Beim Abflug nach Dubai fehlten der erhoffte Neuzugang und der aussortierte Ilicevic. Drmic, Kuzmanovic und auch Talent Bielik bleiben ein Thema
Hamburg. Am frühen Sonntagabend war ganz schön was los am Terminal 1 vom Flughafen Fuhlsbüttel. Mehr als 50 Mann umfasste der HSV-Reisetross, der beim Check-in-Schalter5 auf die notwendigen Reiseunterlagen für den Betriebsausflug in die Wüste wartete und hier und da noch ein letztes Interview geben musste. Besonders gefragt war Sportchef Peter Knäbel, der besser noch als die freundlichen Mitarbeiter am Emirates-Schalter Auskunft geben konnte, wer denn noch ein Plätzchen in der Maschine EK062 nach Dubai gefunden hatte – und wer nicht.
Elf Tage lang will sich der HSV im Emirat Dubai bei Temperaturen von 22 bis 26 Grad auf eine hoffentlich bessere Rückrunde vorbereiten. Im luxuriösen Fünf-Sterne-Hotel Meydan soll es den Profis an nichts fehlen, trainiert wird auf dem nahe gelegenen Nad Al Sheba Sports Complex. Obwohl die Unterkunft direkt an der bekannten Pferderennbahn Dubais liegt, wollte vor dem Abflug niemand so wirklich nach den Rahmenbedingungen des Wüstentrips fragen. Thema war vielmehr die Passagierliste, die buchstäblich in letzter Minute an diesem Wochenende leichte Modifizierungen erfahren hatte.
Am Sonnabend war Warschaus Supertalent Krystian Bielik in Hamburg
Keine Überraschung war, dass Valmir Nafiu und Ivo Ilicevic auf den Sechsstundenflug an den Persischen Golf verzichten mussten. Bereits am Sonnabend hatte der HSV offiziell bekannt gegeben, dass die beiden Mittelfeldspieler in Hamburg bleiben würden, lediglich die Gründe hierfür waren zunächst unklar. „Wieso ich nicht mitfliege, weiß ich nicht. Das wurde mir auch nicht gesagt“, sagte der offenbar enttäuschte Ilicevic dem Abendblatt-Blog „Matz ab“. „Wieso das so läuft, weiß ich nicht“, ergänzte der zuvor angeschlagene Kroate, der nach eigenen Angaben fit und einsetzbereit sei. Eine Feststellung, die beim HSV zunächst infrage gestellt wurde. Erst am späten Abend folgte dann die wirkliche Begründung: Ilicevic und Nafiu würden bei den sportlichen Planungen des Trainerteams keine Rolle mehr spielen. Besonders Ilicevic würde der HSV nur zu gerne noch in der Winterpause abgeben. „Es ist ein klares Zeichen, dass wir in der Rückrunde nicht mit ihm planen“, sagte Knäbel. Im Sommer läuft der mit 1,96 Millionen Euro dotierte Vertrag ohnehin aus.
Anders als Ilicevic und Nafiu saßen beim Take-off um 20.30 Uhr mit Tolgay Arslan und Marcell Jansen zwei Hamburger im Flieger, mit denen viele Beobachter nicht mehr gerechnet hatten. Knäbel hatte immer wieder klargestellt, dass man bei beiden Mittelfeldspielern verhandlungsbereit sei. Jansens Berater Rene vom Bruch soll die Erlaubnis erhalten haben, mit Benfica Lissabon zu verhandeln. Arslan ist bei allen türkischen Topclubs im Gespräch. Und obwohl der HSV bei beiden Profis, deren Verträge im Sommer auslaufen, noch auf eine Ablöse hofft, ist mit einer schnellen Lösung kaum zu rechnen.
Obwohl der Aufsichtsrat grundsätzlich grünes Licht für Wintertransfers gegeben hat, könnte Sportchef Knäbel die erwarteten Gelder bestens gebrauchen. „Ich bin froh, dass der Aufsichtsrat mir signalisiert hat, dass er beweglich ist“, sagte Knäbel, der noch während des Trainingslagers auf dem Transfermarkt zuschlagen will. Die Verpflichtung eines Stürmers habe dabei oberste Priorität. Wie schon im Herbst berichtet, ist vor allem Leverkusens Josip Drmic ein Kandidat. „Wir beschäftigen uns mit dem Spieler“, gab Knäbel zu. Die Gespräche mit Bayer gestalten sich allerdings als schwierig. Drmic würde gerne nach Hamburg wechseln, Leverkusen hofft aber auf eine Ablöse in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro. Der finanziell klamme HSV würde den Torjäger dagegen am liebsten ausleihen – genauso wie auch Mailands Zdravko Kuzmanovic. Während die „Gazzetta dello Sport“ bereits davon schreibt, dass eine Einigung in den kommenden Tagen wahrscheinlich sei, sind Hamburgs Verantwortliche deutlich zurückhaltender. Erst wenn die Stürmersuche erfolgreich abgearbeitet sei, wisse man, wie viel Geld man noch für einen weiteren Wunschspieler im Mittelfeld zur Verfügung habe.
Findet Knäbel für beide Positionen bis Ende Januar zufriedenstellende Lösungen, würde er am liebsten noch einen Perspektivspieler für die Offensive holen. Neben dem Türken Batuhan Altintas, 18, haben die Hamburger vor allem den 17 Jahre alten Polen Krystian Bielik in den Fokus genommen. „Wir haben Gespräche geführt“, sagte Knäbel, der am Sonnabend mit dem Warschauer Supertalent in Hamburg zusammensaß. Allerdings gibt es in Arsenal London, das Legia Warschau drei Millionen Euro geboten haben soll, zahlungskräftige Konkurrenz. Klar war vor der Reise ins Ungewisse nach Dubai somit nur eines: Der erhoffte Neuzugang ist noch nicht dabei, wenn der HSV an diesem Montag in aller Frühe um 5.50 Uhr landet.