Timmendorfer Strand. Der letzte Tag der Transferperiode wird beim HSV ohne Neuzugänge ablaufen. Zwei Bestätigungen stehen allerdings noch aus.

Es wurde Fußball gespielt am Mittwochabend. Und der HSV war dabei. Ein Freundschaftsspiel beim Fünftligisten NTSV Strand 08. Wie schon vor einem Jahr. Bekannte Namen liefen in der Strand-Arena auf. Die ehemaligen Nationalspieler Lewis Holtby oder André Hahn, die brasilianischen Olympiasieger Douglas Santos und Walace, die U-21-Europameister Gideon Jung und Julian Pollersbeck. Und auch vielversprechende Talente wie Törles Knöll oder Tobias Knost. Am Ende gewann der Bundesligist vor 4000 Zuschauern in der Strand-Arena durch Tore von Knöll (4./27./69./75.), Patric Pfeiffer (8.), Lewis Holtby (23.) und Walace (54.) mit 7:0 (4:0). „Das war ein gelungener Auftritt unserer Mannschaft. Gerade die jungen Spieler haben sich ordentlich gezeigt und angeboten“, sagte Trainer Markus Gisdol.

Viele HSV-Fans, die nach Timmendorf gekommen waren, interessierten sich allerdings weniger dafür, wer am Mittwochabend für die Hamburger spielte, sondern wer in der kommenden Woche am Freitagabend in der Bundesliga gegen RB Leipzig spielen könnte, obwohl er am Mittwoch noch gar nicht zum HSV gehörte. An diesem Donnerstag schließt das Sommer-Transferfenster. Doch bereits am Mittwochabend wurde klar: Es kommt keiner mehr. Alles bleibt beim Alten. „Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir nichts mehr machen“, sagte Sportchef Jens Todt dem Abendblatt.

Douglas Santos gibt sich selbstbewusst

Am Mittwoch hatte sich auch die letzte Option bei der Suche nach einem neuen Linksverteidiger zerschlagen. Der Franzose Jérome Roussillon von HSC Montpellier, der kurz vor Transferschluss erneut in den Hamburger Fokus gerückt war, wird nicht nach Hamburg wechseln. Todt konnte sich mit dem französischen Erstligisten nicht auf einen Transfer einigen. „Wir werden ihn nicht verkaufen“, sagte Montpelliers Präsident Laurent Nicollin bereits am Dienstag. Und der Clubchef blieb hart. Der HSV war bereit, rund fünf Millionen Euro für den ehemaligen U-20-Nationalspieler zu bezahlen. Doch Montpellier lehnte ab.

Zuvor war bereits der erwartete Transfer des Augsburgers Konstantinos Stafylidis zum HSV geplatzt. Die Hamburger konnten und wollten die Ablöseforderung von rund zehn Millionen Euro nicht erfüllen. „Wir haben immer gesagt, dass wir keine verrückten Sachen machen“, sagte Todt. Der griechische Nationalspieler galt als Wunschlösung der Hamburger, weil er intern als defensiv stärker eingeschätzt wurde als Douglas Santos. Der Brasilianer, der vor einem Wechsel zum niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven stand, wird nun in Hamburg bleiben. „Ich bin froh, dass jetzt alles geklärt ist. Das wird meine Saison“, sagte Santos nach dem Spiel bei Strand 08 selbstbewusst.

Uneinigkeit über Transfervolumen

Zuvor deutete vieles darauf hin, dass sich beim HSV mal wieder alles auf den sogenannten Deadlineday zuspitzt. Eine Situation, die Todt unbedingt vermeiden wollte – und die er jetzt auf unfreiwillige Art auch vermieden hat. Ursprünglich hatte der Sportchef das Ziel verfolgt, seinen Kader bis zum Trainingsstart vor zwei Monaten vollständig beisammen zu haben. Doch interne Uneinigkeiten zwischen sportlicher Leitung, Vorstand und Aufsichtsrat über die Höhe der Investitionen, der Kostensenkung und der Hilfe von Gesellschafter Klaus-Michael Kühne führten dazu, dass sich die Kaderzusammenstellung des HSV verzögerte. Zum Unmut von Markus Gisdol.

Der Trainer gab sich nach außen hin gelassen. „Als Trainer bist du Angestellter des Clubs. Da musst du die Möglichkeiten respektieren. Ich arbeite mit den Spielern, die da sind“, lautete seine offizielle Aussage. Inoffiziell stieß Gisdols Geduld in Sachen Neuzugänge bereits an Grenzen. In einer Email-Antwort an Investor Kühne soll der Trainer laut „Sportbild“ bereits nach der Pokalniederlage in Osnabrück geschrieben haben, dass er noch mehrere Neuzugänge benötige. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass Topstürmer Nicolai Müller mit einem Kreuzbandriss ein halbes Jahr ausfallen wird.

Lasogga und Porath noch offene Personalien

Doch auch für Müller wird der HSV keinen Ersatz mehr verpflichten, sollte sich an diesem Donnerstag nicht noch eine ungeahnte Möglichkeit ergeben. „In so einer Phase einer Transferperiode ist es schwer, kurzfristig passende Dinge aus dem Hut zu zaubern“, sagte Gisdol. „In erster Linie geht es jetzt darum, den Spielern aus unserem Kader zu vertrauen und ihnen die nötige Zeit zu geben, sich zu entwickeln.“ Gemeint waren Spieler wie Luca Waldschmidt oder Bakery Jatta. Nun gilt die Aussage auch für Douglas Santos. Gisdol ist jetzt gefordert, den Linksverteidiger nach zwei Nichtnominierungen für den Kader wieder in den Spielbetrieb zu integrieren. Am Mittwoch machte Santos dafür den Anfang.

Während heute der Wechsel von Pierre-Michel Lasogga auf Leihbasis zu Leeds United offiziell abgewickelt und Youngster Finn Porath noch an einen Drittligisten verliehen werden soll, könnte der Deadlineday beim HSV ungewohnt ruhig verlaufen. Um 18 Uhr schließt das Transferfenster. Dann soll es im Volkspark nur noch um eines gehen: Fußball.