Die 17 Jahre alte Nachwuchshoffnung Levin Öztunali hat sich bei Bayer Leverkusen in der Vorbereitung ganz nah an die Stammelf gespielt. Jetzt winkt dem Enkel von Uwe Seeler ein zeitnaher Einsatz in der Bundesliga.

Leverkusen. 41 Jahre nach „Uns Uwe“ kommt „Uns Özi“: Levin Öztulani, 17 Jahre alter Enkel von Uwe Seeler, steht bei Bayer Leverkusen schneller als erträumt vor dem Profi-Debüt und ist auf dem besten Wege, die große Fußball-Tradition seiner Familie fortzuführen. „Er hat die Chance, ganz früh Bundesliga zu spielen“, sagt Bayer Leverkusens Coach Sami Hyypiä über den Nachkommen des DFB-Ehrenspielführers: „Ich werde versuchen, ihm zu helfen. Er muss den großen Willen haben, jeden Tag hart arbeiten. Aber er ist wirklich schon sehr weit.“

Zwei Tage vor dem ersten Pflichtspiel der Saison beim SV Lippstadt (15.30 Uhr/Sky) im DFB-Pokal ist dies ein aus dem Mund des nüchternen Finnen fast schon euphorisches Lob. Öztunali, der bis Ende Juni noch in der B-Jugend hätte spielen dürfen, steht offenbar vor einer großen Karriere - auch wenn der Schatten des legendären Großvaters übermächtig scheint. Im Gegensatz zu seinem Opa wird er sich aber nicht an Toren messen lassen müssen: Der Nachwuchskicker fühlt sich im Gegensatz zum stürmenden Ahn im defensiven Mittelfeld oder auf der rechten Außenbahn am wohlsten.

Der inzwischen 76 Jahre alte Seeler hatte schon vor Wochen angekündigt, beim Bundesliga-Debüt seines Enkels dabei sein zu wollen. Und zwar auf der Tribüne und nicht wie früher bei den Heimspielen der U19 des HSV im Gebüsch, um seinen Nachwuchs nicht zu irritieren. „Wenn es so weit sein sollte, werde ich natürlich im Stadion sitzen“, hatte Seeler angekündigt. Es sieht danach aus, dass er schon bald in Leverkusen vorbeischauen wird.

Denn obwohl die Konkurrenz in der Schaltzentrale in Leverkusen bei Mitspielern wie Kapitän Simon Rolfes, Nationalspieler Lars Bender, Stefan Reinartz und Jens Hegeler groß ist, sieht Hyypiä nämlich gute Chancen für den Youngster, der an einem Gymnasium nebenbei sein Abitur bauen soll. „Für junge Spieler ist es wichtig, dass er die Füße am Boden hält und jeden Tag hart arbeitet. Diese Mentalität hat er, er trainiert sehr konzentriert und arbeitetet hart, um sich zu verbessern“, sagt Hyypiä. Und überhaupt: „Das Alter ist nur eine Nummer. Wenn du gut genug bist, kannst du mitmachen.“ Es sei durchaus möglich, erklärt Hyypiä, dass Öztunali in Lippstadt zum Kader gehören wird.

In der Vorbereitung nutzte „Uns Özi“, wie ihn der Hamburger Boulevard bereits nannte, seine Chance konsequent: Ein Tor im Test bei Schwarz-Weiß Essen, ein sehenswerter Assist gegen Arnheim, zuletzt eine auffällige Leistung beim 1:1 gegen Kaiserslautern, dazu ein ruhiges und physisch starkes Auftreten und eine bemerkenswerte Einstellung im Training.

Großes Lob hatten in den vergangenen Wochen schon der prominente Opa („Er ist sehr ehrgeizig, fleißig und charakterlich einwandfrei“) und Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler („Er ist viel weiter als wir alle dachten. Gebremst wird nicht“) geäußert.

Bevor der Sohn des ehemaligen HSV-Scouts Mete Öztunali und Seelers Tochter Frauke in Leverkusen landete, hatte der U17-Nationalspieler aber noch für reichlich Verstimmung zwischen Seeler und dessen geliebten Verein gesorgt. „Es ist armselig, was mit meinem Enkel passiert ist“, hatte die HSV-Legende etwas verbittert angemerkt. Leverkusen nutzte die Chance des auslaufenden Vertrags, setzte sich gegen den angeblich ebenfalls interessierten Triple-Sieger Bayern München durch und stattete den 17-Jährigen mit einem Vertrag bis 2018 aus. Es scheint, als ob Uwe Seeler künftig außer mit dem HSV auch mit Bayer fiebern wird.