Ein Kommentar von Peter Wenig
Typisch. Wieder einer von diesen HSV-Söldnern. Vertrag gerade verlängert, und schon will er gehen. So werden jetzt viele Fans über Hakan Calhanoglu denken, der am Tag nach der geglückten Rettungsmission seinen Wunsch bekräftigte, den HSV verlassen zu wollen, um bei Bayer Leverkusen anzuheuern.
Doch manche Vorgänge in diesem Geschäft passen nicht in eine schlichte Schwarz-Weiß-Schablone. Der 20-Jährige sieht die Chance, künftig in der Champions League zu spielen, für ein wohl doppeltes Salär. Beim HSV dagegen spricht viel dafür, dass sich die Tristesse angesichts der desaströsen Finanzsituation fortsetzen wird.
Natürlich ist es richtig, dass Manager Oliver Kreuzer den Mittelfeldspieler für unverkäuflich erklärt, solche Aussagen gehören zum Ablöse-Poker. Dass der HSV überhaupt in einer solch guten Verhandlungsposition ist, hat der Club übrigens dem viel gescholtenen Kreuzer zu verdanken, der den Vertrag mit Calhanoglu mitten in der Krise bis 2018 verlängerte. Der HSV muss nun entscheiden, ob er richtig Kasse machen will oder aber konsequent bleibt und damit riskiert, um einen womöglich unzufriedenen Spieler eine neue Mannschaft aufzubauen. Für die sportliche Perspektive wäre es viel besser, wenn der Hoffnungsträger an Bord bleibt und stattdessen der mit 3,5 Millionen Euro im Jahr völlig überbezahlte Kapitän Rafael van der Vaart den HSV verlässt. Wie viel der Holländer vom Teamgedanken hält, war auch am Montag zu spüren, als er als erster Spieler nach nur 22 Minuten das gemeinsame Retter-Frühstück verließ; angeblich eile die Anreise zur Nationalmannschaft.
Leider könnte es am Ende umgekehrt kommen: Calhanoglu geht, van der Vaart bleibt.