Hamburg. Vor dem Duell gegen seinen Ex-Club HSV prophezeit U21-Nationaltrainer Hrubesch dem Leverkusener eine große Karriere.

Zu hundert Prozent belasten konnte Jonathan Tah seinen Oberschenkel im Training noch nicht. Trotzdem wird der Innenverteidiger von Bayer Leverkusen am Mittwochmittag im Flugzeug sitzen, wenn sich seine Mannschaft auf den Weg nach Villarreal macht. Beim Club aus der spanischen Primera División bestreitet Bayer am Donnerstag (21.05 Uhr/Sport1 live) das Achtelfinalhinspiel der Europa League. Trainer Roger Schmidt hofft, dass Tah nach seiner Muskelverhärtung wieder spielen kann. Am Sonnabend hatte er in Augsburg sein erstes Pflichtspiel verpasst. Spätestens am Sonntag will Tah wieder fit sein. Dann trifft er mit Leverkusen auf den HSV (15.30 Uhr). Auf den Verein, den er erst im Sommer verlassen hatte.

Tah und der HSV – es ist eine Geschichte, die so vielversprechend begann. Ausgebildet in der Jugend. Debütiert bei den Profis mit 17. Auf Anhieb Stammspieler. Und doch endete die Geschichte vor allem für den HSV unglücklich. Fast ein Jahr ist es her, dass der an Zweitligist Fortuna Düsseldorf verliehene Tah vor den Augen der HSV-Verantwortlichen beim FC St. Pauli spielte. Düsseldorf verlor 0:4. Tah erwischte einen schwachen Tag, das Fachmagazin „Kicker“ gab ihm die Note sechs. Bayer Leverkusen hatte sich zu diesem Zeitpunkt aber längst entschieden, Tah zu verpflichten und ließ sich von diesem Abend am Millerntor auch nicht beirren. Und auch Tah war schnell entschlossen, nicht nach Hamburg zurückzukehren.

HSV-Trainer Bruno Labbadia hätte Tah zwar gerne gehalten, doch der machte ihm im ersten Gespräch sehr deutlich, dass er seine Zukunft in Leverkusen sehe. Letztlich sah sich der HSV gezwungen, Tah zu verkaufen, um selbst wieder auf dem Transfermarkt handlungsfähig zu werden. Dass Bayer mit der Ablösesumme von acht Millionen Euro ein sehr gutes Geschäft gemacht hat, dürfte auch den Hamburgern mittlerweile klar sein. Spätestens seit dem 29. September, als Tah in der Champions League beim FC Barcelona gegen die Weltklassestürmer Neymar und Luis Suarez fehlerfrei verteidigte.

36 weitere Pflichtspiele machte Tah in dieser Saison wettbewerbsübergreifend. Und das mit einer Konstanz, die viele erstaunte. Nicht aber Horst Hrubesch, den Trainer der deutschen U21. „Seine Entwicklung kommt nicht überraschend“, sagt der frühere HSV-Stürmer im Gespräch mit dem Abendblatt. Hrubesch beobachtete Tah schon als Jugendspieler in Hamburg. „Jona hatte schon früh die körperlichen Vor­aussetzungen. Er hat ein hervorragendes Auge, antizipiert stark und verfügt zudem über eine unheimlich gute Geschwindigkeit“, sagt Hrubesch über den Verteidiger, den er im September erstmals in der U21 einsetzte.

Sollte sich Tah nicht schwerer verletzen, dürfte ihm das Ticket für die Olympischen Spiele in Rio im Sommer sicher sein. Es sei denn, Bundestrainer Joachim Löw käme auf die Idee, Tah für die Europameisterschaft in Frankreich zu nominieren. Hrubesch äußert sich hierzu zurückhaltend. „Da müssen Sie Jogi fragen.“ Fragt man Löw nach Tah, erscheint diese Variante durchaus wahrscheinlich. „Wir beobachten ihn intensiv“, sagte Löw kürzlich.

