Hamburg. „Weltklasse“ und „sensationell gehalten“: Nach dem unterhaltsamen 0:0 gegen Frankfurt sind alle beim HSV voll des Lobes für Drobny.

Am Morgen nach dem 0:0 gegen Frankfurt gab es Redebedarf. Reichlich Redebedarf. Zunächst war es HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer, der sich nach dem kurzen Auslaufen höchstpersönlich bei Torhüter Jaroslav Drobny erkundigen wollte. Dann war der nächste Torwart an der Reihe: Fast zehn Minuten standen René Adler und Bruno Labbadia auf dem Trainingsplatz und unterhielten sich. Und als auch dieses Gespräch vorbei war, ging der Unterhaltungsmarathon in die dritte und vorerst letzte Runde. Nun war es wieder Beiersdorfer, der sich von Labbadia auf den neuesten Stand bringen lassen wollte. „Als Trainer gibt es immer zwei Seiten. Aber ich muss die Entscheidungen treffen“, sagte Labbadia am Mittag, als zuvor offenbar schon alles gesagt wurde, was es zu sagen gab.

0:0 hatte der HSV am Vortag gegen Eintracht Frankfurt gespielt. Es war ein 0:0 der besseren Sorte. Doch wie es bei torlosen Spielen nun mal üblich ist, standen im Anschluss weniger die Torjäger als eher die Torverhinderer im Mittelpunkt. „Sensationell gehalten“, habe Drobny, lobte Nicolai Müller. Für Gojko Kacar war die Leistung des Tschechen, der überraschend für den wieder fitten Adler spielen durfte, „ex­trem wichtig“. Und Johan Djourou bescheinigte dem Keeper direkt mal „Weltklasse“. Doch so richtig zum Thema wurde die Causa Drobny erst durch Labbadia. „Drobo hat es gut gemacht“, sagte der Trainer. Doch dann beantwortete der Coach die Nachfrage, wer denn nun am Dienstag gegen Ingolstadt im Tor stehen würde, mit zwei weiteren Sätzen, die sich via Twitter, Facebook und all diesen anderen E-Brieftauben umgehend verbreiteten: „Kopf und Bauch entscheiden, was zurzeit das Beste für das Team ist. Das ist eine Situation, die wir so gar nicht erwartet haben.“ Der HSV, das war nun klar, hat wieder mal eine T-Frage.

Denn diese Situation, von der Labbadia da sprach, ist in Hamburg nicht neu. Drobny oder Adler – es kann nur einen geben. Fast auf den Tag ein Jahr ist es her, dass das Abendblatt mit dieser These titelte. Damals war es zunächst Mirko Slomka, der nach einem 0:3 gegen Paderborn ein Zeichen setzen wollte und den von ihm ungeliebten Adler durch den vor allem innerhalb der Mannschaft beliebten Drobny ersetzte. Doch als dann der HSV ein Zeichen setzte und nur ein Spiel später den von allen ungeliebten Slomka „bis auf Weiteres“ durch Joe Zinnbauer ersetzte, war es immer noch Drobny, der in den Spielen im Tor stand.

Rein, raus, rein, raus. Dieses Spielchen beherrscht der Keeper nicht nur auf dem Rasen wie kaum ein anderer. 2010 wurde der mittlerweile dienstälteste Hamburger vom HSV als Nummer eins verpflichtet. Doch Platzhirsch Frank Rost ließ sich weder verkaufen noch verdrängen – bis zum neunten Spieltag. Rost verletzte sich, und Drobny durfte rein. Doch vier Spiele und neun Gegentore später sollte er wieder raus. 2011 musste Rost weg – und Drobny erneut rein. Ein Jahr später kam Adler – und Drobny sollte bis auf zwei Spiele wieder raus. 2013 blieb alles beim Alten. Adler war drin, Drobny bis auf fünf Einsätze inklusive Relegation draußen. Dann die letzte Saison. Erst war Adler drin und Drobny draußen, dann umgekehrt. Doch als Drobny Rot in Hoffenheim sah, war er wieder da, wo er so oft war: draußen. Bis jetzt.

Einzelkritik: Drobny bester Mann

„Jaro übernimmt einen sehr wichtigen Teil bei uns. Er ist mehr als nur ein super Torhüter“, sagt Kacar, der Drobny so gut wie kein anderer Hamburger kennt. Seit 2008 spielen beide im gleichen Club. Zunächst zwei Jahre bei Hertha, nun seit fünf Jahren beim HSV. Dabei ist Kacar längst nicht der Einzige, der Drobnys Stellenwert unabhängig von seiner Leistung zwischen den Pfosten anerkennt. Anders als auf dem Rasen hat Drobny im Mannschaftsrat schon seit Jahren einen Stammplatz. Und auch an seiner Rolle als Kassenwart wird nicht gerüttelt.

