Hamburg. Die Medien sind begeistert, die Fans sowieso: Pierre-Michel Lasogga durchlebt plötzlich aufregende Zeiten – sportlich und privat.

Das mehr oder weniger feine Gespür des englischen Boulevards für Wortspiele ist berüchtigt. Seit dem Wochenende steht auch Pierre-Michel Lasogga im Mittelpunkt so manchen britischen Neologismus.

"Lasogga macht Burton impotent", titelte die "Sun" frei übersetzt nach dem überaus erfolgreichen Debüt des Stürmers für Leeds United und bediente sich dabei einer Spielerei mit dem auch als "Brewers" bekannten Gegner aus der Bier-Hochburg Burton-upon-Trent.

Kaum weniger überschwänglich widmeten sich die konkurrierenden Blätter der neuen Nummer neun des einstigen Champions-League-Teilnehmers aus dem Norden Englands. Die "Daily Mail" bescheinigte Lasogga "Meisterklasse" und das Verdienst um mehr Vielfalt im Angriffsspiel von Leeds.

Und auch die lokalen Blätter waren entzückt von Lasogga, der zwei Treffer und zwei Vorlagen zum 5:0-Sieg beisteuerte. Die "Yorkshire Evening Post" lobte den als "Real Deal" gepriesenen "Star-Stürmer" ausdrücklich für "ein ausgezeichnetes Zusammenspiel" – ein Umstand, der auch den Fans der "Peacocks" aufgefallen war.

Lasogga gibt Interview auf Englisch

Im Internet begeisterten sie sich in Scharen für den bulligen Deutschen – und die Zuneigung beruht bereits auf Gegenseitigkeit. "Die Leute sind hier sehr verrückt", empfand Lasogga in lupenreinem Englisch, wofür er von den Moderatoren des Club-TV dankbare Lacher erhielt.

Und auch im fernen Hamburg wurde die Lasogga-Show schnell registriert. "Maschine", schrieb Ex-Kollege Nicolai Müller, dazu dreimal der angespannte Bizeps.

Erster Startelf-Einsatz seit fast einem Jahr

Die Botschaft der Bilder und Worte ist klar: Lasogga, vom HSV für ein Jahr in die zweite englische Liga verliehen, ist nach sportlichem Sinkflug in Deutschland auf der Insel ein erster großer Schritt in eine bessere Zukunft gelungen.

Davon zeugt auch die Entscheidung des Leeds-Trainers Thomas Christiansen, Lasogga nur wenige Tage nach seiner Verpflichtung von Anfang an zu bringen.

Es war der erste Startelf-Einsatz für den 25 Jahre alten Angreifer seit der 2:5-Pleite mit dem HSV am 5. November 2016 gegen Borussia Dortmund im Volksparkstadion.

"Er ist ein sehr guter Stürmer und hat das gleich bei seinem Debüt gezeigt“, lobte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Christiansen (2003 für den VfL Bochum), der offenbar den perfekten Ersatz für den verkauften Toptorschützen Chris Wood gefunden hat.

Lasogga steht auch vor privatem Glück

Er hoffe nun, dass das Traumdebüt gut ist für Lasoggas zuletzt schwer auf die Probe gestelltes Zutrauen in die eigene Stärke. "Die beiden Tore werden ihm sehr helfen, das Selbstbewusstsein zu bekommen, das du als Stürmer brauchst, um deine Fähigkeiten abzurufen“, sagte der Trainer.

Lasogga, dessen Gehalt dem Vernehmen nach noch immer zur Hälfte vom HSV bezahlt wird, wirkte nach dem Spiel wie befreit. "Ich bin sehr stolz, dass ich zwei Tore gemacht habe. Ein fantastisches Gefühl. Ich freue mich sehr, in Leeds zu sein“, sagte er – und blickte schon wieder voraus.

Am Dienstag geht es weiter für Leeds, den neuen Tabellenzweiten der zweiten Liga. Birmingham City ist zu Gast an der Elland Road. "Ich will noch mehr Tore schießen“, sagte Lasogga euphorisch.

Doch es ist nicht klar, ob er in der Partie überhaupt dabei sein kann. Seine Freundin Salina erwartet in den kommenden Tagen Nachwuchs. Christiansen versichert, dass er alles für Lasoggas Einsatz tut. „Ich habe eine direkte Verbindung zu seiner Partnerin und habe ihr gesagt, dass das Kind nicht vor Dienstagnacht kommen soll“, sagte der Trainer.