Die Transfer-Fehlerkette begann weit vor dem Amtsantritt des Sportchefs Oliver Kreuzer. Nur das Versagen der anderen kann den Verein noch retten.
Mitunter lässt sich das ganze Dilemma eines Vereins im Profifußball an nur einer Personalie erklären. Für den HSV stürmte am Sonntag beim 1:3 in Augsburg ein gewisser Mattia Maggio. Der 20-Jährige kommt aus der akut abstiegsbedrohten U23 des Vereins, war in der Regionalliga Nord mit acht Saisontoren nicht eben als kommender Torjägerstar aufgefallen. Dass Trainer Slomka dennoch Maggio in dem so wichtigen Spiel das Vertrauen schenkte, war denn auch eher der Not als der wirklichen Hoffnung auf eine wundersame Leistungsexplosion geschuldet.
Der HSV hat seinen neuen Trainer im Offensivbereich vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt. Nach den Abgängen von Heung Min Son und Artjoms Rudnevs, vergangene Saison für 24 Treffer verantwortlich, und den Verletzungen von Maximilian Beister und Pierre-Michel Lasogga ruhen die Hoffnungen im Angriff ansonsten auf Jacques Zoua, der zu oft unter Beweis gestellt hat, das sein Können für die Bundesliga nicht reicht. Slomkas Vorvorgänger Thorsten Fink wollte den Kameruner unbedingt, wohl die größte Fehleinschätzung seiner HSV-Ära.
Es wäre grotesk, Slomka Maggios Einsatz vorzuwerfen, auch wenn der in Augsburg völlig versagte. Die Sturmmisere spiegelt die völlig verkorkste Personalpolitik des HSV wider. Wer trotz eines Gehaltsbudgets von mehr als 40 Millionen Euro weit hinter Low-Budget-Teams wie Augsburg oder Freiburg, die nicht einmal 50 Prozent dieser Summe in ihr kickendes Personal investieren, rangiert, muss alles, aber auch wirklich alles in den vergangenen Jahren falsch gemacht haben. Und die Transfer-Fehlerkette begann weit vor dem Amtsantritt des Sportchefs Oliver Kreuzer.
So bleibt dem HSV auf der Zielgeraden nur die Hoffnung, dass die Konkurrenten Braunschweig und Nürnberg weiter kriseln, um die Klasse über den Notausgang der Entscheidungsspiele gegen den Tabellendritten der Zweiten Liga zu erhalten. Dass der HSV in dieser Verfassung aus eigener Kraft noch den direkten Abstieg vermeidet, scheint nach dem Desaster von Augsburg ausgeschlossen.