Vor der ersten Einheit mit dem HSV hatte der Schweizer Nationalspieler erst wenige Male mit Neapel trainiert. Am Montag gibt Behrami seine Premiere gegen Akhisar Belediyespor.
Stegersbach. Bis die letzten Details des Transfers geklärt waren, dauerte es zwar ein wenig, der ungewöhnlich harmonischen Atmosphäre rund um den Transfer tat dies jedoch keinen Abbruch. „In bocca al lupo, Valon!“ („Viel Glück, Valon“), schickten die Offiziellen des SSC Neapel Grüße übers Internet an ihren ehemaligen Profi, als der Wechsel des Schweizer Nationalspielers zum HSV am Sonnabendabend perfekt war. Und auch der Schweizer, der in Hamburg einen Dreijahresvertrag bis zum 30. Juni 2017 unterschrieb, bedankte sich mit emotionalen Worten bei den Fans von Napoli: „Es machte mich stolz, euer blaues Trikot tragen zu dürfen. Ihr seid einzigartig mit eurer Liebe für den Verein und die Stadt.“
Dass die Gefühle bei seiner Entscheidung für den HSV eine große Rolle gespielt haben, machte der 29-Jährige vor seinem ersten Training am Sonnabendnachmittag deutlich, das er noch mit einer Sondergenehmigung absolvieren musste. „Die Beziehung zu den Menschen ist mir sehr wichtig. Dietmar (Beiersdorfer, die Red.) war unglaublich. Ich brauchte eine neue Herausforderung, und die Energie zwischen uns war sehr positiv. Er wollte mich unbedingt, sagte: Wir haben Probleme und brauchen deine Hilfe.“
Dabei hatte Behrami durchaus die Wahl, wie er bestätigte. So kam Neapels Coach Rafael Benitez beim ersten Training nach seinem WM-Urlaub zu ihm und erzählte vom Interesse von Atlético Madrid. „Er war sehr direkt zu mir und hat gesagt: ‚Du kannst heute nach Spanien gehen.‘“ Aber es habe keinen direkten Kontakt gegeben, und als die Probleme mit Benitez zunahmen, „war der Moment gekommen, meinen Berater anzurufen und ihm zu sagen: ‚Ich will zum HSV.‘“ Nach seiner Überzeugung sei die Bundesliga „die stärkste Liga Europas“, die Atmosphäre in den Stadien unglaublich. In Italien („Das ist meine zweite Heimat“) sei zwar der Zuschauerschnitt im Vergleich noch sehr ordentlich, aber in anderen Städten hätte die ökonomische Krise für ein Nachlassen des Interesses am Fußball geführt.
Vor der Zusage hatte sich Behrami aber während der WM, als es erste Kontakte nach Hamburg gab, beim Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld über die Bundesliga und den HSV erkundigt. „Ich habe ihn gefragt: Was meinst du? Und er antwortete: ‚Gehe nach Hamburg! Das ist ein super Verein, eine schöne Stadt.‘“ Auch sein beachtlich gutes Deutsch habe er ihm zu verdanken: „Ich stand ja unter Druck, wenn wir telefonierten“, grinst er.
Schon vor vier Jahren sei Hitzfeld, 65, der nach der WM seinen Rücktritt als Trainer erklärte, entscheidend gewesen für den Verlauf seiner Karriere: „Früher war ich nicht so ruhig, hatte damals auch physische Probleme. Aber nachdem ich ihn in der Nationalelf kennengelernt hatte, war er ein guter Ratgeber, die richtige Straße zu finden.“ Ein Meilenstein für ihn war auch der Wechsel auf die Sechser-Position während seiner Zeit bei West Ham United.
Schon am Montag gegen den türkischen Club Akhisar Belediyespor (spielte am Sonnabend 1:1 gegen Hannover 96) wird der Mittelfeldspieler das erste Mal für den HSV auflaufen. Ob die Zeit für die sportliche Integration ausreichend ist, wird sich zeigen angesichts von nur noch drei Wochen bis zum Bundesligastart beim 1. FC Köln. Vor der Nachmittagseinheit am Sonnabend war Behrami erst fünf Tage mit Neapel im Training. „Ich habe schon gehört, dass hier sehr intensiv gearbeitet wird“, sagte er, „in Italien wird fast nur mit dem Ball geübt. Ich muss viel tun, um das Niveau der anderen zu erreichen, aber das sehe ich nicht als Problem. Genauso geht es aber darum, die Philosophie des Trainers zu verinnerlichen und umzusetzen.“ Schon bei seinem ersten Auftritt war allerdings nichts davon zu sehen, dass ihm etliche Einheiten fehlen.
Was er sich vorgenommen habe mit dem HSV? Nach einer schwierigen Saison wie der vergangenen sei die Aufgabe, einen besseren Weg einzuschlagen, ein konkretes Ziel aber nur schwer zu definieren. „Wo wir ansetzen können, sind die beiden Relegationsspiele, als die Mannschaft in einer schwierigen Situation super Charakter und Mentalität gezeigt hat.“