Lewis Holtby hat sich gleich beim ersten Training mit der Mannschaft in den Mittelpunkt gespielt, übernahm schon Verantwortung. Doch wer ist der neue beim HSV, der die Nummer 18 tragen wird?

Hamburg. Die letzte Verpflichtung des HSV hatte es noch mal in sich. Lewis Holtby soll zunächst ein Jahr ausgeliehen werden. Und schon beim ersten Training steht die Neuverpflichtung im Mittelpunkt. „Lewis hier“, „Lewis zu mir“, nach der ersten Einheit mit der Mannschaft ging es zum Autogrammeschreiben zu den Fans.

Doch wer ist der quirlige Ballkünstler Lewis Holtby? Geboren wurde Holtby am 18. September 1990 in Erkelenz, nahe der niederländischen Grenze. Schon sehr früh interessierte sich der 23-Jährige für das runde Leder. Im Alter von vier Jahren startete Holtby bei Sparta Gerderath, wechselte drei Jahre später in die Jugend von Borussia Mönchengladbach. Weitere drei Jahre später ging es zur Alemannia nach Aachen.

Beim heutigen Training zeigte sich seine Qualität. Er gibt kaum einen Zweikampf verloren, wird von den Mitspielern gesucht und lenkt von der Sechserposition das Aufbauspiel. „Ich habe einfach richtig Bock auf diese Aufgabe“, sagt der England-Rückkehrer mit einem strahlenden Lächeln.

Von Aachen über Schalke in die Nationalmannschaft

Mit 17 folgte ebenfalls bei Alemannia das Zweitligadebüt. Durch sein erfolgreiches Auftreten machte der talentierte Ballkünstler Felix Magath und Schalke 04 auf sich aufmerksam. Die Königsblauen kauften das junge Talent, verliehen Holtby dann von 2010 bis zum Sommer 2011 an VfL Bochum und Mainz 05. Anschließend kehrte der 1,75 Meter große Mittelfeldspieler zurück zu Schalke. Dort konnte sich Holtby zum Stammspieler hochspielen und bekam auch in der Europa League regelmäßig Einsätze.

2010 debütierte Holtby in der Nationalmannschaft unter Jogi Löw, nachdem er von der U18 an alle Jugend-Auswahl-Teams des DFB durchlaufen hatte. Drei Jahre später wechselte Holtby zu den Hotspurs und wurde ein Jahr später für die Rückrunde 2013/14 an den FC Fulham verliehen.

Der HSV hat mit Holtby also einen jungen, aber dennoch erfahrenen Spieler. Bisher stehen 99 Bundesligaeinsätze (16 Tore, 23 Vorlagen) und 38 Partien in der Premier League (zwei Tore) auf seinem Konto. Zudem bestritt er bisher 26 Partien in der Europa League und lief in drei Länderspielen für Deutschland auf.

Langfristige Pläne mit Holtby

Für den 23-Jährigen ist der HSV die siebte Station als Fußball-Profi. Die Kaufoption soll im nächsten Jahr zwischen sechs und sieben Millionen Euro liegen. Doch geht es nach dem Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer, soll der Ex-Schalker ein Baustein der neuen Mannschaft werden: „Wir haben langfristige Pläne mit Lewis.“

Wie viel genau der HSV in diesem Jahr von dem Fünf-Millionen-Gehalt zahlt, ist nicht bekannt. Einen Teil übernimmt weiterhin Tottenham, zudem soll Holtby auch auf Geld verzichten. Er will einfach wieder spielen, statt auf der Bank zu sitzen. Bis zuletzt musste er zittern, dann war das Geschäft perfekt: Am Sonntag saß er noch in England auf der Bank, dann ging es in den Flieger. Am Dienstag reiste seine Freundin mit den Koffern nach.

Weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft macht er sich große Gedanken, sagt er. Die eineinhalb Jahre in England waren für den Deutsch-Engländer auch kein Karriere-Knick: „Ich bin dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, meinen Traum zu erfüllen. Es ist nicht wichtig, welche Fakten in der Vita stehen, sondern dass man Spaß hat.“ Auch das Thema Nationalmannschaft ist für den dreimaligen Auswahlspieler nicht dringend, das komme bei guter Leistung ganz automatisch wieder hoch.

Beim HSV trifft er viele bekannte Gesichter wieder, fühlt sich gleich gut aufgenommen: „Ich kenne Lasogga, Arslan und Beister von der U21, Adler und Westermann aus der Nationalmannschaft.“ Holtby wirkt auf dem Trainingsplatz nicht wie ein Fremdkörper, belebt das Offensivspiel und wird von Coach Mirko Slomka nach der Einheit noch einmal für Absprachen zur Seite genommen. „Lewis kann alle Positionen im Mittelfeld spielen“, sagt Slomka. „Klar kann der Lewis kicken“, meint Marcell Jansen mit einem Grinsen über den neuen Aktivposten mit der Nummer 18.

Beiersdorfer rief beim Golfen an

Vor einigen Wochen suchte Beiersdorfer den Kontakt zu Holtby und erwischte ihn an einem freien Tag: „Ich war Golfspielen und wollte gerade putten – da kam ein Anruf aus Deutschland. Danach konnte ich nicht mehr so gut Golf spielen.“ Beiersdorfer hat ihn überzeugt von dem Projekt HSV mit vielen neuen Spielern. Schon in dieser Transferphase stehen 26 Millionen Euro als Ausgaben zu Buche, fast 23 auf der Einnahmeseite. Bereits im nächsten Auswärtsspiel bei Hannover 96 sollen die Einkäufe um Holtby das 0:3 gegen Paderborn vergessen lassen und das neue Gesicht des HSV zeigen.

Holtby ist Sohn eines Engländers und besitzt auch die britische Staatsbürgerschaft. „Lewis ist ein passstarker Techniker, der unserem Spiel mit seiner Kreativität guttun wird. Er hat mit seinen gerade mal 23 Jahren sowohl in der Bundesliga, der Premier League als auch international bereits eine Menge Erfahrungen gesammelt, die er bei uns einbringen soll“, freute sich Dietmar Beiersdorfer über die Verpflichtung Holtbys.