Ein Kommentar von Peter Wenig
Es klingt ja auch wirklich verlockend. Noch schnell einen langfristigen Vertrag mit einem Vermarkter abschließen, vorab eine Millionensumme auf einen Schlag kassieren - und schon sieht das gewaltige Minus in der Bilanz gleich freundlicher aus.
Fast alles spricht dafür, dass der HSV-Vorstand in den kommenden Wochen diesen Weg mit dem Vermarkter Sportfive gehen wird. Das ist zunächst weder ehrenrührig noch überraschend - es handelt sich vielmehr um eine seit Jahren geübte Praxis in der Fußball-Bundesliga.
Das macht dieses Geschäftsmodell indes keineswegs besser. Vorauszahlungen dienen dazu, akute Finanzlöcher zu stopfen, und sind damit Wechsel auf eine (höchst unsichere) Zukunft. Der HSV zahlt jetzt die Zeche für eine kolossale Fehleinschätzung des Sportchefs Frank Arnesen, der nach dem Fastabstieg der vergangenen Saison einen kaum konkurrenzfähigen Kader zusammengestellt hatte. Die Nachrüstung im laufenden Betrieb - für 17 Millionen Euro kamen van der Vaart und Jiracek - war extrem teuer. Vor allem ohne van der Vaart wäre der HSV aber wahrscheinlich wieder in große Gefahr geraten. Unter dem Druck eines erneuten Absturzes blieb dem Vorstand kaum eine andere Wahl.
Ebenso klar ist allerdings auch, dass eine Rettung mit Vorabzahlungen der letzte Sündenfall dieser Art bleiben muss. Der Vorstand muss nach hanseatischer Kaufmannstradition endlich lernen, mit den vorhandenen finanziellen Möglichkeiten auszukommen. Und die sind beim HSV dank guter Zuschauerzahlen, hoher VIP-Einnahmen und lukrativer Sponsoringverträge immer noch besser als an vielen anderen Standorten.