Hamburg. Wie der Trainer mit dem Spott über das 0:8 umgeht – und was er zur Kritik seines einstigen Chefs Huub Stevens zu sagen hat.
Zwei Tage nach der schmachvollen 0:8-Niederlage bei den Bayern hat Markus Gisdol einen Einblick in sein Innenleben gewährt. „Mir ging es wahrscheinlich nicht anders als jedem HSV-Anhänger auch“, sagte der Hamburger Trainer bei der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach an diesem Mittwoch (18.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky und Abendblatt-Liveticker). „So können wir uns nicht präsentieren, auch wenn wir einmal in eine Situation reinlaufen, in der wir unterlegen sind.“
Man habe in vielen Gesprächen das Spiel aufgearbeitet. Der eine brauche dabei deutliche Worte, der andere eher Aufmunterung. „Aber wir haben jetzt schon das nächste Spiel, da muss man nach vorne schauen.“ Auf eine Videoanalyse des „Klatschiko“ („Bild“) habe er bewusst verzichtet, um das Negativerlebnis nicht zu verstärken. „Es gab in diesem Spiel viele Momente, die wehgetan haben. Mit einer normalen Spielleistung hatte das nichts zu tun“, sagte Gisdol. Auf den Vorwurf, seine Mannschaft habe dem deutschen Meister keine Gegenwehr geleistet, ging er nicht ein: “Wir wollen jetzt keine Ausreden liefern.“
Lobende Worte fand Gisdol für den Pokalgegner. Gladbach befinde sich in exzellenter Form und habe das Niveau einer Champions-League-Mannschaft. „Aber wir haben speziell zu Hause schon ein paarmal gezeigt, dass wir gute Leistungen abrufen können. Wir müssen uns auf das besinnen, was wir können.“
Hoffen darf der Trainer dabei auf die Rückkehr von Kyriakos Papadopoulos. Der Abwehrspieler, der sich beim 2:2 gegen Freiburg früh an der Schulter verletzt und das Spiel in München ganz verpasst hatte, steigt am Montagnachmittag wieder ins Mannschaftstraining ein. Danach wisse man mehr. Es werde jedenfalls kein Spieler mit Blick auf die Bundesliga geschont. Sicher einsatzfähig sei Bobby Wood, der das Spiel in München aufgrund einer Oberschenkelverhärtung nur als Zuschauer erlebte.
Pokal als Chance
Dass das Spiel mit Papadopoulos anders gelaufen wäre, darüber wollte Gisdol nicht spekulieren. „Er ist mit seiner Mentalität wichtig für uns, deswegen haben wir ihn geholt. Aber es kann nicht sein, dass unser Spiel von einem Spieler abhängt. Wir haben auch ohne ihn schon gute Spiele gemacht, auch in der Innenverteidigung. Kein Spieler hatte Normalform.“
HSV kassiert historisches Debakel bei den Bayern
Der Spott, der sich nach der Niederlage ergossen hat, ist für Gisdol ein Indiz, „dass der HSV nach wie vor interessant ist“. Er hoffe aber, künftig keine Vorlagen mehr zu liefern. Der Pokal sei eine Chance, „weil man ein Stück weit befreiter aufspielen kann“.
Unverständnis für Stevens’ Kritik
Enttäuscht zeigte sich Gisdol von der ihn betreffenden Passage in Huub Stevens’ Biografie „Niemals aufgeben“. Der frühere HSV-Trainer schreibt darin über seinen einstigen Schalker Assistenten Gisdol: „Mit ihm kam ich nicht zurecht. Ich hatte kein Vertrauen in ihn.“
„Ich finde es sehr schade, weil ich Respekt vor ihm habe“, sagte Gisdol. „Meine Erinnerungen an die Zeit sind etwas anders. Vielleicht habe ich nach meiner Trainerzeit auch Gelegenheit, ein Buch zu schreiben, dann kann ich meinen Teil der Wahrheit beitragen.“