Der Sportdirektor sieht in der U23 große Chancen. Trainer Petrowsky erklärt den Erfolg, der sich beim Profi-Unterbau trotz einiger gebrochener Regeln einstellt.
Hamburg. Mit einem 10:0-Kantersieg beim FT Braunschweig sicherte sich die U23 des HSV II am 14. Spieltag mit 40 Punkten und 50:10 Toren die Herbstmeisterschaft der Regionalliga Nord – und bleibt ein Phänomen, das mehreren Fußballgesetzen trotzt.
Eine U23 braucht alte Haudegen. Zweite Mannschaften setzen oft auf erfahrene Führungsspieler, wie St. Pauli auf Christian Rahn, 35. Beim HSV II ging Patrick Owomoyela, 34, vor der Saison, Kapitän Fabio Morena, 34, kann wegen chronischer Probleme an der Achillessehne nicht spielen, sichtet dafür die nächsten Gegner. Kein Akteur der Stammformation ist älter als 22 Jahre. Das Team steckt es weg. „Der Zusammenhalt ist großartig. Die Mannschaft weiß, was ich will. Sie lässt nie locker, will das Gefühl nach einem Sieg immer wieder erleben“, sagt Trainer Daniel Petrowsky.
Geht der Erfolgstrainer, kommt der Bruch. Die U23 ist zweifellos das „Baby“ von Cheftrainer Josef „Joe“ Zinnbauer. 60 Testspieler, Videoanalysen, eine Unmenge an Einzelgesprächen, die Verpflichtung von Talenten aus ganz Deutschland – ab dem ersten Arbeitstag im Juni leitete Zinnbauer den Umbruch ein. Acht Siege in acht Spielen sorgten für seine Beförderung. Nachfolger Daniel Petrowsky wirkt in der Ausstrahlung anders. „Ich war privat schon immer eher ein ruhiger Mensch“, sagt Petrowsky. Doch eine Mannschaft heiß machen könne er auch. Er bewies es mit fünf Siegen und einem Remis. Das Team steht voll hinter dem Ex-U16-Coach. Jeder weiß: Bei guter Leistung kann es ganz schnell auf die große Bühne gehen.
Die Gegner stellen sich auf die Erfolgstaktik ein. Zu Saisonbeginn überzeugte der HSV II durch blitzartiges Umschaltspiel. Je länger die Siegesserie wird, desto stärker verbarrikadieren sich die Gegner am eigenen Strafraum. „Es gibt nichts Schwierigeres im Fußball, als einen tief stehenden Gegner zu bespielen“, sagt Petrowsky. Aber: Der HSV II hat die Mittel dazu. Akteure wie Ahmet Arslan oder Cigerci stehen stellvertretend für die technische Extraklasse des großartig gescouteten Teams, Sven Mende fungiert als großer Stratege.
Zum Thema „Aufstieg“ verweist Petrowsky auf HSV-Sportdirektor Bernhard Peters. Der sagt: „Wir wollen unbedingt, dass die Mannschaft den Weg in die 3. Liga gehen kann. Das ist für die Durchlässigkeit zur Profimannschaft und die Ausbildung junger Spieler sehr wichtig.“ Allerdings müsste der HSV mindestens drei Millionen Euro Etat pro Jahr auf den Tisch legen.