Nach der Niederlage in Wolfsburg weicht Hamburgs Direktor Profifußball Fragen nach neuen Sorgen aus. Gleichwohl spricht Peter Knäbel von einem Qualitätsproblem und erwägt Wintertransfers.
Wolfsburg. Direkt nach dem Spiel gab es Redebedarf. Internen Redebedarf. Wortlos stapften Pierre-Michel Lasogga, Rafael van der Vaart und auch ein finster drein schauender Valon Behrami in die Kabine. Und als sich immerhin Marcell Jansen und Nicolai Müller den wartenden Medienvertretern stellen wollten, wurden auch sie umgehend in die Kabine gebeten. Es dauerte eine ganze Weile, ehe sich zumindest Peter Knäbel, Hamburgs neuer Direktor Profifußball, wieder hinaus wagte.
Frage: Herr Knäbel, es gab offenbar Redebedarf. Was war da los?
Peter Knäbel: Es ist nicht der Moment, um nach Schuldigen zu suchen oder Parolen rauszubrüllen. Es ist der Moment, um anzusprechen, woran es fehlt.
Und woran fehlt’s?
Knäbel: Ich versuche, das Wirrwarr mal zu entknäueln. Zunächst mal wurde ich jetzt schon häufiger auf die angebliche Aggressivität angesprochen. Ich glaube aber nicht, dass man da eine logische Kette aus dem Leverkusenspiel bis zur Partie gegen Wolfsburg aufbauen kann. Im Gegenteil. Wir sind gegen den VfL viel schlechter in die Zweikämpfe gekommen. Das liegt allerdings auch daran, dass Wolfsburg ganz einfach eine exzellente Raumaufteilung hat. Der VfL hat nicht umsonst eine so teure Truppe. Wolfsburg hat einen Plan, der von qualitativ sehr guten Spielern gut umgesetzt wurde. Unser Plan war leider nur zwischen der 45. und 60. Minute zu erkennen.
Ein Offensivplan war schon gegen Berlin und Leverkusen nicht zu erkennen.
Knäbel: Heute haben wir viel zu viele Fehler gemacht. Selbst wenn wir den Ball mal gewonnen haben. Sogar unsere Freistoßchancen haben wir hergeschenkt. Da fehlt auch die Qualität.
Was meinen Sie damit?
Knäbel: Ich habe ja leider schon häufiger gesagt, dass wir im Spiel nach vorne auf den letzten 30 Metern zu ungefährlich sind. Es muss doch mal möglich sein, auch mal zwei Tore in einem Spiel zu schießen. Wir müssen einfach mutiger nach vorne spielen, ohne dabei unsere defensive Grundordnung aufzugeben. Denn das wäre töricht.
Muss man sich um den HSV wieder Sorgen machen?
Knäbel: Es gibt viele Vereine da unten mit vergleichbaren Qualitäten. Die Reifeprüfung dieses Kaders kommt erst nach der Nationalmannschaftswoche.
Noch mal nachgefragt: Sorgen Sie sich?
Knäbel: Ich muss indirekt antworten. Man müsste sich Sorgen machen, wenn wir in den kommenden Spielen nicht die gleiche Bereitschaft zeigen wie zuletzt gegen Leverkusen. Wenn man in den kommenden Spielen nicht die gewünschten Resultate macht, dann müsste man sich Sorgen machen. Wenn, dann, müsste.
Viel Konjunktiv...
Knäbel: Ja, aber selbst dann hätte ich noch die Möglichkeit, auf die Situation dann auch direkt einzuwirken. Im Winter kann man ja noch mal etwas an diesem Kader verändern. Das sehe ich momentan aber nicht. Viel mehr erwarte ich, dass wir aus dieser Niederlage die richtigen Schlüsse ziehen. Es gibt einen Grund, warum Wolfsburg europäisch spielt und wir auf dem 17. Platz sind.