Die Rückkehr von Dietmar Beiersdorfer zum HSV ist perfekt. Wie die Hamburger mitteilten, hat der frühere HSV-Profi und -Sportchef „einen langjährigen Vertrag“ als Vorstandschef unterzeichnet.

Hamburg. Das Comeback kann beginnen: Fünf Jahre nach seinem turbulenten Abgang beim HSV als Sportdirektor zieht Dietmar Beiersdorfer beim Bundesliga-Dino erneut in die Chefetage ein - diesmal als Vorstandschef. Der ehemalige Nationalspieler hat am Mittwoch einen Vertrag als Klubboss unterzeichnet.

Nach dem nur mit viel Glück vermiedenen Abstieg aus der Bundesliga ist Beiersdorfer der große Hoffnungsträger, der beim Traditionsclub den Neuanfang gestalten und den Verein wieder auf den Erfolgsweg zurückführen soll. „Das ist für mich ein ganz besonderer und emotionaler Tag. Ich bin stolz und glücklich, die Neuaufstellung des HSV mitgestalten zu können“, sagte der 50-Jährige, nachdem er seine Unterschrift geleistet hatte. Es soll sich dabei um einen Kontrakt bis 2017 handeln, der Verein sprach lediglich von einem „langjährigen Vertrag.“

In zähen Gesprächen mit seinem bisherigen Arbeitgeber Zenit St. Petersburg hatte Beiersdorfer in den vergangenen Tagen in der russischen Metropole seine vorzeitige Freigabe ausgehandelt. Am Mittwoch flog er dann mit Ehefrau Olcay und jede Menge Gepäck nach Hamburg, wo er um 12.28 Uhr in Fuhlsbüttel gelandet ist. Offizieller Dienstbeginn des gebürtigen Franken ist der 1. Juli. Dann tritt auch die Ende Mai von der Mitgliederversammlung beschlossene Strukturreform in Kraft.

„Alle Gespräche im Vorfeld waren sehr professionell und ich freue mich über das große Vertrauen, das mir von dem neuen Aufsichtsrat entgegengebracht wird. Wir werden mit Teamgeist, Leidenschaft, Kompetenz, Professionalität und Demut unseren HSV entwickeln, auf den alle HSVer und Hamburger wieder stolz sein können“, gibt Beiersdorf die Richtung vor.

„Beiersdorfer ist genau der richtige Mann“


Auch der designierte Aufsichtsratsvorsitzende Karl Gernandt freut sich auf die Zusammenarbeit: „Dietmar Beiersdorfer ist genau der richtige Mann, der unseren HSV voranbringen wird. Ich wünsche ihm viel Glück und Erfolg bei seiner neuen Aufgabe.“

Fest steht: Auf den neuen „Big Boss“, der die sportlichen Geschicke der Hanseaten zwischen 2002 und 2009 leitete und den HSV 2009 ins Halbfinale des DFB- sowie Uefa-Pokals führte, wartet in der Hansestadt eine immense Herausforderung. Der Gehaltsetat des sündhaft teuren Kaders muss von 43 auf 38 Millionen Euro gesenkt und gleichzeitig ein schlagkräftiges Team für die kommende Saison zusammengestellt werden. Nach der Horror-Saison und dem Fast-Abstieg soll Beiersdorfer den Klub zunächst in ruhigeres Fahrwasser und mittelfristig wieder in die internationalen Plätze führen.

Größtes Sorgenkind ist momentan Kapitän Rafael van der Vaart. Nach seiner verletzungsbedingten WM-Absage sinken die Chancen des Klubs, seinen niederländischen Spitzenverdiener (Vertrag bis 2015) noch in diesem Sommer loszuwerden. „Es gab noch keine offizielle Anfrage eines Vereins für Rafa“, sagte (Noch-)Sportchef Oliver Kreuzer: „Rafa hat hier noch ein Jahr Vertrag und wird am 18. Juni zum Trainingsauftakt wieder hier auf der Matte stehen.“

Was wird aus Lasogga, Calhanoglu und Jansen?


Auch bei Flügelflitzer Marcell Jansen ist die Zukunft völlig offen. Sollte der HSV im Buhlen um den Augsburger Linksverteidiger Matthias Ostrzolek am Ende die Nase vorne haben, könnte ein Verkauf des 28-Jährigen (Vertrag bis 2015, Ausstiegsklausel: fünf Millionen Euro) wichtiges Geld in die klammen Vereinskassen spülen. Immerhin plagen den Klub rund 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten.

Unklar ist zudem, was aus dem abwanderungswilligen Mittelfeld-Juwel Hakan Calhanoglu wird oder ob der zuletzt von Hertha BSC ausgeliehene Pierre-Michel Lasogga bei einem Einstieg finanzstarker Investoren vielleicht doch an der Elbe bleibt. Gedanken macht sich der Club auch über die Torhüterposition, nachdem die Bandscheibenprobleme von Stammkeeper René Adler nicht besser werden. Zwar steht in Jaroslav Drobny ein erstklassiger Ersatz bereit, nach dem Karriere-Ende von Sven Neuhaus fehlt aber ein guter dritter Mann. Zurzeit weiß keiner so recht, wie das HSV-Gesicht der kommenden Saison aussehen wird.

Und endgültige Entscheidungen wird es wohl erst Anfang Juli geben. Dann soll die HSV-Fußball-AG ins Handelsregister aufgenommen worden sein - und die Zukunft des neuen HSV mit Beiersdorfer beginnen. (HA/sid/dpa)