Der HSV siegt schmeichelhaft. Schipplock macht im System mit zwei Stürmern auf sich aufmerksam. Lasogga und Bahoui spielten sehr agil.
Kiel/Hamburg. Bruno Labbadia kann einige Lehren aus dem schmeichelhaften 2:1-Testspielsieg bei Holstein Kiel ziehen: Sven Schipplock kann doch Tore schießen, Nabil Bahoui ist eine Option für die Bundesliga, René Adler ist unersetzlich und Pierre-Michel Lasogga macht Druck auf den momentan gesetzten Artjoms Rudnevs. „Es war ein idealer Härtetest für uns, auch wenn uns am Ende etwas die Kraft fehlte“, sagte der Trainer.
Labbadia stellte auf zwei Spitzen um und das neue System trug gleich zu Beginn Früchte. Der HSV übernahm die Initiative und ging folgerichtig schon nach fünf Minuten in Führung. Lasogga marschierte unaufhaltsam durchs Mittelfeld und steckte mit einem No-Look-Pass auf den frei stehenden Schipplock durch, der Kiels Schlussmann Robin Zentner umkurvte und ins leere Tor einschob (5.). Zur Hälfte gehörte das Tor aber Lasogga, der im ersten Durchgang wie entfesselt spielte. Keine zwei Minuten später ließ der bullige Angreifer zwei Kieler mit einer Körpertäuschung stehen, scheiterte aber an Zentner (7.).
Weitere zwei Minuten später zeigte Schipplock, warum er im Sommer für 2,5 Millionen Euro vom Ligarivalen Hoffenheim verpflichtet wurde. Der 27-Jährige düpierte seinen Gegenspieler, nutzte seine Schnelligkeit aus, als er Zentner erneut umkurvte, und erhöhte auf 2:0 (9.).
Schipplock zugleich ein Chancentod
Die Hamburger hatten die Partie im Griff und spielten auf das dritte Tor, was erneut Schipplock auf dem Fuß hatte. Zunächst setzte er die Kugel aus spitzem Winkel ans Lattenkreuz, nachdem die Szene eigentlich schon vorbei war, weil der in die Liga noch glücklose Stürmer den optimalen Moment für den Abschluss verpasste.
Kurz vor der Pause zeigte Schipplock dann wieder, warum er in Labbadias System mit nur einer Spitze momentan nur dritte Wahl ist. Bei einem Konter des HSV scheiterte Bahoui nach klasse Vorarbeit von Lasogga zunächst an Zentner. Der Abpraller landete bei Schipplock, der den Ball nur noch im leeren Tor unterbringen musste, aber lediglich einen Zuschauer auf den oberen Rängen traf.
Drobny hätte Rot sehen müssen
Zuvor hätte es sogar Rot gegen den HSV und Strafstoß für die Störche geben müssen. Jaroslav Drobny, der in der ersten Halbzeit zwischen den Pfosten stand, vertändelte die Kugel nach einem Rückspiel leichtfertig an Mathias Fetsch, den er dann auch noch zu Fall brachte (30.). Doch der Elfmeterpfiff und somit auch ein Platzverweis gegen den Tschechen blieben den Rothosen erspart.
Da auch Ersatztorwart Andreas Hirzel in der zweiten Hälfte nicht überzeugen konnte, zeigte das Testspiel, dass Stammkeeper René Adler, der genauso wie Spielmacher Aaron Hunt geschont wurde, unersetzlich ist. Auch der Brasilianer Cléber, der schon mit Knieproblemen das Vormittagstraining verpasst hatte, war nicht dabei.
Ostrzolek ganz schwach
In der zweiten Halbzeit war Kiel die deutlich aktivere Mannschaft und die HSV-Führung wackelte das eine oder andere Mal. Nach Fabian Schnellhardts Freistoßflanke kam Saliou Sané im Strafraum völlig frei zum Abschluss und erzielte den 1:2-Anschlusstreffer (54.) Wenig später wurde Hirzel mit einem gefährlichen Schuss aus der Distanz geprüft (57.).
Besonders Matthias Ostrzoleks gravierende Defensivschwächen ermöglichten den Gastgebern einige gute Möglichkeiten. Marc Heider ließ den Linksverteidiger wie einen Schuljungen aussehen und lief alleine auf Hirzel zu, doch der Pfosten rettete die HSV-Führung (68.). Danach sah sich offenbar auch der HSV wieder gezwungen, mehr fürs Spiel zu tun, doch Schipplock verpasste die Vorentscheidung mit seinem Schlenzer (73.).
Bahoui eine Option
Kurz darauf war die Partie für Bahoui beendet. Der Schwede sammelte 75 Minuten Spielpraxis und deutete hin und wieder sein Offensiv-Potenzial an. Labbadia wollte durch die Hereinnahme von Kerim Carolus die Defensive stärken, doch es war kein Abwehrspieler, sondern die Latte, die sich dem Kieler Ausgleichstreffer in den Weg stellte (85.). Vorausgegangen war eine katastrophale Kopfballabwehr von Ostrzolek genau auf den Fuß des Gegners.
Danach war Schluss, der HSV siegte etwas glücklich in Kiel. Besonders bitter ist die Verletzung von Dennis Diekmeier. Beim Rechtsverteidiger machte die Wade im Laufe der zweiten Halbzeit zu, weshalb er vorzeitig ausgewechselt werden musste (68.). Ob er beim Auswärtsspiel in Hannover (2. April) zum Einsatz kommen kann, ist noch unklar. Dann könnte es beim HSV auch einen Systemwechsel geben, deutete Labbadia an. „Schipplock und Lasogga haben ihre Sache gut gemacht und stellen auch eine Option für die Liga dar.“
16 Trainer in zehn Jahren beim HSV:
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