Der umworbene VfL-Angreifer Ivica Olic wäre nicht der erste Profi, der beim Bundesliga-Dino eine zweite Runde dreht. Oft gingen die Rückholaktionen allerdings schief.

Hamburg. Weltmeister André Schürrle rückt in den Fokus des HSV! Stimmt zwar, allerdings nicht in der Art, wie es sich wohl fast alle Fans des Bundesliga-Dinos erträumen würden. Als Neuverpflichtung in Hamburg scheidet der Angreifer vom FC Chelsea London aus wirtschaftlichen Gründen leider aus, doch rund 200 Kilometer weiter südlich interessiert sich der finanzkräftige VfL Wolfsburg weiterhin brennend für den Nationalspieler. Sollte dieser Deal gelingen, wäre der Weg für den vom HSV umworbenen VfL-Profi Ivica Olic frei, der dann hinter Schürrle und Bas Dost als Stürmer Nummer drei für die Wölfe verzichtbar wäre.

Problem an der Sache: Chelseas Coach José Mourinho erklärte zuletzt, dass er seinen Schützling nur bei einem „phänomenalen Angebot“ abgeben würde. Die Schmerzgrenze für einen Transfer des 24-Jährigen soll bei rund 30 Millionen Euro liegen. Angeblich sogar eine machbare Summe für Wolfsburg, doch aus Gründen des Financial-Fairplay der Uefa, wonach Vereine nicht mehr Geld ausgeben dürfen, als sie einnehmen, ist dieser Deal nur schwer umzusetzen. Jetzt streben die Wolfsburger ein Leihgeschäft an mit der Option, sich die Dienste Schürrles im Sommer endgültig zu sichern. Wie die brasilianische Zeitung „Globo Esporte“ berichtet, hat der VfL zudem ein Angebot für den 18 Jahre alten Außenstürmer Kenedy von Fluminense abgegeben, der als weitere Alternative in Frage käme.

Olic selbst wurde am Mittwoch in Wolfsburg abgeschottet, das Team trainierte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. An seinem Wunsch, nach Hamburg zurückzukehren, hat sich jedoch nichts geändert. Auch die Fans sind Feuer und Flamme für ihren ehemaligen Publikumsliebling. In Anlehnung an den Film „Free Willy“ diskutieren sie auf Twitter unter dem Hashtag „freeolic“ über die geplante Rückholaktion. Die große Mehrheit wäre hocherfreut, sollte der nimmermüde Kroate bald wieder im Volkspark auflaufen.

Identifikationsfiguren für Verein und Fans

Und Olic wäre bei weitem nicht der erste Akteur, der nach Gastspielen bei anderen Clubs zum HSV zurückkehren würde. Nicht immer haben sich solche Rückholaktionen für die Hamburger sportlich rentiert, zumindest jedoch meist für viel Aufsehen gesorgt. Unvergessen ist die Rückkehr von Manfred Kaltz, der von 1971 bis 1989 durchgehend für den HSV auflief. Eigentlich wollte der „Flankengott“ seine Karriere danach in Frankreich beenden, wo er für Girondins Bordeaux und Mulhouse spielte, doch am 8. September 1990 feierte er im Heimspiel gegen Mönchengladbach sein Comeback unter Trainer Gerd-Volker Schock. Im weiteren Saisonverlauf machte Kaltz zwar nur noch 13 Spiele, gehörte aber zu der Mannschaft, die 1991 in den Uefa-Cup einzog.

Thomas Doll, Jörg Albertz, Tobias Homp oder auch Rafael van der Vaart sind weitere Beispiele aus der Vergangenheit des Clubs, bei denen sich die jeweiligen Verantwortlichen an ihre ehemaligen Helden erinnern und sie zu einer Rückkehr bewegt hatten. An die sportlichen Glanzzeiten aus ihrer ersten Zeit beim HSV konnten sie allesamt nicht anknüpfen. Als Identifikationsfiguren machten ihre Verpflichtungen jedoch durchaus Sinn.

Doch der HSV hat auch positive Erfahrungen mit Rückkehrern machen können. Schlussmann „Jupp“ Koitka, der Anfang der 80er schon im HSV-Tor stand, konnte es bei seiner Rückkehr 1987 als Nachfolger von Mladen Pralija nur besser machen als sein Vorgänger. Uli Stein sorgte mit seiner Erfahrung 1994 ebenfalls für Stabilität in der Hintermannschaft der Hamburger. Auch der Däne Stig Töfting steigerte sich bei seiner zweiten Runde im HSV-Trikot deutlich.

Ehemalige als Retter gefeiert

Ein Rückkehrer stach aber heraus: Rodolfo Esteban Cardoso. Als Trainer Frank Pagelsdorf nicht mehr mit dem Argentinier plante, wurde er in seine Heimat verliehen. Ein späterer Verkauf scheiterte, so dass Cardoso, mehr geduldet als gewollt, eineinhalb Jahre später wieder beim HSV auf dem Trainingsplatz erschien. Und völlig unerwartet zu einem Leistungsträger wurde: Er führte seinen Verein in die Champions-League-Qualifikation. „Ich hatte damals nicht viel zu verlieren“, erinnert sich Cardoso. „Pagelsdorf hatte mich zu Recht nicht aufgestellt, da ich konditionell viel zu schwach war. Nach meiner Rückkehr stand ich voll im Saft und konnte wieder Impulse setzen.“

Generell sieht Cardoso ein Comeback bei einem alten Verein zwiegespalten. Zum einen seien die Erwartungen meist hoch, gerade beim HSV wurde ein Ehemaliger oft als der Retter schlechthin angesehen, vor allem, wenn das Team nicht gefestigt war. Andererseits sei die Eingewöhnungsphase schneller vorbei, der Spieler bei den Fans meist schon aus alten Zeiten beliebt. Bei Olic hat Cardoso jedoch überhaupt keine Zweifel. „Ivica ist eine Kampfmaschine. Durch seine Spielweise, seine Einstellung und seinen Charakter würde er dem HSV auf jeden Fall helfen.“

Das Pokern um den Wolfsburger Angreifer wird wohl noch ein paar Tage weitergehen. Das bestätigte auch Direktor Profifußball Peter Knäbel, der den 100-fachen Nationalspieler trotz des Wolfsburger Dementis nicht aufgegeben hat. Es sei denn, der HSV zaubert noch einen ganz anderen Torjäger aus dem Hut. Und das wäre dem Duo Dietmar Beiersdorfer/Knäbel durchaus zuzutrauen.