Hamburg. Vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg sind 28 HSV-Profis einsatzfähig. Díaz soll für Passsicherheit sorgen. Ändert Knäbel das System?

Wie oft hatten die Verantwortlichen des HSV in den vergangenen Jahren beklagt, dass die Mannschaft unter enormem Verletzungspech leide. Oft zu Recht, wohlgemerkt, auch in dieser Spielzeit. Doch diese Benachteiligung ist spätestens vor dem kommenden Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) Makulatur. Denn am Dienstag kehrte mit Marcell Jansen, der nach seinem Muskelfaserriss wesentlich länger ausfiel als zunächst vermutet, auch der letzte angeschlagene Profi ins Mannschaftstraining zurück. Da auch Cléber nach seiner Sperre wieder zur Verfügung steht, kann Trainer Peter Knäbel aus 28 einsatzfähigen Spielern nun die elf herausfiltern, die die Schmach von Leverkusen vergessen machen sollen.

Sollte Jansen schnell fit werden, dürfte der Linksfuß in den Überlegungen seines Fußballlehrers eine gewichtige Rolle spielen. Denn obwohl der Vertrag des 29-Jährigen nach der Saison nicht verlängert wird, ist ihm in Normalform auch ohne HSV-Zukunft als Linksverteidiger mehr zuzutrauen als seinen Konkurrenten auf dieser Position. Doch ob der ehemalige Nationalspieler jetzt endlich wieder voll angreifen kann, bleibt abzuwarten. Schon zweimal musste Jansen seine geplante Rückkehr ins Team verschieben. Seine Muskeln wollen oft nicht so, wie er will. Das Nachmittagstraining am Dienstag ließ er dann auch vorsichtshalber sausen, ging lieber mit Athletiktrainer Markus Günther laufen.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist die Rückkehr von Marcelo Díaz ins defensive Mittelfeld. Knäbel macht keinen Hehl daraus, dass der Chilene bei ihm gesetzt ist, sofern es die Fitness nach der sechswöchigen Pause (Innenbandanriss) zulässt – und danach sieht es aus. Denn das wohl größte der vielen Probleme des Bundesliga-Dinos ist das saubere Passspiel, vor allem wenn der Gegner Druck ausübt. Und sichere Anspiele kann Díaz besser als die meisten seiner Mitspieler. „Er wird uns helfen, den Ball nach vorne zu tragen“, hatte Knäbel schon bei seiner Verpflichtung gesagt – und nach dem Leverkusen-Spiel nachgelegt: „Durch seine Passsicherheit macht er auch andere Spieler besser.“ Gegen Bayer 04 brachte der Neuzugang nach seiner Einwechslung in der Tat 91 Prozent aller Bälle zum eigenen Mann, über seine gesamten vier Einsätze gesehen immer noch 85 Prozent. Seine Mittelfeldkollegen kommen gerade mal auf 74 Prozent. Doch die entscheidenden Pässe in die Schnittstellen, aus denen Torchancen resultieren, konnte auch der ehemalige Baseler bisher nicht unterbringen.

Als sonderlich abschlussstark gilt Díaz leider auch nicht. Damit bleibt das zweite große HSV-Problem ungelöst. Knäbel hatte schon angedeutet, dass er sich auch gegen die starken Wolfsburger eine Doppelspitze vorstellen kann, um Ivica Olic zu entlasten. Und so durften die Stürmer und die Flankengeber am Dienstag noch eine Extraschicht einlegen, damit zumindest eine katas­trophale Bilanz aufgebessert werden kann: Noch nicht ein einziges Kopfballtor gelang den Hamburgern in dieser Saison. Das gab es nach 27 Spieltagen in der Bundesliga seit der Datenerfassung noch nie. Beim Abschlussspielchen blieb Olic jedoch die einzige Spitze. Pierre-Michel Lasogga, der nach einem Zusammenprall kurz behandelt werden musste, blieb im Reserveteam. Dafür rückten neben Díaz mit Maximilian Beister, Rafael van der Vaart und Lewis Holtby drei Neue in die A-Elf, die ihre Stärken in der Offensive haben. Die Fans scheinen immerhin an ein gutes Ende zu glauben: Bereits über 55.000 Tickets wurden für das Spiel abgesetzt.