Hamburg. Die Rhetorik der Hamburger Verantwortlichen vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart ist eindeutig. Clubchef erhöht den Druck.
Zwei Tage vor dem richtungsweisenden Spiel in der Fußball-Bundesliga gegen den VfB Stuttgart am Sonnabend im Volksparkstadion (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) macht sich beim HSV mehr und mehr Abstiegskampf-Rhetorik breit. "Wir warten dringend darauf, uns zu befreien", sagte Hamburgs Trainer Markus Gisdol am Donnerstag angesichts "mehrerer Spiele nacheinander", die nicht gewonnen wurden.
Um genau zu sein steht der HSV seit dem zweiten Spieltag ohne weiteren dreifachen Punktgewinn da, weshalb auch Heribert Bruchhagen vor der elften Runde die Antennen ausgefahren hat. "Alle im Verein sind sehr angespannt", sagte der Vorstandsboss des Tabellen-16., das gelte auch für den Trainer. Einer Diskussion um Gisdol schob Bruchhagen aber vehement einen Riegel vor.
"Vor oder hinter dem Trainer, fest oder unsicher – es gibt keine Aussagen dazu", sagte der 69-Jährige, der weiter auf eine langfristige Zusammenarbeit mit Gisdol setzen möchte. "Kontinuität ist etwas, was dem HSV gut zu Gesicht stünde", sagte Bruchhagen. Er selbst habe als Funktionär erst einmal einen vorzeitigen Trainerwechsel vorgenommen – 2010/11 bei Eintracht Frankfurt. "Damals habe ich Michael Skibbe gegen Christoph Daum ausgetauscht, danach sind wir abgestiegen", erinnerte Bruchhagen.
Bruchhagen hat den Anspruch zu punkten
Gegen Stuttgart soll nun also der Bock umgestoßen werden. "Gegen eine Mannschaft, die ich auf Augenhöhe empfinde", wie Gisdol in der Pressekonferenz kundtat. Eine Einschätzung, die sein Chef teilt. "Es ist unser Anspruch und auch unsere Notwendigkeit, gegen Stuttgart zu punkten", sagte Bruchhagen nur wenige Minuten später. Wenn einerseits ein schwerer Heimauftakt mit Spielen gegen Leipzig, Dortmund und Bayern beklagt würde, müsse seiner Ansicht nach andererseits zuhause eben auch ein Aufsteiger bezwungen werden.
Andernfalls stünden dem HSV auch ungeachtet einer möglichen Trainerdiskussion schwere Zeiten bevor. "Die Tatsache, dass sehr viele Vereine, die ich als Abstiegskandidaten erwartet habe, schon zu sehr vielen Punkten gekommen sind, das bereitet uns schon Sorgen", sagte Bruchhagen.
Gisdol: Die Spieler haben verstanden
Gisdol wiederum möchte allzu erdrückende Gedanken gar nicht erst an sich heranlassen. "Das versuche ich tatsächlich auszublenden", sagte Gisdol, der wie in der vergangenen Saison "nicht in Problemen denken", sondern Lösungen mit der Mannschaft erarbeiten möchte.
Die Spieler hätten den Ernst der Lage zumindest erkannt. "Sie haben deutlich festgestellt, dass wir noch einmal eine Schippe drauflegen müssen", berichtete Gisdol nach der Trainingswoche, in der es weniger um "unglaublich spektakuläre Dinge" als um Kleinigkeiten wie "Hand auflegen" gegangen sei.
HSV übernachtet im Hotel
Am Freitag wolle er den Kader für das Stuttgartspiel dann zur gemeinsamen Übernachtung im Hotel versammeln, um "die Jungs" schon am Spieltag so früh wie möglich beisammen zu haben. "Die Mannschaft funktioniert grundsätzlich gut", sagte Gisdol, der zu seiner eigenen Person nur so viel sagte: "Ich spüre eine gute Ruhe in unserem Umfeld, auch mit Todt und Bruchhagen."
Puls geben wird dem Schwaben am Sonnabend aber sicher nicht nur sein ehemaliger Arbeitgeber ("Immer noch ein besonderer Club für mich, viele Freunde sind VfB-Fans"). Denn Bruchhagens Einschätzung zu Gisdol dürften viele im Hamburger Umfeld teilen: "Ich nehme ihn so wahr, wie wir alle sind: angespannt."