In den Trainingseinheiten stand zuletzt Jaroslav Drobny für René Adler in der A-Elf. Der HSV-Coach ging auch auf die Kritik am Trainingspensum ein. Ivo Illicevic droht in Hannover auszufallen.
Hamburg. Mirko Slomka bläst der Wind in Hamburg mächtig ins Gesicht. Will der Fußballlehrer, der am Freitag kaum einen Gedanken an seinen 47. Geburtstag verschwendete, seinen Arbeitsplatz beim HSV sichern, sollte er am Sonntag (17.30 Uhr) zumindest einen Punkt bei seinem ehemaligen Verein Hannover 96 holen.
Von einem Auswärtskomplex will Slomka nichts wissen. Dabei gab es in der Fremde zuletzt am 27. Oktober 2013 drei Punkte. Um wieder auf Kurs zu kommen, sollen die Neuen eine andere Mentalität in die Mannschaft bringen – und für das erste Saisontor sorgen.
Slomka äußerte sich auf der Pressekonferenz am Freitag auch zu den Diskussionen um seine Person. „Die Diskussionen um Trainerposten geht immer los um diese Zeit. Das ist auch normal“, sagte Slomka bei der Pressekonferenz. Er konzentriere sich darauf, Punkte zu sammeln und somit „für Respekt“ der Kontrahenten in der Bundesliga zu sorgen.
Der 47-Jährige zeigt wenig Verständnis für die Kritik von Ex-Profi Peter Nogly, der sich über Treppenläufe im HSV-Training vor dem Spiel gegen Paderborn beklagt hatte. „Soweit ich weiß, gab es für Peter Nogly nie ein zu hartes Training.“ Er lasse sich jedoch von solchen Stimmen nicht beeinflussen. „Ich konzentriere mich auf den Job intern“, sagte Slomka.
Etwas ungehalten wurde der Trainer, als er erneut auf die Torwartdiskussion angesprochen hatte. Diese hatte Slomka vor zwei Wochen selbst entfacht. „Also auch das ist eine Diskussion, die seit einigen Tagen kursiert.“, sagte Slomka. „Ich erwarte von jedem, der nicht in der Startformation steht, dass er sich mit dem Teamgedanken beschäftigt. Es muss immer der Ansporn sein, wieder in die Mannschaft zu kommen“.
Welcher Torhüter spielen wird, entscheidet Slomka erst am Sonntag. „Ich habe schon viel erlebt in der Nacht vor dem Spiel.“ Im Training hütete in den vergangenen beiden Trainingseinheiten jeweils der Tscheche Jaroslav Drobny das Tor der A-Elf.
Vor dem Einsatz von Mittelfeldspieler Ivo Illicevic steht noch ein Fragezeichen, der Kroate klagte zuletzt über gesundheitliche Probleme beim Training. „Wir werden das sehr genau beobachten“, sagte Slomka. Die Verletzung von Rafael van der Vaart, der für mindestens zwei Wochen ausfällt, bezeichnete Slomka als seltsam. „Er hat zuvor im Training in keiner Aktion, in keiner Bewegung etwas gespürt.“
Den Gegner Hannover bezeichnete Slomka als „die stärkste Kontermannschaft der Liga“. Dennoch sei er mit den Spielern und der grundliegenden Ausrichtungen durch seine frühere Tätigkeit in Hannover bestens mit dem Team vertraut.
Lewis Holtby, der Brasilianer Cleber, Matthias Ostrzolek, möglichst auch Nicolai Müller und eventuell sogar der 19 Jahre alte Julian Green von Bayern München sollen beginnen. Schon nach dem 0:3 gegen Paderborn, wo nur Valon Behrami in der Anfangsformation stand, hatte der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer mehr Mut verlangt. Auch Aufsichtsratschef Karl Gernandt forderte einen klaren Kurs mit den Neuen, so dass in den sozialen Medien schon geunkt wurde, beim HSV stelle der Aufsichtsrat die Mannschaft auf.
Kritik gab es zuletzt von Peter Nogly, der ebenfalls dem Gremium angehört. Der Europapokalsieger von 1977 kritisierte die harte Vorbereitung mit Medizinbällen und Treppenläufen: „Im Spiel hat man gesehen, dass der Mannschaft noch etwas in den Knochen steckte.“ Auch die Profis waren nicht begeistert von der harten Einheit. Die Laufleistung in der Bundesliga war in jedem Fall ein Schwachpunkt.
Mit Slomkas Bilanz von drei Siegen, neun Niederlagen und drei Unentschieden wurde Bert van Marwijk beim HSV in der Vorsaison entlassen. Beiersdorfer hält noch an dem Mathematiklehrer aus Niedersachsen fest, auch wenn der zuletzt abstiegsgefährdete Traditionsclub seit zehn Bundesliga-Spielen auf einen Sieg wartet.
Vor dem richtungsweisenden Spielen ist Karl-Heinz Slomka, Vater des HSV-Trainers, bereits zu groß. Er werde sich das Spiel am Sonntag nicht im Stadion anschauen, obwohl das Stadion in Hannover nur eine halbstündige Autofahrt von seinem Wohnort entfernt ist. „Aber mir ist das zu aufregend, das ist alles zu viel“, sagte er der „Hamburger Morgenpost“. Er sei dennoch überzeugt, dass sein Sohn noch die Wende in Hamburg einläutet. „Wenn jetzt alle Spieler gesund bleiben, dann schafft er es“, so Vater Slomka zur MOPO.
Slomka stellt alles auf den Prüfstand
In der Länderspiel-Pause ging Slomka behutsam mit den Spielern um – nach einem freien Wochenende pausierte das Team auch am Mittwoch. Kritik äußert er nur vorsichtig, denn er weiß: Er braucht die Spieler. Holtby soll nun der Taktgeber sein. Kapitän Rafael van der Vaart wird erneut von einer Wadenverletzung geplagt, für das Hannover-Spiel fällt er aus.
Vor Wochenfrist kündigte Slomka an, alles auf den Prüfstand stellen zu wollen. Ob er allerdings sogar René Adler für Jaroslav Drobny aus dem Tor nimmt, scheint fraglich. Klar scheint, dass Heiko Westermann auf der Bank Platz nehmen muss. Trotz zuletzt haarsträubender Fehler hat Johan Djourou seinen Platz im Abwehrzentrum sicher.
Im Nordderby trifft man auf einen selbstbewussten Gegner, der saisonübergreifend seit sieben Partien ungeschlagen ist. Diese Serie startete Tayfun Korkut am 30. Spieltag mit dem 2:1-Sieg über den HSV. Rücksicht auf seinen Freund Slomka will er auch dieses Mal nicht nehmen. „Wir sprechen hier vom dritten Spieltag. Aber dass sie in Hamburg mit der Situation natürlich nicht zufrieden sind, das kann ich mir gut vorstellen. Wir leben von Ergebnissen, das ist bei allen Trainern in der Bundesliga so“, sagte Korkut.
96-Präsident Martin Kind wünscht Slomka kein schnelles Ende beim HSV: „Ich würde es bedauern, wenn das das Ergebnis wäre. Unsere Aufgabe besteht darin, als Mannschaft gut aufzutreten und zu gewinnen.“
Niko ist in der Lage, für Gefahr zu sorgen - hinter der Spitze und auch Außen!
„Ich kann mich gut erinnern an die Tore“