HSV gegen Frankfurt endet torlos

Der HSV und Eintracht Frankfurt trennen sich torlos 0:0
Der HSV und Eintracht Frankfurt trennen sich torlos 0:0 © WITTERS | ValeriaWitters
Die Hamburger hatten die besseren Chancen, verpassten aber die Tore
Die Hamburger hatten die besseren Chancen, verpassten aber die Tore © WITTERS | TayDucLam
Aaron Hunt zeigte eine klasse Partie und bewies, dass er ein ganz wichtiger Mann beim HSV werden kann
Aaron Hunt zeigte eine klasse Partie und bewies, dass er ein ganz wichtiger Mann beim HSV werden kann © WITTERS | TayDucLam
David Abraham und Pierre-Michel Lasogga im Zweikampf um den Ball
David Abraham und Pierre-Michel Lasogga im Zweikampf um den Ball © WITTERS | TayDucLam
Nicolai Müller wird gefoult. Auch Müller zeigte eine gute Partie
Nicolai Müller wird gefoult. Auch Müller zeigte eine gute Partie © WITTERS | TayDucLam
Trainer Bruno Labbadia an der Seitenlinie
Trainer Bruno Labbadia an der Seitenlinie © WITTERS | TayDucLam
Pierre-Michel Lasogga hatte vorne nicht viele Möglichkeiten, half aber, wie hier, immer wieder auch in der Defensive mit Kopfbällen
Pierre-Michel Lasogga hatte vorne nicht viele Möglichkeiten, half aber, wie hier, immer wieder auch in der Defensive mit Kopfbällen © WITTERS | TayDucLam
Makoto Hasebe vor Aaron Hunt am Ball
Makoto Hasebe vor Aaron Hunt am Ball © WITTERS | TayDucLam
In der zweiten Halbzeit hielt Jaroslav Drobny die Punkte für den HSV fest
In der zweiten Halbzeit hielt Jaroslav Drobny die Punkte für den HSV fest © WITTERS | TayDucLam
Makoto Hasebe gegen Matthias Ostrzolek im Zweikampf
Makoto Hasebe gegen Matthias Ostrzolek im Zweikampf © WITTERS | ValeriaWitters
Hamburgs Pierre-Michel Lasogga (l) und Frankfurts David Abraham kämpfen um den Ball
Hamburgs Pierre-Michel Lasogga (l) und Frankfurts David Abraham kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Reinhardt
Ivo Ilicevic hatte die Führung auf dem Fuß, vergab aber kläglich. Seine Reaktion auf dem Rasen
Ivo Ilicevic hatte die Führung auf dem Fuß, vergab aber kläglich. Seine Reaktion auf dem Rasen © WITTERS | TayDucLam
Nicolai Müller überspringt eine Grätsche von Stefan Reinartz
Nicolai Müller überspringt eine Grätsche von Stefan Reinartz © WITTERS | TayDucLam
Hamburgs Lewis Holtby (l) und Frankfurts Aleksandar Ignjovski kämpfen um den Ball
Hamburgs Lewis Holtby (l) und Frankfurts Aleksandar Ignjovski kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Reinhardt
Torwart Jaroslav Drobny hielt die Punkte für den HSV fest
Torwart Jaroslav Drobny hielt die Punkte für den HSV fest © WITTERS | TayDucLam
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Dass Jaroslav Drobny im kommenden Monat stolze 36 Jahre alt wird, stört kaum jemanden. Genau wie bei Adler läuft auch sein Vertrag noch bis 2017, danach soll er als Torwarttrainer beim HSV einsteigen. Für das Leben danach ist Drobny längst gewappnet. Im vergangenen Jahr hat er sein Abitur nachgeholt, dann den A-Trainer-Schein gemacht. So ein Teilzeitleben als Nummer eins hat auch seine Vorteile. Es blieb sogar Zeit, um auch den Bootsführerschein zu machen. Drobny ist also ein Kapitän, ein ganz offizieller. Das ist Adler nur auf dem Platz, und auch nur dann, wenn Djourou ausfällt. Adler ist stellvertretener Kapitän – und wahrscheinlich vorerst auch nur stellvertretene Nummer eins. „René ist die ganze Zeit ein absoluter Stammspieler gewesen, er hat das super gemacht“, sagte Labbadia. Einerseits. Doch es gab ja auch noch ein Andererseits: „Jetzt hat aber Drobo zweimal zu Null gespielt, er hat richtig Gas gegeben.“

Und Drobny und Adler? Die sagten zunächst mal nichts. Öffentlich redet Drobny ohnehin fast nie, Adler nur dann, wenn ihm danach ist. Doch geredet wurde am Sonntag ja auch so genug.