Geforderte Ausgliederung führt zu Diskussionen beim HSV und unter den Anhängern. Investoren sollen Clubanteile erwerben. Jürgen Hunke will Alternativkonzept vorlegen.

Hamburg Uneingeschränkte Empörung sieht anders aus. Im Internet wurden die Ausgliederungspläne des ehemaligen Aufsichtsratschefs Otto Rieckhoff unter den Fans zwar heftig diskutiert, doch eine vergleichbare Entrüstung wie noch vor acht Jahren, als der damalige HSV-Vorsitzende Bernd Hoffmann ähnliche Ideen vorbrachte, war nicht zu vernehmen.

Der Plan des 61-Jährigen sieht (verkürzt) so aus: Er will die Profi-Abteilung der Hamburger in eine Aktiengesellschaft umwandeln, den elfköpfigen Aufsichtsrat auf sechs Mitglieder verkleinern und den Club für Investoren wie den umstrittenen Klaus-Michael Kühne öffnen (das Abendblatt berichtete).

Es gibt eine ganze Reihe von Fürsprechern der Initiative – so hatte die Facebook-Seite von HSVPlus bis Mittwochabend schon rund 7000 Unterstützer. Auch im HSV-Blog „Matz ab“ herrschte weitgehend Einigkeit, dass etwas getan werden muss. Viele Blogger konnten sich mit den Vorschlägen Rieckhoffs anfreunden. In anderen Internetforen wie dem der Supporters (www.hsv-sc.de) war die Stimmung uneinheitlich. „Die Fans sind ein wenig gespalten, was in erster Linie mit dem Aspekt des Anteilverkaufs zu tun hat“, sagte Supporters-Chef Christian Bieberstein. „Bisher gab es jedoch kein großes Für und kein großes Dagegen – die Anhänger beginnen gerade, die Pläne sehr sachlich zu diskutieren, und das ist auch gut so.“

Zentraler Aspekt der Überlegungen Rieckhoffs ist es, mithilfe von strategischen Partnern die Entschuldung voranzutreiben. Investoren könnten so Anteile am Club erwerben, wie das Beispiel der Bayern zeigt: Die Audi und Adidas AG halten dort jeweils 9,1 Prozent der Bayern München AG. Vor Jahren noch wäre ein solcher Vorschlag für einen Großteil der HSV-Sympathisanten kaum vorstellbar gewesen, doch offenbar hat bei Teilen der Mitgliedschaft ein Umdenken stattgefunden. Wobei eine Ausgliederung nicht zwangsweise der Schlüssel zum Erfolg sein muss, wie das Beispiel Bremen zeigt. Im Jahr 2003 gliederte Werder den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb mit den Fußballaktivitäten des Profisports in die Werder Bremen GmbH & Co. KG aA aus. Derzeitig steht Werder jedoch weder sportlich noch wirtschaftlich wesentlich besser da als der HSV, der neben dem VfB Stuttgart, Schalke 04, Mainz 05, SC Freiburg und dem 1. FC Nürnberg als einer von sechs Bundesligaclubs als eingetragener Verein fungiert.

Mit dieser Vereinsstruktur kann Investor Klaus-Michael Kühne, der zuletzt mit einem verbalen Rundumschlag beim HSV auf wenig Gegenliebe stieß, wenig anfangen. Er begrüßte auf Abendblatt-Anfrage die Pläne Rieckhoffs und wünscht sich sogar, dass „eine Investorenbeteiligung knapp unterhalb der 50+1-Regel des DFB möglich sein wird“. In Rieckhoffs Modell würde der Aufsichtsrat der neuen Fußball AG nur bis zu einer Anteilshöhe von 25 Prozent alleine über Investoren entscheiden können, für weitere Investitionen müssten die Mitglieder ihr Jawort geben. Kühne selbst würde sich ebenfalls beteiligen, wenn er „die handelnden Personen in der Lage sieht, den Verein auf die Erfolgsspur zu führen“. Die Rekrutierung der HSV-Legenden Thomas von Heesen, Holger Hieronymus und Ditmar Jakobs sei ein erster Schritt. „Ich würde mich freuen, wenn auch Horst Hrubesch und Felix Magath dabei sein würden“, sagte er.

Die Initiative „HSVPlus“ wird nicht die einzige Idee bleiben, um den HSV wieder in die Spur zu bringen. So kündigte Aufsichtsrat Jürgen Hunke an, in den nächsten Wochen ein Alternativkonzept zu präsentieren. „Ich finde es gut, wenn sich viele Leute aus dem Vereinsumfeld Gedanken machen. Es besteht auch Übereinstimmung in dem Punkt, dass sich etwas ändern muss. Aber meiner Meinung nach müssen wir uns selbst helfen und so die beste Lösung finden“, sagte Hunke, der jedoch auf eine konstruktive Zusammenarbeit hofft. „Mit Emotionalität und Angriffen auf andere Personen kommen wir nicht weiter. Unsere Gegner sind schließlich die anderen Clubs und nicht in den eigenen Reihen zu suchen.“