Hamburg. Während und nach dem Remis gegen den BVB rückten Hamburgs Vorkämpfer in den Fokus: Westermann mit einer Wutrede, Behrami mit seiner Härte.
Aggressionen dienen Fußballtrainern gerne als Indiz dafür, dass eine Mannschaft lebt. Und so standen beim HSV nach dem hart erkämpften Punktgewinn gegen Borussia Dortmund vor allem zwei Profis im Mittelpunkt: Während Abräumer Valon Behrami wegen seiner harten Gangart den Gegner auf die Palme brachte, teilte Hamburgs Abwehrmann Heiko Westermann nach dem Spiel gegen seine Kritiker aus.
„Ich war immer hier und habe meinen Arsch hingehalten“, fauchte der 31-Jährige und teilte in bester „Motzki“-Manier weiter aus. Er wolle sich seinen Namen von den „Idioten“ nicht kaputtmachen lassen machen. Das Ganze gipfelte in Westermanns Fazit: „Die können mich mal am Arsch lecken.“
Beim 0:0 gegen den BVB war der Routinier wieder mal richtig gut - und am Ende stand auch wegen seiner Top-Leistung ein wertvoller Punktgewinn für den HSV zu Buche. Trotzdem war Westermann mächtig angefressen. Vielleicht auch, weil hinter dem Franken keine einfachen Zeiten liegen. Verletzungspause, Ersatzbank, mal gute, mal schwache Spiele: Schelte gab es deswegen für den Defensiv-Allrounder in letzter Zeit von Kritikern und Fans gleichermaßen.
Knäbel spricht mit Westermann in der Länderspielpause
Die prekäre Lage im Bundesliga-Abstiegskampf ist Westermann dabei nur zu bewusst. Und wenn der HSV wie angekündigt in seinem Riesenkader im Sommer ausmistet, könnte das auch für ihn selbst nach fünf Jahren das Aus an der Elbe bedeuten.
Allerdings ist das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen. In der Länderspielpause Ende dieses Monats will sich Sportdirektor Peter Knäbel mit jenen Akteuren zusammensetzen, deren Kontrakte auslaufen. Bis dahin kann „HW4“ in den Spielen gegen Hoffenheim und Hertha BSC weiter positive Werbung für sich machen.
Zinnbauer stellt sich hinter Westermann
HSV-Trainer Joe Zinnbauer äußerte derweil Verständnis für den Wutausbruch seines Profis. "Ich finde, nach gefühlten fünf Jahren ist es mal an der Zeit gewesen, dass er explodiert", sagte Zinnbauer am Sonntag: "Heiko hat hier jahrelang den Kopf herhalten müssen. Er hat sich ausgekotzt, das gehört dazu. Irgendwann platzt da mal der Kragen. Ich kann ihn verstehen", sagte der 44-Jährig. "Ich freue mich darüber. Das habe ich von ihm auch während des Spiels immer verlangt, dass er explodiert und sich auch verbal etwas zutraut. Wenn er das mit nach Hoffenheim nehmen kann, das wäre top. Das brauchen wir im Moment."
Westermann gehörte gegen den BVB mit 71 Prozent gewonnener Zweikämpfe zu den besten seines Teams. Der Defensiv-Allrounder verteidigte zunächst auf der linken Außenbahn und bot nach der Verletzung von Kapitän Johan Djourou (muskuläre Probleme/18.) auch in der Innenverteidigung eine starke Leistung.
HSV erkämpft Punkt gegen Dortmund
BVB -Bosse schäumen wegen Behrami
Gewinnbringend für den HSV sind derweil die kämpferischen Qualitäten Behramis, die der Schweizer gegen Dortmund nach langer Verletzungspause endlich wieder unter Beweis stellen durfte - zum Leidwesen der Gäste. Eigentlich hätte das Spiel für Hamburgs "Aggressiv-Leader" nach einem Ellenbogenschlag gegen Henrich Mchitarjan nach drei Minuten durchaus beendet sein können.
Stattdessen durfte Behrami weiterspielen und wurde von HSV-Trainer Joe Zinnbauer erst nach einer Stunde vorsorglich aus dem Spiel genommen. Dass der übermotivierte Valon Behrami mit seiner Auswechslung nach einer Stunde einem Platzverweis zuvorkommen konnte, ärgerte die BVB-Bosse. "Behrami hätte vom Platz fliegen müssen, oder zehn Minuten später, oder wieder zehn Minuten", echauffierte sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc über die Zurückhaltung des Schiedsrichtergespanns um Peter Gagelmann (Bremen).
Zinnbauer begründete die überharte Spielweise seines Schützlings auf seine Art. "Valon wollte sich auch schützen", sagte der 44-Jährige: "Wir wissen, dass er gerade mal ein paar Tage auf dem Platz gestanden ist und die Koordination auch noch fehlt." Klopp konterte die Aussage seines Hamburger Kollegen schlagfertig: "Die Koordination hat gereicht, um den Arm nach oben zu nehmen und Mchitarjan ins Gesicht zu schlagen." (HA/dpa/sid)
Statistik
Hamburg: Drobny - Diekmeier, Djourou (18. Marcos), Cleber, Westermann - Behrami (60. Kacar), Jiracek - Nicolai Müller, Gouaida (82. van der Vaart) - Olic, Stieber. - Trainer: Zinnbauer
Dortmund: Weidenfeller - Kirch, Subotic, Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Gündogan - Mchitarjan (76. Blaszczykowski), Kagawa (46. Kampl), Reus - Aubameyang (76. Immobile). - Trainer: Klopp
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
Beste Spieler: Westermann, Gouiada - Sven Bender, Gündogan
Gelbe Karten: Behrami (6), Nicolai Müller (5), Diekmeier (6), Cleber (4), van der Vaart (8) - Mchitarjan (3), Subotic (6)
Torschüsse: 4:12
Ecken: 1:7
Ballbesitz: 37:63 %