Thorsten Fink hat einen neuen Club. Der 47 Jahre alte Trainer hat bei APOEL Nikosia unterschrieben. Dort steht der ehemalige HSV-Trainer momentan unter Starkstrom - und hat große Ziele.

Nikosia. Nikosia ist stolz auf seine Altstadt, die venezianische Festungsmauer aus dem 16. Jahrhundert und seine spätgotische Kathedrale, die Stadt wird von der „Grünen Linie“ in zwei Teile gerissen. Thorsten Fink allerdings hat davon noch nichts gesehen. Für die Reize und Besonderheiten der zyprischen Hauptstadt hat er keinen Blick.

„Ich habe null Zeit gehabt. Null. Ein Termin jagt bei mir den anderen. Ich gehe vielleicht mal essen, ich muss ja etwas essen zwischendurch“, sagte der neue Trainer von APOEL Nikosia dem SID. Ansonsten trägt er Scheuklappen: „Ich werde von morgens bis abends arbeiten.“

Thorsten Fink steht unter Starkstrom, er ist froh, wieder als Fußball-Trainer arbeiten zu dürfen. Seit dem 17. September 2013, dem Tag seiner Entlassung beim Hamburger SV, hat er dieses Gefühl nicht mehr verspürt. Seitdem hat es Kontakte mit deutschen Erst- und Zweitligisten gegeben, beim VfB Stuttgart hat er sich mal selbst ein wenig in Position geschoben – ein „toller Klub“, wie man das eben so macht. Nun ist es Nikosia geworden. Zypern. Warum?

Fink: „Zypern nicht das Ende der Welt“

„Zypern ist nicht das Ende der Welt! Das ist Europa“, betont Fink. APOEL spielte immerhin in der Gruppenphase der Champions League, ist Meister und Pokalsieger. Nicht der ganz große Klub, aber: immerhin. „Ich kann hier Meister werden – und Meister zu werden, ist immer ein gutes Ziel.“ Der Titel würde eine Chance auf die Königsklasse sichern – sie ist gleichbedeutend mit der einzigen Chance für Thorsten Fink, noch halbwegs auf der großen Fußballbühne zu sein.

Der 47-Jährige hat hektische Tage hinter sich, und zumindest bis Donnerstag wird es nicht ruhiger werden. „Dann übernehme ich das Training. Vorher muss ich nochmal nach München fliegen, Amtgänge erledigen, mich abmelden, Sachen holen“, berichtet er. Und er muss sich vorerst von seinen Söhnen verabschieden. „Die sind voll in der Schule, alles bleibt so. Sie besuchen mich im Februar oder April. Ich konzentriere mich auf Nikosia.“

Es gibt viel zu tun. Am Sonntag sah Fink seine künftige Mannschaft 1:2 bei AEL Limassol verlieren, es war grausig. Interimslösung war ein Nachwuchscoach, den Fink nun ersetzen wird. „Sie haben nicht so gut gespielt – das muss viel, viel besser werden. Aber wir haben gesehen, woran es liegt“, sagt er, und in seinem Kopf rotieren schon die Trainingspläne: „Ab Donnerstag werden wir einige Hebel umlegen.“

Nebenbei muss er sich um eine Unterkunft kümmern. Der Verein hat zugesagt, dass er schnell in ein Haus ziehen können wird. Danach hat er vielleicht auch mal die Muße, sich den Süden der geteilten Stadt anzuschauen. Beim Essengehen hat er als Erstes festgestellt, wie „freundlich, offen und zuvorkommend die Leute sind“. Das ist ja schon mal ein Anfang.