Müller-Show gegen Hertha: So jubelt Hamburg

Müller-Show gegen Hertha: So jubelt Hamburg

So sehen Matchwinner aus: Nicolai Müller, hier nach seinem Treffer zum 2:0
So sehen Matchwinner aus: Nicolai Müller, hier nach seinem Treffer zum 2:0 © dpa
Der HSV im Jubelrausch: Ilicevic (v.l.) und Ekdal feiern Müller nach dessen ersten Streich
Der HSV im Jubelrausch: Ilicevic (v.l.) und Ekdal feiern Müller nach dessen ersten Streich © Witters
Da ballte auch Lewis Holtby die Fäuste
Da ballte auch Lewis Holtby die Fäuste © Witters
Und Comebacker Albin Ekdal war ohnehin obenauf
Und Comebacker Albin Ekdal war ohnehin obenauf © Witters
Müller bewies zweimal perfekte Schusstechnik
Müller bewies zweimal perfekte Schusstechnik © Witters
Das 2:0 besorgte der Franke mit voller Wucht
Das 2:0 besorgte der Franke mit voller Wucht © Witters
So durften die HSV-Profis und Maskottchen Hermann am Ende erleichtert vor die Fankurve treten
So durften die HSV-Profis und Maskottchen Hermann am Ende erleichtert vor die Fankurve treten © Witters
Gotoku
Gotoku "Überall" Sakai: Der HSV-Japaner (r., gegen Salomon Kalou) war auf dem Platz omnipräsent © dpa
Ekdal (Nr. 20) feierte nach 14 Spielen Pause sein Startelf-Comeback
Ekdal (Nr. 20) feierte nach 14 Spielen Pause sein Startelf-Comeback © dpa
Artjoms Rudnevs (r.) gegen Berlins Niklas Stark
Artjoms Rudnevs (r.) gegen Berlins Niklas Stark © Witters
Der Lette vergab in der ersten Hälfte eine gute Kopfball-Gelegenheit
Der Lette vergab in der ersten Hälfte eine gute Kopfball-Gelegenheit © Witters
Für Rudnevs musste Pierre-Michel Lasogga auf die Bank weichen - und blieb dort die kompletten 90 Minuten
Für Rudnevs musste Pierre-Michel Lasogga auf die Bank weichen - und blieb dort die kompletten 90 Minuten © Witters
HSV-Schreckgespenst Vedad Ibisevic wurde in der ersten Hälfte bis auf eine Situation gut ausgebremst - wie hier von Leiws Holtby
HSV-Schreckgespenst Vedad Ibisevic wurde in der ersten Hälfte bis auf eine Situation gut ausgebremst - wie hier von Leiws Holtby © Witters
Berlins Peter Pekarik räumte in der ersten Hälfte Ivo Ilicevic ab und sah dafür Gelb
Berlins Peter Pekarik räumte in der ersten Hälfte Ivo Ilicevic ab und sah dafür Gelb © Witters
Die Fans legten sich einmal mehr ordentlich ins Zeug
Die Fans legten sich einmal mehr ordentlich ins Zeug © Witters
Und auch von den Einlaufkindern gab es vor dem Spiel eine nette Fahnen-Choreographie
Und auch von den Einlaufkindern gab es vor dem Spiel eine nette Fahnen-Choreographie © Witters
Rund 100 Hertha-Fans wurden schon vor dem Spiel wieder nach Hause geschickt
Rund 100 Hertha-Fans wurden schon vor dem Spiel wieder nach Hause geschickt © TV News Kontor
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Gut möglich, dass Löw den gebürtigen Hamburger schon in den anstehenden Länderspielen gegen England (26. März in Berlin) und Italien (29. März in München) erstmals in seinen Kader beruft. Es wäre der logische Verlauf eines steilen Aufstieg, den Tah in jungen Jahren schon hinter sich hat. Auch Rekordmeister Bayern München soll sich bereits nach Tah erkundigt haben. In der transfermarkt.de-Liste der 25 wertvollsten Spieler der Welt, die maximal 20 Jahre alt sind, liegt Tah mit einem Marktwert von 10 Millionen Euro auf Platz 13. „Sein Weg ist noch lange nicht am Ende“, sagt Hrubesch. „Er wird auch mal einen Hänger haben, aber seine Entwicklung ist optimal. In ein bis zwei Jahren kann er ein Weltklassespieler sein.“ Viel Lob für einen 20-Jährigen. Dass sich der junge Leverkusener verrückt machen lässt, glaubt Hrubesch aber nicht. „Was mich am meisten freut, ist sein Charakter. Er ist selbstbewusst und ehrlich, auch zu sich selbst. Er weiß, was er tun muss, ich muss ihn nicht kontrollieren.“

Tah ist mental stabil. Anders als in seinem ersten Bundesligajahr, als er in ein Loch fiel, nachdem seine Vertragsdetails an die Öffentlichkeit gerieten und er mehrfach die Berater wechselte. Sein Leverkusener Kollege Kevin Kampl bezeichnet ihn als „abgeklärt“. Im ruhigen Umfeld von Bayer sei Tah gut behütet, meint auch Hrubesch. Ob das in Hamburg nicht möglich gewesen wäre? Darüber will Hrubesch nicht spekulieren. Nur so viel: „Mit dem Wechsel nach Leverkusen hat er sich zu hundert Prozent richtig entschieden.“