Hamburg. Die 16 Erfolgserlebnisse des HSV in der Saison 2014/2015 sind kaum zu unterbieten. Am Sonnabend gegen den FC Augsburg will der HSV nach sechs torlosen Partien wieder treffen.

Einzigartigkeit ist prinzipiell ja nichts Schlechtes. Gerade im Fußball ist es immer wieder von Vorteil, sich von der Konkurrenz abzuheben. So stellt der HSV gern seine einzigartige Bundesligazugehörigkeit in den Fokus, die dem Verein einen gewissen Glanz verleiht. Doch dieses Alleinstellungsmerkmal droht zu schwinden. Vor allem, wenn der HSV am Sonnabend gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) nicht endlich mal wieder gewinnt.

15 Punkte sind in den verbleibenden fünf Spielen noch zu vergeben – und die würden aller Wahrscheinlichkeit nach reichen, auch im kommenden Jahr erstklassig zu spielen. Doch dafür müssten die Profis mindestens noch fünf Tore erzielen. Was nicht nach einem Hexenwerk klingt, wäre dennoch überraschend: Es würde bedeuten, dass der HSV knapp ein Drittel aller bisher erzielten Treffer in knapp einem Siebtel der verbleibenen Partien nachlegen muss. Mutmachende Statistik sieht anders aus.

Die letzten sechs Spiele, genaugenommen seit 586 Minuten, steht die Null aus HSV-Sicht allerdings auf der falschen Seite. 16 Tore sind das bisher kümmerliche Ergebnis der Hamburger Offensivbemühungen, etwas mehr als ein halbes Erfolgserlebnis pro Partie. Und auch mit dieser Ausbeute ist der HSV einzigartig im nahezu gesamten Europa. Gut, in Albanien gibt es den Klubi Futbollit Apolonia Fier, der es irgendwie geschafft hat, nach 29 Spieltagen nur neun Tore zu erzielen. Und der griechische Club Niki Volou durfte im gleichen Zeitraum sogar nur sieben Mal jubeln, was allerdings damit zusammenhängt, dass ein Gerichtsbeschluss wegen ausstehender Zahlungen an Ex-Spieler vorliegt und seit dem 16. Spieltag alle Begegnungen mit 0:3 gegen den Aufsteiger gewertet wurden. Aber in allen halbwegs ernstzunehmenden Ligen stand einzig der Premier-League-Club Aston Villa bis zum 28. Spieltag noch schlechter da. Die Birminghamer hatten tatsächlich erst 15 Treffer auf dem Konto. Allerdings so klug verteilt, dass sie nicht auf einem Abstiegsplatz standen. Doch am 29. Spieltag siegte das Team mit 4:0 beim AFC Sunderland und schraubte das Torkonto auf 19.

Für den HSV scheint dieser Wert allerdings unerreichbar. Die bisherigen Darbietungen, egal unter welchem Trainer, machen kaum Hoffnung, dass sich an dem stümperhaften Offensivfußball irgendwas ändern wird. In den vergangenen sechs Partien kam der HSV zusammengerechnet gerade mal auf 13 Torchancen! Genauso einzigartig wie der Punkteschnitt gegen den FC Augsburg aus den bisherigen Aufeinandertreffen: 0,57 – so niedrig wie gegen keinen anderen Bundesligaclub.

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    Das ist für Trainer Bruno Labbadia allerdings kein Grund, das System mit nur einem Stürmer aufzugeben: „Ich muss die Organisation wählen, die am besten zu unserer Mannschaft passt. Es geht auch um die richtige Raumaufteilung, wie man gestaffelt stehen kann. Zudem brauchen Stürmer auch immer Zuspieler. Und Ivica Olic ist für mich im Vorwärtsgang eine zweite Spitze, auch wenn er auf dem Papier über die linke Seite kommt“, erklärt der Coach.

    Sein Vorgänger Peter Knäbel war da ganz anderer Ansicht und hatte zwei richtige Stürmer als „echte Option“ bezeichnet. Doch gegen Augsburg wird Pierre-Michel Lasogga im Strafraum wohl erneut als Einzelkämpfer unterwegs sein. Angreifer Maximilian Beister, der nach seiner schweren Knieverletzung nun schon seit Monaten wieder im Mannschaftstraining steht, spielt auch bei Labbadia keine Rolle und wurde erneut ins Regionalligateam verfrachtet, um „Spielpraxis“ zu sammeln. Und Artjoms Rudnevs hat sich den Status als Hoffnungsträger mit Gruselleistungen längst verbaut.

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      Immerhin hat Labbadia so reichlich Optionen, von der Bank aus für offensive Impulse zu sorgen, sollte die Null weiter Bestand haben. Zum Glück für den Bundesliga-Dino konnte sich Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer mit einer seiner einzigartigen Ideen vor Jahren nicht durchsetzen: Er schlug vor, bei einem torlosen Remis gar keine Punkte zu verteilen. In diesem Falle hätte der HSV jetzt fünf Zähler weniger und wäre wohl so gut wie abgestiegen.