Ein Kommentar von Alexander Laux

Dramatisch, besorgniserregend, erschütternd: Um die Personalkrise beim HSV zu kennzeichnen, ist jedes negative Attribut geeignet. Gravierende Verletzungsprobleme sind traditionell ein Hauptgrund, warum Vereine im Abstiegskampf untergehen. Speziell beim HSV kommen jetzt die Versäumnisse und Fehleinschätzungen in der Kaderplanung zum Vorschein, die auch auf mangelnde Konstanz auf den sportlichen Führungspositionen zurückzuführen sind und Mirko Slomka kaum die Option geben, Alternativpläne zu schmieden.

So finden sich in der Abwehr noch immer sechs HSV-Profis für zwei Innenverteidigerpositionen. Im Gegensatz dazu sind weder die Rechts- noch die Linksverteidigerposition doppelt besetzt. Wenn also Dennis Diekmeier (Hinrunde) oder jetzt Marcell Jansen längerfristig ausfallen, stehen theoretisch mit Zhi-Gin Lam, Heiko Westermann oder Petr Jiracek nur Notlösungen zur Verfügung.

Während die Mischung im Mittelfeld noch einigermaßen sinnvoll ist – dennoch werden Profis, die sich für Tempofußball eignen, häufig schmerzlich vermisst –, wirkt die Besetzung des Angriffs unausgewogen. Wenn Pierre-Michel Lasogga nicht topfit ist wie in Bremen, hat der HSV ein massives Problem. Es wäre ihm zu wünschen, aber dass der bisher so glücklose Jacques Zoua ausgerechnet jetzt Torgefahr entwickelt, ist unwahrscheinlich. Schließlich traf er auch für Basel, immerhin dem besten Team in der Schweiz, nur in Ausnahmefällen.

Und schließlich: Dass sich in der Not niemand aus dem HSV-Nachwuchs für eine Beförderung zu den Profis aufdrängt, spricht für sich.

Unterm Strich ist es deshalb natürlich Pech, wenn der HSV extrem geschwächt zum ersten Nichtabstiegsendspiel gegen Frankfurt antreten muss. Aber sollte der Club am Ende tatsächlich absteigen, hätte er sich dies auch selbst zuzuschreiben.