Der Nationalspieler kritisiert die Einkaufspolitik der Hamburger und hält die geplante Versöhnungs-Party mit den Fans für falsch.

Hamburg. HSV-Profi und Nationalspieler Marcell Jansen hat nach der Pleite gegen den SC Freiburg (0:1) zum Rundumschlag gegen den eigenen Club ausgeholt. Auch in dem geplanten Versöhnungs-Grillen mit den Fans einen Tag nach dem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (20.04.) sieht er keinen Sinn. „Der Ernst der Lage in der letzten Saison war um einiges beschissener. Da hätte man überlegen sollen, zur neuen Saison vielleicht ein Grillen zu machen. Aber nicht wenn man 9:2 (in München/d. Red.) verliert. Dann ist man gestraft genug. Dann brauche ich kein Grillen. Das braucht kein Mensch“, sagte Jansen am Sonntagabend im „NDR Sportclub“.

Die Einkaufspolitik seines Vereins kritisierte er ebenfalls scharf. „Führungsspieler kann man sich nicht schnitzen, sondern die müssen vom Naturell so sein. Damit muss man sich auseinandersetzen, ob man danach auch verpflichtet hat über Jahre“, sagte der 27-Jährige: „Wir sind im letzten Jahr mit Ach und Krach vor dem ganz Schlimmen bewahrt worden, spätestens das hätte uns wachrütteln sollen.“

Auch in diesem Jahr droht der Club den europäischen Wettbewerb zu verpassen. Sechs Spieltage vor dem Saisonende liegt der HSV vier Punkte hinter Platz sechs.

Bei vielen Jungprofis vermisst Jansen die richtige Arbeitsauffassung. „Die Grundeinstellung vieler junger Spieler stimmt nicht. Zudem fehlt die Selbstverantwortung“, sagte Jansen der „Bild“-Zeitung, „Schuld sind Elternhaus und Berater. Und der Leidtragende ist der HSV.“ Dort herrsche nicht die nötige Konstanz. „Ich glaube, es gibt noch zwei Spieler, mit denen ich vor fünf Jahren beim HSV angefangen habe. Ich weiß nicht, wie viele Trainer, Sportdirektoren und andere Verantwortliche den Verein mittlerweile durchlaufen haben“, sagte Jansen.

Den drohenden Abstieg der Regionalliga-Mannschaft des HSV sieht der Verteidiger als „dramatisch“ an, „weil wir gute, talentierte, junge Spieler zur nächsten Saison bekommen. Wenn die in der Oberliga spielen müssen statt eine Liga höher, ist das sehr problematisch“, sagte Jansen.

Am Sonntag hatte das von acht Profis unterstützte Nachwuchs-Team mit 1:4 beim BSV Rehden verloren. Trainer Thorsten Fink, der die Begegnung in Niedersachsen zusammen mit Sportdirektor Frank Arnesen verfolgt hatte, zeigte sich entsetzt: „Ich bin sehr enttäuscht, von unseren Profis hat sich niemand angeboten“, hatte der 45-Jährige dem Abendblatt gesagt. Unter anderem waren die Nationalspieler Petr Jiracek, Jeffrey Bruma, Slobodan Rajkovic und Gojko Kacar aufgelaufen.