Das Baby-Glück mit seiner neuen Liebe Sabia Boulahrouz beflügelt den HSV-Regisseur. Doch auch die jungen Talente blühen richtig auf. Van Marwijk schenkt Calhanoglu, Tah & Co. Vertrauen, zeigt aber auch Mängel auf.

Hamburg. HSV-Kapitän Rafael van der Vaart fühlt sich vom baldigen Baby-Glück mit seiner neuen Liebe Sabia Boulahrouz beflügelt. „Klar hat das alles miteinander zu tun. Wenn man privat glücklich ist, kann man auf dem Rasen auch bessere Leistungen zeigen“, sagte der niederländische Nationalspieler der „Bild“-Zeitung. Der 30-Jährige hat bereits fünf Saisontore auf dem Konto und befindet sich seit dem Amtsantritt von Trainer Bert van Marwijk in guter Form.

„Wir freuen uns jedenfalls sehr auf den Nachwuchs. Das setzt zusätzliche Energie frei“, betonte der Mittelfeldregisseur. In dieser Woche hatte das Paar bekanntgegeben, dass es sein erstes gemeinsames Kind erwartet. Derzeit läuft die Scheidung von van der Vaarts Noch-Ehefrau Sylvie, mit der der 30-Jährige den gemeinsamen Sohn Damian (7) hat.

Mit „jungen Wilden“ aus dem Tabellenkeller

Mit van der Vaart und den „jungen Wilden“ des HSV will van Marwijk Schritt für Schritt aus dem Tabellenkeller von Platz 15 hochklettern. Kreative Fußballer wie Hakan Calhanoglu mag der Holländer gern. Ganz anders als bei Vorgänger Thorsten Fink, der den Deutsch-Türken nur als Ersatz für van der Vaart aufbot, darf Calhanoglu nun neben dem Kapitän auf der linken Seite wirbeln. „Solche Spieler sind jung, individualistisch und kreativ. Aber sie machen auch Fehler“, sagt van Marwijk. „Wenn ich ihn immer herausnehme, wird er sich nicht verbessern. Man muss ihm Vertrauen geben.“ Aber auch Mängel aufzeigen.

So wie es der 18 Jahre alte ehemalige Karlsruher diese Woche berichtete: „Ich dachte schon vorher, dass ich richtig gut am Ball bin. Dann kam Bert van Marwijk und zeigte mir mit seinen Passübungen meine Defizite – es war krass zu sehen, wie viele Fehler ich noch mache.“ Van der Vaart hält große Stücke auf den Deutsch-Türken: „Wow. Hakan ist riesig veranlagt. Er ist torgefährlich, schlägt tolle Standards, ist ein super Typ.“

Ob Pierre-Michel Lasogga (21) mit seinen fünf Toren, Maximilian Beister (23), Tolgay Arslan (23) oder der erst 17 Jahre alte Innenverteidiger Jonathan Tah – van Marwijk hat kein Problem, Verantwortung auf die Nachwuchskräfte zu übertragen.

„Wir haben das Glück, dass viele talentierte Spieler nachkommen“, meint Marcell Jansen, „ich freue mich sehr, wenn das weiter durchgezogen wird“. Mit seinen 27 Jahren gehört der Nationalspieler zu den Erfahrenen und hat in der Vergangenheit oft schon die Jüngeren in die Pflicht genommen. Auch er sieht einen Fortschritt unter van Marwijk, mahnt aber, dass jeder Profi Eigenantrieb mitbringen müsse.

Kreuzer: Jugendarbeit in Hamburg nicht nur schlecht

Für Sportdirektor Oliver Kreuzer sind die guten Leistungen der nachwachsenden Stars auch ein Beleg dafür, dass die Jugendarbeit in Hamburg nicht nur schlecht ist. Vielen Talenten habe man aber nie eine richtige Chance gegeben. „Wir haben enormes Potenzial im Kader. Und einen Trainer, bei dem die Jungs Urvertrauen spüren“, sagte der neue Sportvorstand dem Fachmagazin „Kicker“.

Gegen Freiburgs Taktikfuchs Christian Streich, der noch nie gegen den HSV verloren hat, wird van Marwijk am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) besonders gefordert. Der SC Freiburg ist bislang ohne Bundesliga-Sieg und auch noch ohne „Dreier“ in der Europa League – also besteht die Gefahr, dass einige Hamburger Spieler die Reise zum Vorletzten auf die leichte Schulter nehmen. Van der Vaart tut das nicht und verweist auf die vergangene Saison. „Freiburg ist deutlich besser als der Tabellenplatz. Und wir haben gegen den SC vergangene Saison kein einziges Tor erzielt. Das ist Warnung genug, oder?“

Van der Vaart schwärmte zudem erneut von seiner neuerlichen Zusammenarbeit mit Trainer van Marwijk: „Die Chemie stimmt. Wir verstehen uns sehr gut“, sagte er über den früheren Bondscoach. „Ich muss nur manchmal schmunzeln, wenn wir Übungen machen, die ich schon von der Nationalmannschaft kenne. Aber immerhin sind wir vor drei Jahren so gemeinsam Vize-Weltmeister geworden.“

Noch ist der HSV unter van Marwijk ungeschlagen. „Ich verliere nicht gern. Wenn wir einmal verlieren, gibt es aber auch keine Panik“, beteuert der 61-Jährige. Aber ungemütlich könnte es schon werden.