Westermann und der ansonsten starke Drobny ebneten mit ihren Patzern die Pokalniederlage gegen den FC Bayern. Van der Vaart erst spät eingewechselt, Jiracek verletzt. Sehen Sie jetzt „Matz ab live“.

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Hamburg. Am Ende eines langen Pokal-Abends zogen sie Hoffnung aus dieser einen Szene. „Das muss uns Mut machen“, sagte Cheftrainer Joe Zinnbauer über den Kopfballtreffer von Pierre-Michel Lasogga in der 86. Minute zum 1:3-Endstand. Es klang doch ein bisschen wie das Pfeifen im Wald. Denn der HSV war gegen die großen Bayern im DFB-Pokal wirklich so chancenlos wie zuvor gedacht. Allein ein glänzend aufgelegter Torwart Jaroslav Drobny sowie die schludrige Chancenverwertung des Rekordmeisters verhinderten ein Debakel.

Lediglich das erste Duell des Tages sollte an die Hamburger gehen: Mit wenigen Minuten Vorsprung rollte der HSV-Mannschaftsbus um kurz nach 19 Uhr als erstes in die Garage der Imtech-Arena ein – allerdings ohne Mittelfeldchef Valon Behrami. Bis kurz vor dem Anpfiff hatte die medizinische Abteilung alles versucht, die Oberschenkelprobleme des Schweizers zu beheben. Vergeblich. Für Behrami durfte erwartungsgemäß Petr Jiracek im defensiven Mittelfeld auflaufen.

Etwas überraschender war dagegen die Entscheidung von Trainer Josef Zinnbauer, links vorne Zoltan Stieber statt Marcell Jansen spielen zu lassen. Doch wirklich Zündstoff barg eine ganz andere Personalie: Auch Kapitän Rafael van der Vaart blieb nur die Rolle des Zuschauers, für den teuersten Spieler der Vereinsgeschichte spielte Regisseur Lewis Holtby von Anfang an.

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So konnte der niederländische Noch-Nationalspieler lediglich von der Bank aus verfolgen, wie alle Hamburger Vorsätze bereits nach sechs Minuten Makulatur waren. Dabei war es kein bajuwarischer Geistesblitz, der den Nord-Süd-Schlager nach exakt 300 Sekunden vorentscheiden sollte. Viel mehr war es eine dieser typischen Pleiten-Pech-und-Pannen-Aktionen Heiko Westermanns, die frühzeitig alle Hoffnungen auf ein Pokalwunder zunichte machte: Beinahe schulbuchmäßig bediente der HSV-Innenverteidiger Münchens Thomas Müller, der von der Grundlinie zurück auf den völlig freistehenden Robert Lewandowski passte.

Der Pole nahm sich zunächst die Freiheit, den verzweifelt grätschenden Johan Djourou anzuschießen, ehe er im zweiten Versuch zum frühen 1:0 vollstreckte. Westermann vergrub sein Gesicht in den Händen, der um jeden Preis zu vermeidende Fehlstart war perfekt. „Das war klar mein Ding“, gab der Ex-Nationalspieler zu.

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Es folgte, was fast immer in den bisherigen zehn Pokalduellen der beiden Traditionsclubs folgte. Die Bayern, die lediglich zweimal in der DFB-Pokalgeschichte gegen den HSV verloren, dominierten, die Hamburger reagierten. Dabei soll auch nicht verschwiegen werden, dass es ausgerechnet einer sehr vehementen Reaktion Westermanns zu verdanken war, dass Schiedsrichter Marco Fritz nach 20 Minuten den schon gegebenen Treffer Müllers nach heftigen Protesten wieder zurücknahm. Zu Recht. Müller war im Abseits gestanden, nachdem David Alaba noch mit der Fußspitze den Pass Lewandowskis abgefälscht hatte.

Das Glück des HSV war mit dieser Aktion allerdings aufgebraucht. Bereits kurz zuvor hatte Trainer Zinnbauer den verletzten Behrami-Ersatz Jiracek gegen den erst 19 Jahre alten Abiturienten Matti Steinmann auswechseln müssen. Und kurz vor der Halbzeitpause entschied auch noch Torhüter Jaroslav Drobny, sich ein Beispiel an Westermann zu nehmen und dem im Hamburg offenbar äußerst beliebten Club der Pechvögel beizutreten. Einen 30-Meter-Schuss Alabas faustete der Tscheche ins eigene Netz.

Scholl erklärt Drobnys Behebigkeit humorvoll


„Kurz zuvor hat Drobny den Ball in die Eier bekommen, da braucht es mindestens drei bis vier Minuten, bis sich der Unterleib erholt“, nahm ARD-Experte Mehmet Scholl den lädierten Keeper in Schutz. Doch unter dem Strich stand nach 45 Minuten erneut 0:2 auf der Anzeigentafel, wodurch Erinnerungen an das Pokal-Viertelfinale vor acht Monaten wach wurden, als die Bayern den völlig chancenlosen HSV mit 5:0 gedemütigt hatten.

Und auch diesmal dauerte es nicht mal zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff, ehe Franck Ribéry Youngster Ashton Götz davon lief und mit freundlicher Unterstützung Djourous zum 3:0 einschoss (55.). Zinnbauers mutige Entscheidung, Holtby für van der Vaart zu bringen, spielte zu diesem Zeitpunkt schon lange keine Rolle mehr. In der Offensive wollte dem HSV ohnehin kaum etwas gelingen – Lasogga sorgte zumindest noch für den Ehrentreffer.

Dass die Klatsche im Rahmen blieb, hatte vor allem auch damit zu tun, dass spätestens nach dem 0:3 beide Mannschaften den Schongang einschalteten und an ihre Bundesligapartien vom Wochenende dachten. Bayerns Weltauswahl trifft auf St.-Pauli-Bezwinger Dortmund – und der HSV darf sich auf Bayer Leverkusen mit Rückkehrer Hakan Calhanoglu freuen. Bleibt die Hoffnung, dass diese Partien dann mehr Unterhaltung bieten werden.

Die Statistik

HSV: Drobny – Götz, Djourou (69. van der Vaart), Westermann, Ostrzolek – Arslan (61. Kacar), Jiracek (18. Steinmann) – Nicolai Müller, Holtby, Stieber – Lasogga. – Trainer: Zinnbauer

Bayern: Neuer – Rafinha, Jerome Boateng, Dante, Bernat – Alonso (70. Hojbjerg) – Lahm (64. Rode), Alaba – Thomas Müller, Lewandowski (75. Pizarro), Ribery. – Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Tore: 0:1 Lewandowski (7.), 0:2 Alaba (44.), 0:3 Ribery (55.), 1:3 Lasogga (85.)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Götz, Djourou (2)