Hamburg. Der Kandidat war sogar als Chef des Kontrollgremiums vorgesehen. Jens Meier gerät zunehmend unter Druck.
Wahrscheinlich gibt es schlimmere Dienstreisen im November als nach Vietnam. So darf sich Hafenchef Jens Meier ab diesem Mittwoch über angenehme 25 Grad, blauen Himmel und Sonne satt in Fernost freuen. Allzu viel dürfte der Chef der Hamburg Port Authority allerdings nicht vom asiatischen Urlaubsklima haben. Bereits am Wochenende geht es für den Vielflieger, der in den vergangenen Wochen beruflich auch in Südkorea und Los Angeles war, zurück in die Heimat.
Dort wartet auf Meier nicht nur der Hafen, sondern vor allem auch eine ganze Menge Arbeit rund um seinen HSV. Denn wie das Abendblatt nun erfuhr, musste der HSV-Präsident kurz vor seinem Abflug aus München die nächste Absage eines fest eingeplanten Aufsichtsrats in Kauf nehmen.
So bestätigte Jens Luther dem Abendblatt: „Der HSV hat Gespräche mit mir geführt. Das Ergebnis ist, dass ich für einen Aufsichtsratsposten beim HSV unter den gegebenen Umständen nicht zur Verfügung stehe.“ Was Luther mit „den gegebenen Umständen“ meinte, wollte der 63 Jahre alte Vorstand der Hanseatischen Krankenkasse nicht weiter ausführen.
Klar ist hingegen, dass Luthers Absage ein weiterer herber Schlag für Präsident Meier ist. So hatte bereits dessen Bekannter Karl J. Pojer (Hapag-Lloyd Cruises), der ebenfalls für den neuen sechsköpfigen AG-Aufsichtsrat eingeplant war, nach den Turbulenzen mit HSV-Investor Klaus-Michael Kühne abgesagt. Luther soll sogar als Aufsichtsratschef vorgesehen gewesen sein. Somit stehen – Stand jetzt – nur noch Meier selbst, die bisherigen Kontrolleure Andreas Peters und Felix Goedhart sowie Ex-Profi Marcell Jansen zur Verfügung. Meier wollte die Personalie Luther nicht kommentieren.
Muss Meier um Präsidenten-Amt bangen?
Intern dürfte der HSV-Präsident allerdings schwere Gespräche vor sich haben. So stand Meier bereits auf der letzten Aufsichtsratssitzung wegen seiner Auswahl des neuen Kontrollgremiums extrem in der Kritik. Diese dürfte nach Luthers Absage am Dienstag kaum weniger geworden sein. Zur Erinnerung: Die Räte vertagten sich nach der letzten, ergebnislosen Sitzung und verschoben auch die Hauptversammlung, auf der das neue Sechsergremium offiziell bestätigt werden muss, vom 18. Dezember in den Januar. Spätestens dann muss der neue AG-Aufsichtsrat stehen.
Meier muss derweil befürchten, dass die verzögerte Suche nach einem neuen Aufsichtsrat auch seine geplante Wiederwahl zum Präsidenten beeinflussen könnte. Wie das Abendblatt bereits berichtete, soll Ex-Vorstandschef Bernd Hoffmann durchaus in Erwägung ziehen, auf der Mitgliederversammlung im Februar gegen Meier anzutreten.