Die letzten Stunden vor dem Ende der Transferfrist haben es in sich. Holtby und Green sind beim HSV im Anflug. Badelj, Skjelbred und Tah stehen dagegen vor dem Absprung.

Hamburg. Mirko Slomka zeigte sich nach der Demontage nur noch geschockt. Trotz acht Wochen Vorbereitung und Einkäufen für 26 Millionen Euro präsentiert sich der HSV auch zum Saisonstart in ähnlich trister Verfassung wie in der Rückrunde der vergangenen Saison. Das 0:3 im ersten Bundesliga-Heimspiel gegen Aufsteiger SC Paderborn glich für Slomkas Elf einer Demütigung, die die Fans mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten. Der Coach wirkte ratlos und sprach von einer „schockierenden Leistung“.

Auch am Tag danach war der Schock noch groß. „Sicher war der Druck hoch, wenn man im ersten Heimspiel gegen einen vermeintlich kleineren Gegner spielt, doch insgesamt war es eine schlechte Leistung, wir sind gestern durch den Boden gegangen. Deswegen waren die Pfiffe der Zuschauer gestern auch berechtigt. Ich erwarte nun eine Reaktion der Mannschaft.“, sagte HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer bei hsv.de.

Es halten sich bereits hartnäckig Gerüchte, dass sich Beiersdorfer mit dem ehemaligen Mainzer Trainer Thomas Tuchel getroffen haben soll. Doch öffentlich stärkt er Slomka noch den Rücken: „Wir müssen jetzt den Finger in die Wunden legen, um einen Schritt nach vorne zu machen. Ich habe gestern Abend noch lange mit unserem Trainer Mirko Slomka zusammengesessen und gesprochen. Auch Mirko hatte sich das anders vorgestellt und ist nun gefordert. Aber ich bin zu hundert Prozent von unserem Konzept überzeugt“, sagte er weiter bei hsv.de.

Green und Holtby kommen

Auch gegen Paderborn wurde deutlich, dass der HSV vor allem im Angriff Probleme hat. Nach dem 0:0 zum Auftakt in Köln gelang wieder kein Tor. Das Hauptaugenmerk bei den Verpflichtungen lag im defensiven Bereich, da spielte mit Ausnahme von Valon Behrami aber die alte Truppe. „Man hat gestern gesehen, dass die Konstellation der ersten Elf geändert werden muss. Das ist nun unsere Aufgabe. Wir haben in dieser Woche zwei Testspiele, in denen sich die bisher verletzten oder noch nicht so zum Zuge gekommenen neuen Spieler Praxis holen können“, so Beiersdorfer.

Die Fans an der Elbe haben erneut Angst vor einer Horror-Saison wie im Vorjahr und hoffen nun auf die offenbar bevorstehenden Transfers von Spielmacher Lewis Holtby (Tottenham Hotspur) und Offensiv-Allrounder Julian Green (Bayern München). Nach Informationen des HSV-Blogs des Abendblatts „Matz ab“ soll sich Holtby bereits in Deutschland befinden. Der 23-Jährige war bereits am Sonntag in Hannover gelandet und soll im Laufe des Montags in Hamburg einen Leih-Vertrag über ein Jahr unterzeichnen. Der HSV hat sich eine Kaufoption für den talentierten Mittelfeldspieler gesichert. Zuvor hatte Dietmar Beiersdorfer am Abend im „Sportclub“ im NDR bestätigt: „Lewis wird am Montag in Hamburg zum Medizincheck erwartet.“

Vorbehaltlich des Medizinchecks war am Sonntag zumindest das Geschäft mit Green perfekt. Wie dessen Vater Jerry dem US-Fernsehsender ESPN bestätigte, wird der 19 Jahre alte US-Nationalspieler tatsächlich bis zum Ende der Saison an die Norddeutschen ausgeliehen. Auch US-Nationalcoach Jürgen Klinsmann, so Green senior weiter, stehen diesem Wechsel positiv gegenüber. Green wird allerdings zunächst zur Nationalmannschaft der USA reisen, so Beiersdorfer weiter, er soll kommende Woche zur Mannschaft stoßen.

Unterdessen befindet sich Milan Badelj auf dem Weg zum Medizincheck nach Florenz. Das teilte der Verein am Abend beim Kurznachrichtendienst Twitter mit. Laut Berichten der „Bild“-Zeitung soll AC Florenz vier Millionen Euro für den Mittelfeldspieler zahlen. Der 25-Jährige war vor zwei Jahren aus seiner Heimat von Dinamo Zagreb an die Elbe gewechselt.

Per Skjelbred hat im „Berliner Kurier“ gegen seine alten Kollegen verbal nachgetreten: „Der HSV hat 0:3 gegen Paderborn verloren. Mehr braucht man nicht zu sagen.“ Der Mittelfeldspieler wird am Montag voraussichtlich seinen Vertrag bei der Hertha unterzeichnen. „Meine Familie fühlt sich hier wohl. Wir wollten nicht wieder umziehen“, sagt Skjelbred in Berlin.

Nach Stürmer Jacques Zoua (Kayseri Erciyesspor) und Mittelfeldspieler Kerem Demirbay (Kaiserslautern) sollen noch weitere Spieler den Klub verlassen. Nach Informationen des HSV-Blogs „Matz ab“ steht Innenverteidiger Jonathan Tah vor einem Wechsel zu Fortuna Düsseldorf. Der 18-Jährige soll offenbar für ein Jahr ausgeliehen werden. Die Transferfrist endet am Montag.

Der frühere deutsche Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack hat unterdessen deutliche Kritik an HSV-Star Rafael van der Vaart geäußert. „Man hätte handeln oder ein Zeichen setzen müssen“, sagte Ballack in der Sendung „Sky90“ und bemängelte, dass beim Niederländer die mediale Berichterstattung außerhalb des Platzes Überhand genommen hätte. Dazu monierte Ballack einen „mangelhaften Fitnesszustand“ beim Mittelfeldstar. „Man hätte zumindest dem Spieler klarmachen müssen, dass man mehr erwartet“, ergänzte Ballack.

In der Rückrunde der vergangenen Saison war der HSV mit einen schwachen van der Vaart abgestürzt und nur mit viel Glück dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte entgangen. Auch in dieser Spielzeit legte der Traditionsclub mit nur einem Punkt aus den beiden Duellen gegen die Aufsteiger 1. FC Köln (0:0) und SC Paderborn (0:3) einen Fehlstart hin.