An hohe Niederlagen haben sich die Fans des HSV längst gewöhnt. Was mindestens ebenso frustrierend sein dürfte: Die Bilanz nach den jüngsten verheerenden Pleiten gibt kaum Anlass zur Hoffnung.
Hamburg. 0:8, 2:6, 0:5, 1:5, 2:9 - alleine für die Klatschen-Dokumentation der jüngeren Vereinsgeschichte könnte der HSV inzwischen einen eigenen Archivar anstellen. Dass die Münchener Acht-Tore-Demütigung vom Sonnabend die höchste Bundesliganiederlage der stolzen Hamburger bedeutet, hat sich längst herumgesprochen.
Traurig genug, dass sich mancher Anhänger der Rothosen schon fast an eine Regelmäßigkeit der sportlichen Untergänge gewöhnt haben dürfte. Was allerdings fast noch frustrierender erscheint: Nach den letzten Ausnahmepleiten haben die HSV-Profis fast ausnahmslos eine Reaktion auf dem Platz vermissen lassen. Alleine die vergangenen vier hohen Niederlagen hatten weitere sieglose Spiele zur Folge.
Vor allem in der letzten Saison hagelte es Gegentore, darunter auch im DFB-Pokal. Auf das 0:5 im Viertelfinale gegen Bayern München unterbot der HSV wenige Tage in der Bundesliga gefühlt sogar noch. Das 2:4 beim damaligen Tabellenletzten Braunschweig war gleichzeitig der letzte Arbeitsnachweis von Trainer Bert van Marwijk. Sein Nachfolger debütierte eine Woche später dann immerhin mit einem 3:0 gegen Dortmund.
Auch Fink musste gehen
Die Borussia hatte den Hamburgern dafür im Hinspiel bereits ordentlich eingeschenkt. Für die 2:6-Niederlage am 5. Spieltag wurde wiederum Coach Thorsten Fink verantwortlich gemacht, der nach dieser Packung seinen Hut nehmen musste. Doch Interimslösung Rodolfo Cardoso erging es im daruffolgenden Spiel wenig besser, der HSV verlor ausgerechnet das wichtige Nordderby gegen Werder Bremen auf eigenem Platz mit 0:2.
Das Dortmund-Debakel war selbstredend nicht die erste hohe Niederlage der Saison 2013/14. Diese läutete der HSV nämlich bereits im ersten Heimspiel gegen Hoffenheim denkbar schlecht ein. 1:5 hieß es am Ende im Volkspark. Noch immer schwindelige Hamburger ließen daraufhin eine 0:1-Niederlage in Berlin folgen.
Bliebe das bis dato denkwürdigste München-Erlebnis vom 30. März 2013. Das 2:9 vor Millionenpublikum am Sonnabendabend begründete das Schießbudenimage des Bundesliga-Dinos. Immerhin machte Hamburg im darauffolgenden Heimspiel die Bude einigermaßen dicht. Die 0:1-Niederlage gegen Freiburg konnte dies dennoch nicht verhindern.
Verzicht auf Aktionismus
Welch tiefe Spuren das 0:8 von München nun tatsächlich hinterlässt, wird sich schon am nächsten Sonntag (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) zeigen, wenn der HSV gegen Borussia Mönchengladbach um Wiedergutmachung bemüht ist. Der letzte Heimauftritt gegen Gladbach lässt dabei wenig Hoffnung zu: Am 2. November 2013 verlor der HSV durch zwei Treffer von Max Kruse mit 0:2.
Einziger Lichtblick: Die Schmach gegen die Bayern war in dieser Saison die bislang einzige Niederlage mit vier oder mehr Toren Unterschied. Bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft und speziell auch Trainer Joe Zinnbauer aus dem Auftritt in der Allianz Arena gelernt haben und den Ankündigungen aus der Chefetage Taten folgen lassen.
Für die Rückgewinnung der Zuschauergunst dürften diese angesichts des Verzichts auf sonstigen Aktionismus auch dringend nötig sein. Anders als beim Fan-Grillfest nach der 2:9-Blamage vor zwei Jahren hatte der Verein diesmal nämlich auf entsprechende Gesten verzichtet. Nur ein ordentliches Auftreten und einen Sieg gegen Gladbach könne er als Wiedergutmachung akzeptieren, sagte Manager Peter Knäbel.