Hamburg. In einer Woche wird Jatta volljährig und darf beim HSV unterschreiben. Fix ist der Deal nicht, er hat auch andere Optionen.

Sechs Tage muss Bakery Jatta noch warten. Dann wird der Junge aus Gambia volljährig. Am Montag feiert Jatta seinen 18. Geburtstag. Läuft alles nach Plan, wird er kurze Zeit später einen Profivertrag beim HSV unterschreiben. „Es sieht danach aus, dass wir eine Lösung finden“, sagt Efe-Firat Aktas, der Jatta beratend unterstützt, dem Abendblatt. Noch haben sich Aktas und HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer nicht abschließend geeinigt. Ende der Woche plant der Agent ein finales Gespräch mit Beiersdorfer. „Bakery hat noch andere Optionen“, sagt Aktas, ist aber zuversichtlich, die Übereinkunft in dieser Woche zu erzielen.

Es wäre der offizielle Beginn einer beispiellosen Geschichte. Jatta floh vor einem Jahr alleine aus seiner afrikanischen Heimat nach Deutschland. In der Akademie Lothar Kannenberg, einer Jugend- und Bildungseinrichtung im niedersächsischen Bothel, fand Jatta schließlich im August 2015 ein neues Zuhause. Dass es sich bei dem Jungen um ein außergewöhnliches Talent handelt, hatte Akademieleiter Kannenberg schnell erkannt. Über den Spielerberater Aktas stellte er den Kontakt zu HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer her. Im Januar durfte Jatta an zwei Tagen bei HSV-Trainer Bruno Labbadia mittrainieren – und überzeugte. Weil er mit 17 Jahren laut Fifa-Statuten aber noch keinen Profivertrag unterschreiben durfte, musste er noch warten.

Labbadia sieht bei Jatta auch ein Risiko

Schon jetzt sorgt die Geschichte für Aufsehen. Auch über die Grenzen von Hamburg und Niedersachsen hinaus. „Vereine aus dem Ausland sind auf ihn aufmerksam geworden und haben bei uns angefragt“, sagt Aktas. Das Kuriose an der Geschichte: Jatta soll noch nie zuvor in seinem Leben in einem richtigen Club gespielt haben. Ein Umstand, der jegliche Philosophien von fußballerischer Ausbildung infrage stellt.

Auch deswegen ist Bruno Labbadia bei der Einschätzung des Spielers zurückhaltend. „Es ist eine span­nende Ge­schich­te, sport­lich aber auch ein großes Fra­ge­zei­chen“, sagte der HSV-Coach kürzlich in der „Bild“. Labbadia hatte Jatta im Januar in drei Trainingseinheiten beobachtet und anschließend den Daumen nach oben gehalten. „Der Junge kann kicken.“

Weil Jatta aber noch keine Arbeitserlaubnis für die Hamburger erhielt, organisierte der HSV ihm einen Privattrainer. In Bremen absolvierten die beiden in den vergangenen Monaten ein gezieltes Aufbauprogramm. Zudem trainierte Jatta in verschiedenen Bremer Mannschaften mit. Vor seinem Probetraining in Hamburg hatte Jatta auch bei Werder vorgespielt. Doch der damalige Manager Thomas Eichin sah von einer Verpflichtung ab. „Da ist nichts versäumt worden von unserer Seite. Der Junge hat einen vernünftigen Eindruck gemacht. Aber er hat keinerlei Ausbildung genossen.“

Jatta ist für die Profis vorgesehen

In der zweiten Bremer Mannschaft spielt seit einem Jahr mit Ousman Manneh, 19, ebenfalls ein Flüchtling aus Gambia. In der Vorbereitung schoss der Stürmer im vergangenen Sommer in einem Test für die Profis vier Tore. Nachdem die Geschichte deutschlandweit Schlagzeilen machte, wurde es zuletzt aber ruhig um Manneh. Immerhin kam er in der Dritten Liga für Werder II auf 28 Einsätze.

Für die zweite Mannschaft des HSV ist Bakery Jatta dagegen nicht vorgesehen. Als Lizenzspieler wäre er als Nicht-EU-Ausländer im Team des künftigen Trainers Dirk Kunert zudem gar nicht einsatzberechtigt. So wird vor allem die Frage spannend sein, wie Jatta sich bei den Profis mit einem voraussichtlichen Monatsgehalt von 10.000 Euro und dem Interesse an seiner Geschichte zurechtfindet.

HSV-Chef Beiersdorfer will sich zu Jatta nicht äußern. Noch nicht. Schon in der kommenden Woche könnte sich das ändern. Dass Jatta und sein Berater sich noch für eine andere Option entscheiden, ist nicht ausgeschlossen, von dieser Wendung der Geschichte geht beim HSV aber keiner mehr aus.