Hamburg. HSV-Profi Zoltan Stieber kämpft in den Play-offs um die erste EM-Teilnahme Ungarns seit 43 Jahren. Sein Trainer ist ein Deutscher.

Am Mittwochmorgen landete das Flugzeug mit der Nationalmannschaft Ungarns an Bord auf dem Flughafen Oslo-Gardemoen. Es ist die wichtigste Reise der einst so bedeutenden Fußballnation seit vielen Jahren. Im Hinspiel der Play-offs um die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 geht es für Ungarn an diesem Donnerstag (20.45 Uhr/Sport1) in Norwegen um die erste EM-Teilnahme seit 1972. „Für uns ist das die größte Chance, einmal in unserem Leben ein großes Turnier zu spielen“, sagt Zoltán Stieber.

Der Mittelfeldspieler vom HSV, der in Hamburg in dieser Saison nicht über die Rolle des Reservisten hinauskommt, wurde vom neuen ungarischen Nationaltrainer Bernd Storck für die beiden Spiele gegen Norwegen nominiert. Storck, ehemaliger Bundesligaspieler bei Borussia Dortmund und eigentlich Sportdirektor des Verbandes, hatte die Aufgabe im Sommer von Pal Dardai übernommen, weil dieser sich nur noch auf sein Traineramt bei Hertha BSC konzentrieren wollte.

Für die entscheidenden Spiele gegen Norwegen hat sich Storck noch zwei deutsche Kollegen in sein Trainerteam geholt. Holger Gehrke kümmert sich um die Torhüter, Andreas Möller ist Storcks Co-Trainer. Der Welt- und Europameister wurde als zusätzliche Motivationshilfe installiert. „Vielleicht ist das auch noch mal ein kleiner Push für die Spieler. Ich kann ihnen erzählen, was es bedeutet, bei einer EM dabei zu sein“, sagte Möller am Mittwoch.

Stieber will sich beim HSV weiter anbieten

Bei den Spielern kommt das deutsche Trainertrio gut an. „Man merkt, dass sie es unbedingt schaffen wollen“, sagt Stieber. Für Ungarn, zuletzt bei der WM 1986 bei einem großen Turnier dabei, wäre die Qualifikation auch die Chance, europaweit wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen. Mit der Errichtung eines Grenzzauns war das Land im Zuge der Flüchtlingskrise in den vergangenen Wochen international in die Kritik geraten. „Die EM-Teilnahme könnte unserem Land einen Schub geben“, sagt Stieber.

Der 27-Jährige macht sich Hoffnungen, in Norwegen zum Einsatz zu kommen. Beim HSV gehörte er an den ersten neun Spieltagen nicht ein Mal zum Kader, in Hoffenheim wurde er vor drei Wochen erstmals wieder eingewechselt und war gleich an der Entstehung des Siegtores beteiligt. Danach erhielt Stieber ein Extralob von Trainer Bruno Labbadia, wie er mit der schwierigen Situation der ersten Wochen umgegangen sei. „Ich versuche mich jeden Tag anzubieten und hoffe, dass der Trainer das sieht“, sagt Stieber. Gedanken über einen Wechsel im Winter will er sich im Moment nicht machen. Neben Stieber ist vom HSV auch Emir Spahic in den Play-offs im Einsatz. Mit Bosnien spielt er gegen Irland am Freitag zunächst zu Hause in Zenica, das Rückspiel steht am Montag in Dublin an. Nur Zuschauer ist der verletzte HSV-Profi Albin Ekdal im Duell seiner Schweden gegen Dänemark.

EM-Playoffs: Norwegen – Ungarn (Do/So), Bosnien – Irland (Fr/Mo), Ukraine – Slowenien (Sa/Di), Schweden – Dänemark (Sa/Di).