Der neue HSV-Coach wird das DFB-Pokalspiel gegen Greuther Fürth vor dem Fernseher verfolgen. Die Bosse rieten ihm davon ab, ins Stadion zu kommen, um den Druck auf das verunsicherte Team nicht zusätzlich zu erhöhen.

Hamburg. Wenn Rodolfo Cardoso heute Abend im DFB-Pokalspiel gegen Greuther Fürth (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) vorerst das letzte mal auf der Trainerbank des HSV Platz nehmen wird, sitzt der neue Coach Bert van Marwijk vor dem TV statt in der Imtech Arena.

Die HSV-Bosse rieten dem Niederländer dem Stadion fern zu bleiben, um den Druck auf das verunsicherte Team nicht auch noch zusätzlich zu erhöhen. „Ich werde nicht im Stadion sein. Mittwoch werde ich das Team das erste Mal treffen. Das wird sehr spannend. Das erste Treffen ist sehr wichtig“, äußerte van Marwijk, der in der Bundesliga bereits Borussia Dortmund (2004 bis 2006) betreut und die Niederlande bei der Weltmeisterschaft 2010 ins Endspiel geführt hatte.

Van Marwijk wird bewusst erst nach der Zweitrunden-Pokalpartie vorgestellt. Alles andere hätte noch mehr Unruhe vor dem für den klammen Verein auch finanziell wichtigen Wettbewerb gebracht. Denn für den Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale kämen dringend benötigte Einnahmen von mindestens 500.000 Euro in die leere Kasse.

Van Marwijk wird Mittwoch vorgestellt

Am Mittwochmittag (11 Uhr) wird der „Neue“ in der Hansestadt vorgestellt und wohl bereits am Nachmittag das erste Training auf den Platz neben der Hamburger Arena leiten. Am kommenden Sonnabend sitzt er beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr) erstmals als Trainer auf der HSV-Bank.

Mit vier Punkten aus sechs Spielen rangiert der HSV nur auf Platz 16 der Tabelle - viel zu wenig für die als selbsternannter Europa-League-Aspirant in die Saison gestarteten Hanseaten. Van Marwijk gibt sich trotz der schwierigen Aufgabe gelassen: „Der HSV hat normalerweise immer das Ziel, unter die ersten Sechs zu kommen. Ich finde es nicht schlimm, diesen Weg zu gehen.“

Trotzdem steht der Niederländer nach eigener Aussage vor einer Mammutaufgabe. „Das Team ist im Augenblick sehr verunsichert. Es spielt nicht gut und es gibt zu viele Gegentore“, sagte der Niederländer, der bei den Hanseaten die Nachfolge des vor einer Woche entlassenen Thorsten Fink antritt, dem Radiosender NOS: „Meine Aufgabe ist es, wieder mehr Struktur zu schaffen und Deutlichkeit über das Spielsystem zu geben. Wir müssen so schnell wie möglich vom unteren Tabellenplatz wegkommen.“

Jarchow: „Spieler haben keine Alibis mehr“

Die Hanseaten hatten van Marwijks Verpflichtung am Montagabend offiziell bekannt gegeben. Klubboss Carl-Edgar Jarchow betonte, dass „wir nie ein Geheimnis daraus gemacht haben, dass er die Nummer 1 auf unserer Liste war. Wir erhoffen uns von ihm mit seiner Erfahrung, dass er die Mannschaft stabilisiert.“ Auch die Profis nimmt der HSV-Boss in die Pflicht: „Die Spieler haben nun keine Alibis mehr.“

Der Niederländer erhält beim HSV einen Vertrag bis 2015 und soll jährlich rund 1,4 Millionen Euro verdienen. Der Schwiegervater von Bayerns Münchens ehemaligen Mittelfeldspieler Mark van Bommel ist der vierte Niederländer auf der HSV-Bank. Martin Jol löste am 1. Juli 2008 seinen gut 17 Monate amtierenden Landsmann Huub Stevens ab, ehe Ricardo Moniz ab April 2010 für rund zwei Monate auf Interimsbasis die sportliche Verantwortung beim Bundesliga-Gründungsmitglied übernahm. Zuletzt war van Marwijk von 2008 bis 2012 Bondscoach der niederländischen Nationalmannschaft.