Hamburg. Der Vorstandsboss wehrt sich gegen Chaos-Vorwürfe und nimmt Aufsichtsrat in Schutz. Bald soll Neuzugang präsentiert werden.

Es gibt ein Wort, auf das Heribert Bruchhagen allergisch reagiert. Ein Wort, das einen Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung bezeichnet: Chaos. Wann immer der Vorstandsvorsitzende des HSV die Gelegenheit hat, sich gegen das Wort im Zusammenhang mit seinem Club zu wehren, tut er es. So wie in seiner ersten Rede vor den Mitgliedern im Januar. So wie in der jüngsten Rede am vergangenen Dienstag zur Campus-Eröffnung.

Und so war es wenig verwunderlich, dass sich Bruchhagen am Sonntag mal wieder zu Wort meldete. Zwei Tage zuvor hatte die „Bild“-Zeitung die aktuelle Transferplanung des HSV als „Chaos“ tituliert, weil der Aufsichtsrat die sportlichen Verantwortlichen zum Sparen zwinge und der Club gezwungen sei, fast alle Spieler auf dem Transfermarkt anzubieten. Bruchhagen tat nun also das, was er in solchen Situationen immer macht: Er wehrte sich, insbesondere gegen die Bezeichnung „Chaos“. „Der Eindruck täuscht“, sagte der HSV-Chef jetzt im clubeigenen Interview.

Vorstand und Aufsichtsrat seien sich einig

Bruchhagen räumt dabei ein, dass es zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat „mehrere Positionen und Auffassungen“ gebe. „Die Vorgehensweise ist jedoch klar abgestimmt“, sagte Bruchhagen und wies die Darstellung, wonach das sechsköpfige Kontrollgremium in der finanziellen Ausrichtung nicht einig sei, zurück. „Das zuletzt häufig beschriebene Bild einer Drei-gegen-drei-Situation im Aufsichtsrat, die unsere Transferaktivitäten verhindert, entspricht nicht der Realität.“

Drei Wochen nach Ende der Saison und drei Wochen vor Beginn der Vorbereitung ist der HSV auf dem Transfermarkt noch nicht tätig geworden. Investor Klaus-Michael Kühne hat zwar seine Bereitschaft erklärt, bei der Finanzierung von Neuzugängen zu helfen, doch anders als der ehemalige Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer will Nachfolger Bruchhagen nicht bedingungslos mit Kühnes Hilfe investieren. Der Aufsichtsrat hatte dem 68-Jährigen bei der Berufung zum Vorstandsvorsitzenden die klare Maßgabe erteilt, den Lizenzspieleretat zu senken. Und der Aufsichtsrat um Kontrollchef Andreas Peters hält an diesem Weg fest. Es soll ein ausgewogenes Verhältnis geben zwischen weiteren Abgängen und Neuzugängen.

Bald wird Neuzugang präsentiert

Trainer Markus Gisdol hatte vor seinem Urlaub den klaren Wunsch nach neuen Spielern hinterlegt. Oberste Priorität für Gisdol hat der Verbleib von Stürmer Bobby Wood und die feste Verpflichtung von Verteidiger Kyriakos Papadopoulos. Noch ist aber völlig unklar, ob der HSV sich den teuren Griechen von Bayer Leverkusen leisten will.

Auch bei weiteren teuren Transfers tritt HSV-Chef Bruchhagen auf die Bremse. „Das Machbare wird unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Vernunft machbar gemacht – und ich bin überzeugt, dass wir mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft in die neue Bundesliga-Saison gehen werden. Aber es ist auch selbstverständlich, dass Jens Todt nicht alle berechtigten sportlichen Wünsche umsetzen kann.“

Der Sportchef will zeitnah den ersten Neuzugang präsentieren. Angebote für HSV-Spieler gibt es bislang aber nicht. Mainz 05 hat zuletzt Interesse an Stürmer Michael Gregoritsch signalisiert. Douglas Santos und Walace gelten als Verkaufskandidaten. Einen Gewinn könnt der HSV zudem mit Alen Halilovic erwirtschaften. An dem nach Las Palmas verliehenen Kroaten soll Galatasaray Istanbul interessiert sein.