Die Rettung des HSV war eine Millimeterentscheidung. Deshalb überwog bei aller Freude Demut statt Party. Nun soll ausgekehrt werden beim Bundesliga-Dino. Neue Strukturen, neue Personen, neue Spieler werden gefordert.
Hamburg. Nach der Katastrophen-Saison mit dem Beinahe-Abstieg plant der HSV ein neues Team mit anderem Gesicht. „Jetzt liegt es an mir und Oliver, eine neue Mannschaft aufzubauen“, sagte Trainer Mirko Slomka am Tag nach dem erlösenden1:1 im Relegationsrückspiel gegen Greuther Fürth. Das Interview mit dem HSV-Trainer.
Der Klassenerhalt stand in den Relegationsspielen bis zur letzten Sekunde auf der Kippe. Wie haben Sie das 1:1 im Rückspiel in Fürth erlebt?
Mirko Slomka: „Am Sonntag hat sich alles nochmal widergespiegelt. Das Ergebnis, die 90 Minuten, der Ablauf, diese Dramaturgie: Es hätte eigentlich nicht anders laufen können am Ende dieser Saison. Es war ein permanentes Auf und Ab, ein permanentes Zittern. Jetzt haben wir es geschafft, darüber sind wir unglaublich glücklich.“
Der Druck war enorm. Wie steht es um ihr Nervenkostüm?
Slomka: „Ich habe die harte Zeit an mir selber gespürt. Dieses Traineramt war bisher meine schwierigste Aufgabe. Aber daher ist die Freude auch umso größer, hier etwas Neues aufzubauen. Wir haben viel von dem Glück aufgebraucht, das man als Bundesligist haben kann. Jetzt liegt es an uns, insbesondere an Oliver (Kreuzer, d. Red.) und mir, dass wir eine Mannschaft aufbauen, damit wir für die neue Saison nicht mehr so viel Glück benötigen.“
Wie groß war die Freude nach dem Spiel?
Slomka: „Auf der einen Seite sollten wir uns freuen, auf der anderen Seite ist es nur Erleichterung. Wir haben nichts gewonnen, wir haben nur den Abstieg verhindert. Wenn wir irgendwann einmal einen Pokal in den Händen halten, dann haben wir etwas zu feiern. Daher war es keine ausgelassene Party, es war nur Durchatmen.“
Haben Sie schon über erste Konsequenzen nachgedacht, die Sie nach der missratenen Saison ziehen werden?
Slomka: „Eine wird eine sehr lange, sehr ausgedehnte Vorbereitung mit drei Trainingslagern geben. Wer das Spiel gesehen hat, dem ist klar, dass es dringend notwendig ist, eine sehr lange Vorbereitungsphase durchzuziehen, um eine topfitte Mannschaft in der Bundesliga zu präsentieren.“
Am 25. Mai stimmen die Mitglieder des HSV über HSVPlus ab, eine Initiative, die die Ausgliederung der Profiabteilung vorsieht. Wie positionieren Sie sich?
Slomka: „Ich habe bisher als Cheftrainer nur bei Vereinen gearbeitet, die diese Ausgliederung bereits vollzogen haben, und ich habe erlebt, was das den Klubs für Möglichkeiten gibt. Ich glaube, dass wir Sicherheit brauchen für mögliche Sponsoren, die uns sicherlich auch unterstützen möchten. Deswegen würde ich mir persönlich wünschen, dass wir diese Ausgliederung hinbekommen.“
Ihre Stimme wirkt leicht angeschlagen. Ist die ausgedehnte Feier der Grund dafür?
Slomka: „Ich erfreue mich nachts immer an diesem Wick Medi Night. Es ist so, dass ich seit drei Tagen leider etwas kränklich bin, aber das ein oder andere Bierchen oder ein schönes Glas Rotwein ist trotzdem durch den geröteten Hals geflossen. Das konnte ich mir nicht nehmen lassen.“
Wird die Mannschaft zur kommenden Saison durch etliche Transfers ein vollkommen neues Gesicht haben?
Slomka: „Es wird sicherlich das ein oder andere neue Gesicht geben. Es ist auch für die Fans wichtig, eine andere Mannschaft zu präsentieren. Aber es gibt viele Spieler, die hier unter Vertrag stehen, und die werde ich so gut trainieren, wie es irgendwie möglich ist, damit sie ihre Leistung steigern.“