Berlin. Der Ex-Hamburger hat sich nach seinem Wechsel zu einem der besten Balleroberer der Liga entwickelt. Nun trifft er auf den HSV.

Per Skjelbred ist ein Jäger. Im Urlaub durchquert der Norweger gern mit seiner Frau Kristina die Wälder seiner Heimat und schießt auf Elche. Allerdings hat sich diese Leidenschaft nicht auf ein anderes Grün übertragen: Auf dem Fußballplatz, wo Skjelbred auch gern und viel unterwegs ist, hat der 28-Jährige Ladehemmung.

Kein einziges Mal aufs Tor schoss Skjelbred bis vor drei Partien. Zuletzt probierte es Herthas Mittelfeldspieler wenigstens mal, traf aber nicht ins Ziel. „Ich hoffe, dass es bald klappt“, sagt Skjelbred. Vielleicht schon am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) im Spiel in seiner alten Wahlheimat gegen den HSV.

Doch trotz seiner Torungefährlichkeit hat es der frühere Hamburger dem Hertha-Manager Michael Preetz angetan, weil er verkörpert, was sie bei den Berlinern als größte Stärke ausgemacht haben: besonderer Arbeitsethos, Teamfähigkeit und Bodenhaftung. Andere stehen öfter im Rampenlicht, wie das Sturmduo Vedad Ibisevic und Salomon Kalou. Aber hinter ihnen sorgt Skjelbred bei dem Überraschungsdritten der Bundesliga für die nötige Basisarbeit.

Darin steckt, was Skjelbreds Wert für Hertha ausmacht, und in gewisser Weise zeigt sich auch dort, dass er doch ein guter Jäger auf dem Rasen ist. Nur die Beute sind keine Tore, sondern gegnerische Pässe. Der norwegische Nationalmannschaftskapitän ist nämlich einer der besten Balleroberer der Liga.

Nur fünf Spieler haben dem Gegner in dieser Saison öfter das Spielgerät gestohlen als er (63-mal) – die Verteidiger Jannik Vestergaard (Bremen/81), Emiliano Insua (Stuttgart/79) und Joel Matip (Schalke/69) sowie der Darmstädter Peter Niemeyer und der Mainzer Julian Baumgartlinger (je 65).

„Meine Aufgabe im Spiel ist vornehmlich die defensive Arbeit. Ich soll die Bälle holen und das Tempo vorgeben“, sagt Skjelbred, dem sie diese Rolle in Hamburg nie so richtig zugetraut haben. Nun ist er der Vorarbeiter im Erfolgssystem von Hertha-Trainer Pal Dardai. „Per unterbricht die Angriffe des Gegners“, lobt Preetz, der sich immer noch gut an den wochenlangen Transferpoker mit dem HSV im Sommer 2014 erinnert: „Als er zurück zum HSV musste, habe ich ihm immer gesagt, dass wir das hinkriegen, ihn fest zu verpflichten, obwohl ich nicht hundertprozentig wusste, ob es klappt. Aber Per ist total ruhig geblieben.“

Im März sind nun erneute Gespräche über eine Ausdehnung seines Kontrakts über die bestehende Laufzeit 2017 hinaus geplant. Skjelbred sagt dazu: „Ich muss weiter meine Arbeit für die Mannschaft machen, dann kommt vielleicht auch ein neuer Vertrag.“

Neben einem neuen Vertrag winkt dem ehemaligen Bewohner der Ha­fenCity bei einem Sieg gegen den HSV am Sonntag sogar die mögliche Teilnahme an der Champions League in der kommenden Spielzeit. Doch als guter Jäger weiß Per Skjelbred, dass es wenig Sinn hat, das Fell des Bären zu verteilen, bevor er erlegt ist. Er sagt: „Europa wäre ein Traum, aber dafür müssen wir noch was tun.“