HSV-Torjäger macht Hoffnung für die Relegationsspiele gegen Greuther Fürth – Ansturm auf die Tickets für das Hinspiel
Die Umbauarbeiten gingen zügig voran im Volkspark. Schon am frühen Sonntagvormittag schmückte ein riesiges Transparent des Deutschen Fußballbundes die Haupttribüne. „Herzlich willkommen“ stand da, als die HSV-Profis zum Auslaufen eintrafen. Bis zum Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag gegen Polen (20.45 Uhr) wird die Arena mit den Accessoires des Verbandes und der Sponsoren ausgestattet. Doch an diese 90 Minuten dachte am Sonntag niemand. Wer hätte noch vor Monaten gedacht, dass dieser Test des DFB einmal zum bedeutungslosen Vorspiel für den eigentlichen Hauptkick am Donnerstag zurückgestuft wird, wenn es für den HSV heißt: Herzlich willkommen in der Relegation gegen Greuther Fürth.
Als der Club kurz nach dem Abpfiff mit dem Verkauf der Tickets an die Mitglieder startete, setzte ein Ansturm für das Hinspiel am Donnerstag (20.30 Uhr, Rückspiel am Sonntag, 17 Uhr) ein. Bis zum Sonntag waren 50.000 Plätze im HSV-Stadion besetzt, davon 30.000 durch die Dauerkartenbesitzer, die freien Eintritt genießen. Wenn am Montag der freie Verkauf beginnt (die teuersten Karten kosten 55 Euro), dürften die letzten Plätze schnell vergriffen sein.
Als „Duelle wie im Europapokal“ stufte Sportchef Oliver Kreuzer, der mit dem KSC 2012 gegen Regensburg (vergeblich) um den Verbleib in der Zweiten Liga kämpfte, die beiden Ausscheidungsspiele ein. Dennis Diekmeier, der mit Nürnberg ebenfalls Erfahrungen in der Relegation sammelte, sprach sogar von einer „Nervenschlacht“.
Von Erleichterung oder sogar Euphorie war beim HSV am Sonntag deshalb nichts zu spüren. „Wir werden tagtäglich predigen, dass noch nichts erreicht ist“, sagte Kreuzer. Und die Zahlen geben auch keinen Grund für verfrühten Optimismus. Für Statistik-Interessierte: Mit dem 2:3 in Mainz brach der HSV in dieser Saison gleich mehrere Negativrekorde. Noch nie in 51 Jahren Bundesliga musste der HSV 21 Niederlagen hinnehmen und sammelte so wenig Punkte, kein Tabellen-16. hatte in der Bundesligageschichte bisher weniger als 27 Zähler. Nach 1966/67 und 1971/72 blieb der HSV zum dritten Mal in einer Rückrunde ohne einen Auswärtspunkt. Im Dreikampf um Platz 16 waren die Hamburger nicht die Besseren, sondern die Glücklicheren.
Doch davon wollte, wen wunderte es, beim HSV ab Sonnabend, 17.20 Uhr, niemand etwas mehr wissen, schon gar nicht von den fünf Niederlagen in Folge oder der neunten Auswärtspleite in Serie. „Wir hätten für den Kopf gerne einen Punkt geholt“, sagte Robert Tesche zwar, aber in der Relegation stehe alles auf null. Dabei musste die große Reset-Taste nicht unbedingt auch für den Auftritt in Mainz gedrückt werden. In der ersten Hälfte dominierte nur der HSV und erspielte sich gegen die angesichts der möglichen Europa-League-Qualifikation mit den Nerven kämpfenden Rheinhessen eine Vielzahl an Torchancen. Vor allem im Mittelfeld bekämpften die HSV-Profis die Mainzer mit deren Waffen, frühem Stören und schnell vorgetragenen Offensivaktionen.
Wie vom HSV erhofft erwies sich das Mitwirken von Pierre-Michel Lasogga nach sechswöchiger Verletzungspause als äußerst produktiv. Dank seiner Präsenz und seiner Fähigkeit, die Bälle „festzumachen“, wie es in Fußballdeutsch heißt, konnten die Mitspieler nachrücken. Wer sonst als der Leihstürmer aus Berlin war es auch, der nach dem schnellen 0:1-Rückstand (begünstigt durch einen Katastrophenschnitzer von Heiko Westermann), für den Ausgleich sorgte und neue Aufbruchstimmung. „Endlich haben wir mal wieder nach vorne gut spielt“, sagte Rafael van der Vaart, der vor den Augen von Bürgermeister Olaf Scholz, Sportsenator Michael Neumann und Sportstaatsrat Karl Schwinke selbst dafür hauptverantwortlich gezeichnet hatte.
Lebensversicherung Lasogga, das hoffen die Fans. Die wichtigste Botschaft war deshalb, dass der Stürmer die Partie ohne eine Blessur überstanden hat. Nur auf ihn zu setzen könnte sich jedoch als Fehleinschätzung erweisen. Will der HSV gegen Fürth bestehen, dürfen Mirko Slomkas Team nicht die krassen Fehler unterlaufen, die in Mainz zu den Gegentoren führten.
„Wieder haben wir uns für den Aufwand nicht belohnt“, ärgerte sich der Trainer, der am Sonntag in Paderborn auf der Tribüne saß, nachdem er eine Woche zuvor Fürths Auftritt in Cottbus live verfolgt hatte. Der Auftritt des DFB wird dabei die Vorbereitung auf das erste Endspiel nur minimal beeinträchtigen. Nach den Trainingseinheiten am Montag (15 Uhr) und Dienstag (10 Uhr) müssen die Spieler ihre Kabine für die Nationalspieler räumen, die sie aber beim Üben nicht sehen werden: Wie die Polen werden auch Joachim Löws Akteure im Millerntor-Stadion trainieren.