Es war allen Beteiligten bewusst, dass Rafael van der Vaart nie wegen eines zu schnellen Antritts in eine (noch zu erfindende) Rasen-Radarfalle tappen würde. Vor gut einem Jahr verpflichtete der HSV einen Fußballer – lassen wir hier sein weitgehend in der Öffentlichkeit ausgetragenes Privatleben mal ausnahmsweise außen vor – mit einer formidablen Ballbehandlung, der schon etliche Tore während seiner Karriere erzielt und auch den besonderen Blick für den Mitspieler hat – nicht aber durch außergewöhnliche Dynamik glänzt.
Und hier fangen die Probleme van der Vaarts an. Das Fußballspiel ist in den vergangenen Jahren rasanter, schneller geworden, die Athletik der Sportler beeindruckend. In dieser Kategorie hechelt jedoch nicht nur der Niederländer hinterher, sondern auch die meisten seiner Mitspieler. Vor allem im Mittelfeld des HSV fehlt es am nötigen Tempo, um höheren Ansprüchen zu genügen.
Um seine Stärken gewinnbringend einsetzen zu können, wäre ein System mit zwei Stürmern logischer. Hinter nur einem Stürmer im momentan favorisierten System fehlen dem HSV-Kapitän häufig die Anspielmöglichkeiten. Er muss sich in die Tiefen des Mittelfelds fallen lassen, wo er aber kaum einmal als Dirigent des Spiels wirken kann. Die Motivation kann man dem 30-Jährigen angesichts seiner Laufbereitschaft nicht absprechen, allerdings wirkt es so, als ob er seine Kräfte nicht ökonomisch einsetzt. Von van der Vaart erwarten Fans und Medien immer etwas Besonderes. Aber mit jeder Woche wachsen die Zweifel, ob er diese Rolle auf dem Rasen noch ausfüllen kann.