Die HSV-Fans belohnten den kämpferischen Auftritt ihrer Mannschaft nach dem Schlusspfiff mit Beifall. Auch Trainer Fink zieht ein positives Saisonfazit. Kritik kommt dagegen von Ex-Manager Netzer.
Hamburg. Selten haben die Anhänger des Hamburger SV ihren Verein nach einer Niederlage so gefeiert. 90 Minuten Kampf pur gegen Bayer Leverkusen versöhnten die geplagten Fans der Norddeutschen für einige bittere Niederlagen in dieser Saison. Da war sogar das 0:1 (0:0) durch den 25. Saisontreffer von Torschützenkönig Stefan Kießling zu verschmerzen. „Die Europa League haben wir schon früher verbockt“, bilanzierte Marcell Jansen.
„Es war eine sehr ordentliche Saison. Wenn wir uns jetzt punktuell verstärken, sollte die Europa League kommende Saison das Ziel sein“, lautete das Fazit von Trainer Thorsten Fink. Trotz aller Enttäuschung über den mit Platz sieben verpassten Zug nach Europa wies er noch einmal darauf hin, dass man letzte Saison ganz unten war. Diese Saison sei das Ziel gewesen, einstellig zu werden.
Doch längst nicht alle geben sich mit solch bescheidenen Vorgaben zufrieden. So kritisierte der ehemalige HSV-Manager Günter Netzer aus der Ferne seinen Ex-Verein: „Hier muss endlich was passieren. Es ist zu viel Zeit vergeudet worden, zu viel Zeit liegen gelassen worden, um das endlich anzugehen.“ Hamburg sei eine Stadt mit enormen Möglichkeiten und müsse längst international dabei sein.
Van der Vaart will noch mehr
„Am Anfang der Saison waren wir ein Abstiegskandidat. Wenn man am Ende Siebter wird, muss man zufrieden sein. Wenn man aber so nah dran ist an der Europa League, will man natürlich mehr“, betonte Kapitän Rafael van der Vaart, dem gegen Bayer bei allem Engagement in der Offensive nichts gelingen wollte. Harmlos blieb auch Heung-Min Son, dessen Verbleib an der Elbe ungewiss ist. „Ich gehe davon aus, dass er bleibt“, meinte Fink, der aus dem schnellen gern einen effektiveren Torjäger formen würde. Der Südkoreaner und Artjoms Rudnevs trafen je ein Dutzend Mal, viele weitere Gelegenheiten wurden ausgelassen.
Angesichts von 53 Gegentoren muss der HSV vor der nächsten Spielzeit seine Hausaufgaben vor allem in der Abwehr machen. „Ich will nur noch Spieler haben, die Teamgeist zeigen und Gras fressen für den Club“, lautet Finks klare Ansage. Der ehrgeizige Coach hat genug von der Lethargie und will endlich höher hinaus.
Kießling muss auf Schürrle verzichten
Die auf Platz drei schon längst für die Champions League qualifizierten Leverkusener werden wohl demnächst auf André Schürrle als Sturmpartner von Kießling verzichten müssen. „Davon gehe ich aus“, sagte der Nationalspieler, dessen Wunschziel der FC Chelsea ist. Auch Bayer-Coach Sascha Lewandowski wird statt mit den Profis wieder mit dem Nachwuchs arbeiten, das erfolgreiche Gespann mit Sami Hyypiä wird gesprengt.
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Der zielstrebige Kießling nahm stolz die Torjägerkanone in Empfang und wird jetzt in den Urlaub fahren, statt mit der Nationalmannschaft in die USA zu fliegen. „Es macht mich stolz, denn es zeigt, was wir für eine geile Saison gespielt haben“, sagte er mit der Torjägerkanone in Händen. Kießling ist der erste Schützenkönig im Bayer-Trikot seit Ulf Kirsten in der Spielzeit 1997/98.
Statistik
Hamburg: Adler - Diekmeier, Westermann, Rajkovic, Jansen - Rincon, Badelj (66. Rudnevs) - Jiracek (81. Ilicevic), Aogo (78. Beister) - Son, van der Vaart. Trainer: Fink
Leverkusen: Leno - Carvajal (90.+2 Schwaab), Wollscheid, Toprak, Kadlec - Reinartz - Lars Bender, Rolfes - Hegeler (68. Sam), Schürrle (90.+2 Manuel Friedrich) - Kießling. Trainer: Lewandowski
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Kießling (90.)
Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Westermann (4), Badelj (8), van der Vaart (5), Ilicevic (3) - Toprak (8), Reinartz (11)