Der HSV droht Ex-Fitnesstrainer Nikola Vidovic wegen 13,98 Litern Benzin mit Strafanzeige. „Wir lassen uns doch nicht von einem Fitnesstrainer unter Druck setzen“, sagte HSV-Anwalt Menke.

Hamburg. Es dauerte nicht mal fünf Sekunden, ehe es am Mittwoch im Saal 112 des Arbeitsgerichts so richtig zur Sache ging. Vor Gericht standen auf der einen Seite Ex-HSV-Fitnesstrainer Nikola Vidovic, dem im September gekündigt worden war und der sich durch Anwalt Horst Kletke vertreten ließ – und auf der anderen Seite HSV-Anwalt Johan-Michel Menke (Kanzlei Heuking), der vom früheren HSV-Finanzchef Oliver Peter begleitet wurde. Und Menke ging direkt zum Angriff über: Es könne doch nicht sein, so Menke, dass Vidovic, der mittlerweile als Athletiktrainer unter Thorsten Fink auf Zypern arbeitet, nicht persönlich vor Ort sei.

Was dann folgte, dürfte es in der Bundesliga so wohl noch nicht gegeben haben. HSV-Anwalt Menke warf Vidovic vor, mit seiner HSV-Firmen-Tankkarte 13,98 (!) Liter Benzin privat getankt zu haben. Die Begründung: Sein Dienstwagen sei ein Diesel, getankt wurde aber am 12. September Super. „Das kann sich die Fußball AG des HSV nicht gefallen lassen“, sagte Menke, der wegen des „Missbrauchs der Tankkarte“ offen mit einer Strafanzeige drohte, sofern sich die Parteien nicht gütlich einigen würden.

Dies sei auch der Grund gewesen, warum dem schon zuvor gekündigten Vidovic am 29. Dezember noch ein zweites Mal gekündigt wurde. Damit aber nicht genug: „Die Mannschaft war in einem katastrophalen Zustand“, begründete der HSV-Anwalt die erste Kündigung, für die er aber keine Beweise außer dem eigenen Gefühl anbrachte: „Jeder im Stadion hat das doch gesehen.“

90 Minuten voller gegenseitiger Beschuldigungen später musste sich der HSV wie so oft in dieser Saison auch vor Gericht auf die eigene Defensive konzentrieren. Nachdem es zuvor zu keiner gütlichen Einigung gekommen war, schlug Richter Philipp Leydecker als Vergleich eine Abfindung in Höhe von 120.000 Euro vor. Diese war vor dem Tank-Skandal bereits vom HSV vorgeschlagen worden, während Vidovic-Anwalt Kletke ursprünglich 200.000 von den noch bis Vertragsende im Sommer 2016 ausstehenden 285.000 Euro gefordert hatte. Und während Kletke dem neuerlichen Vergleich zustimmte, bat der HSV, der nun nur noch bereit war, zwei Monatsgehälter von jeweils 15.000 Euro zu zahlen, bis zum 25. Februar um Bedenkzeit.

Der Grund: Menke und Peter konnten HSV-Vorstand Frank Wettstein telefonisch nicht erreichen. „Wir lassen uns doch nicht von einem Fitnesstrainer unter Druck setzen“, sagte Menke, dem vor Gericht allerdings dringend empfohlen wurde, das Vergleichsangebot anzunehmen. Zum Ende der Verhandlung wurde noch fleißig um Kleinigkeiten für das Protokoll gestritten. Richter Leydeckers Schlusswort an den HSV: „Ich sehe ein erhebliches Risiko für Ihre Seite.“

So oder so werden sich Vidovic-Anwalt Kletke und Heuking-Anwalt Menke vor Gericht schon bald wiedersehen – dann aber vor dem Landesarbeitsgericht Hamburg. Dort soll noch im März die fristlose Kündigung von Ex-HSV-Sportchef Oliver Kreuzer verhandelt werden – und die nächste Schlammschlacht droht.