Ein Hoffenheimer Scout soll vor dem Bundesligaspiel am Sonntag das HSV-Training beobachtet haben. Trainer Zinnbauer reagierte gelassen – und veranstaltete auch am Freitag im Training ein Verwirrspiel.

Hamburg. In Zeiten von NSA, Big Brother und Datenklau kann HSV-Trainer Josef Zinnbauer offenbar nichts mehr schocken. Dass ein Hoffenheimer Scout am Mittwoch den 3:0-Testsieg der Profis gegen die U23 verfolgt und sogar gefilmt haben soll, beunruhigte den Hamburger jedenfalls nicht im Geringsten. „Ich finde das sogar gut“, sagte Zinnbauer entspannt am Tag danach, „das zeigt doch, dass sich die Hoffenheimer Gedanken über uns machen.“

Auch beim Training am Freitagnachmittag dürfte Zinnbauer bei etwaigen Spionen eher mehr Verwirrung als Klarheit geschaffen haben. So begannen im Trainingsspiel zwar Lewis Holtby und Rafael van der Vaart in der offensiven Dreierreihe des A-Teams - Flügelspieler Marcell Jansen zog sich dafür das Leibchen der Reservisten an. Im Laufe des Spiels wechselten jedoch diverse Spieler die Teamzugehörigkeit, teilweise spielte die „erste Mannschaft“ sogar komplett ohne Torwart. Am Ende führte Zinnbauer sogar noch eine dritte Trainingsfarbe ein, während sich einige Spieler bei Individualeinheiten betätigten. In der zweiten Hälfte der Partie schoss der zuvor „aussortierte“ Janßen ein Tor für die A-Elf.

Der Gedankenschnelle beim Blick für den Mitspieler dürfte die Übung gedient haben, die Aussagekraft für die Startformation gegen Hoffenheim geht dagegen gen Null. Welche Erkenntnisse die Trainingsspione am Donnerstag überhaupt mit nach Hoffenheim nahmen, ist nicht bekannt. Viel kann es nicht gewesen sein, glaubt man Zinnbauer. „Ich bin ein Trainer, der gern im Spiel anders spielen lässt als zuvor im Training“, erklärte der Coach, der zudem betonte, sich noch nicht entschieden zu haben, ob der genesene Rafael van der Vaart am Sonntag (15.30 Uhr) von Anfang an spielen darf: „Rafa hat brutale Qualitäten. Aber er war lange verletzt.“ Schon festgelegt hat sich der Fußballlehrer dagegen, dass der zuletzt angeschlagene Valon Behrami (Kniereizung) von Beginn an spielen wird.

„Ich habe mich nur zur Kontrolle untersuchen lassen“, erklärte Hamburgs Mittelfeldchef, der sich am Mittwoch in der Schweiz behandeln ließ und nach der Rückkehr Entwarnung gab: „Ich bin fit für Sonntag.“ Dass der Neuzugang von seinen Mitspielern bereits als Boss bezeichnet wird, hat Behrami durchaus registriert. Er sei eben ein offener Typ, der sich nicht scheut, auch schwierige Themen klar anzusprechen.

Das dürfte auch Hoffenheim mitbekommen haben, obwohl Behrami beim beobachteten Training gar nicht dabei gewesen war. Im Übrigen ist 1899 nicht der erste Club, der das HSV-Training sichten ließ. „Auch die Bayern haben unser Training beobachtet“, sagte Zinnbauer. Gebracht hat es den Münchnern allerdings wenig. Die Partie endete überraschend 0:0.