Brasilianer soll gegen Mainz in der Innenverteidigung auflaufen, obwohl der Trainer nicht restlos vom 24-Jährigen überzeugt zu sein scheint. Immerhin gesteht Cléber: „Die Kälte ist gar nicht so schlimm.“

Hamburg. Seine Stimme ist tief und durchdringend. Wenn Cléber Janderson Pereira Reis, kurz Cléber, seinen Kollegen etwas zuruft, kann niemand behaupten, er habe ihn nicht gehört. Wären da nicht seine Kommunikationsprobleme – denn die deutsche Sprache bringt den HSV-Brasilianer manchmal zur Verzweiflung. „Wir lernen jeden Tag, doch es ist schwierig, sich die Wörter zu merken. Verstehen klappt schon ganz gut, sprechen noch nicht“, sagt Cléber auf Portugiesisch. Sein Dolmetscher Edson Büttner verfolgt ihn auf Schritt und Tritt. Außenstehende könnten denken, der HSV hat schon wieder einen neuen Co-Trainer engagiert, dabei übersetzt der ehemalige Hamburger Amateurfußballer lediglich die Anweisungen von Chefcoach Joe Zinnbauer auf dem Trainingsplatz. Doch auch im täglichen Leben fernab der Heimat ist Büttner unerlässlich für Cléber – als Organisator, Freund und Mutmacher.

Denn die letzten Wochen waren nicht einfach für den Innenverteidiger. Der Start in die Bundesliga verlief holprig. Drei Einsätze, drei Niederlagen. In seinem zweiten Spiel verschuldete Cléber das 0:1 bei der 1:2-Pleite gegen Frankfurt, seitdem wurde er nicht mehr berücksichtigt. Zeitweise saß der Neuling nur auf der Tribüne, da ihm auch Konkurrent Gojko Kacar den Rang abgelaufen hatte.

Doch Cléber steckte nicht auf, arbeitete sich wieder in den Kader und könnte nun von der schweren Verletzung Heiko Westermanns (Innenbandanriss) profitieren, für den er schon bei der 1:3-Niederlage gegen Augsburg eingewechselt wurde. Beim kältesten Spiel seiner Karriere stand der Abwehrmann die ersten fünf Minuten neben sich, fand dann aber besser in die Partie. „Ich gewöhne mich langsam an die Bundesliga. Die Kälte ist gar nicht so schlimm, ich habe es schon in Brasilien genossen, wenn es nicht ganz so heiß war. Da kann man es sich zu Hause schön gemütlich machen“, sagt Cléber.

Zu gemütlich sollte es sich der seit diesem Freitag 24-Jährige auch nicht machen, denn Trainer Joe Zinnbauer scheint vor dem Spiel am Sonntag gegen den FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/Sky) nicht restlos überzeugt von seinem Schützling zu sein. Während der letzten Übungseinheiten ermahnte er Cléber immer wieder zu mehr Konzentration. Dennoch wird der Coach wohl auf seinen Drei-Millionen-Euro-Neuzugang setzen. Kacar kann sicherlich mit mehr Abgeklärtheit und Übersicht punkten, doch zum einen hat der Serbe Defizite in der Handlungsschnelligkeit, zum anderen wechselte Zinnbauer ihn bisher nur als Mittelfeldspieler ein.

Beiersdorfer vergleicht Cléber mit Boulahrouz


Der dritte Kandidat, Slobodan Rajkovic, ist nach seinem Kreuzbandriss zwar auf einem guten Weg, und er fühlt sich selbst auch wieder bereit für die Bundesliga, wie er der „Mopo“ erklärte. Doch bisher absolvierte Kacars Landsmann erst einen Einsatz über 90 Minuten in der U23.

Also ist Cléber gefragt, nun endlich zu unterstreichen, warum sich Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer im Sommer für einen bis dato in Europa völlig unbekannten Brasilianer entschieden hatte, obwohl es auch auf dem deutschen Markt Alternativen gab. Cléber erinnere ihn in seinen Aktionen an den Ex-Hamburger Khalid Boulahrouz, hatte er geschwärmt. Zweikampf- und kopfballstark, nie aufgebend. Das hat der Südamerikaner zwar schon angedeutet, doch individuelle, technische Fehler zerstörten bisher ein besseres Gesamtbild. „Ich komme immer besser zurecht. Doch der Trainer entscheidet, ob er zu mir hält oder nicht. Ich respektiere seine Entscheidung“, sagt Cléber.

Bleibt nur noch die Befürchtung, dass es bis zum Anpfiff am Sonntag schneien könnte – denn für diesen Fall hatte Cléber im Interview mit dem Abendblatt vor gut zwei Monaten angekündigt, sich einzuschließen. Und an seiner Meinung hat sich bis jetzt nichts geändert. „Dabei bleibt es auch. Ich bin doch kein Pinguin.“