei angetrunken und ohne Führerschein unterwegs. Doch damit nicht genug: Beim Überprüfen der Personalien gab Janjicic die Identität seines Zwillingsbruders Stanko an, doch der Schwindel flog auf. Nun drohen ihm bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Schiedsrichter: HSV bekommt Derby-Glücksbringer
Mit Strafen kennt sich auch Schiedsrichter Felix Zwayer aus. Der Berliner leitet am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) das brisante Duell in Bremen. Es ist nicht sein erstes Nordderby: Schon im November 2014 war der Unparteiische beim 2:0-Heimsieg des HSV gegen Werder (Tore durch Rudnevs und ein Eigentor von Torhüter Wolf) an der Pfeife. Ein gutes Omen? Videoassistenten in Köln sind im Übrigen Günter Perl und Florian Badstübner.
Hat der HSV eine Chance?
Doch alleine auf den Faktor Zwayer zu setzen, wäre vermessen. Den die formstarken Bremer verloren nur eines der vergangenen zehn Bundesliga-Heimspiele gegen den HSV. Im November 2015 siegten die Hamburger zuletzt im Weserstadion – mehr als zwei Jahre später ist ein neuerlicher Erfolg schon überlebenswichtig für den HSV. Beide Vereine stehen sich zum 108. Mal in der Bundesliga gegenüber.