Bei einem gemeinsamen Grillabend will sich der HSV den Anhängern stellen. HSV-Boss Jarchow kündigt nach der historischen 2:9-Niederlage gegen den FC Bayern personelle Konsequenzen an, spricht aber Fink sein Vertrauen aus.

Hamburg. Als die HSV-Mannschaft am Sonntag um 11.10 Uhr in den Flieger nach Hamburg stieg, war auch Thorsten Fink mit an Bord. Seinen ursprünglichen Plan, bis zu seinem abendlichen Auftritt bei Sky90 in München zu bleiben, hatte der Trainer verworfen, als sich der Betreuerstab am Vorabend im Mannschaftshotel Rilano beriet. Stattdessen versammelte er die Spieler nach der Ankunft im HSV-Stadion zu Sitzung eins nach einem historischen Debakel. Thema: Analyse und Aufarbeitung des 2:9 bei Bayern München, der höchsten Bundesliga-Niederlage seit dem 7. März 1964 bei 1860 München.

Während Fink mit der Mannschaft diskutierte, trat der Vorsitzende Carl Jarchow an die Öffentlichkeit. Einen Großteil des Spiels in der Allianz-Arena hatte der HSV-Chef hinter dem Glas seiner Loge verfolgt, um nach eigener Aussage in Bewegung bleiben zu können und sich ohne zu viele Zeugen abzureagieren. Aber noch am Tag danach war Jarchows Zorn angesichts des willen- und seelenlosen Auftretens seiner Mannschaft nicht abgeflaut: „Dafür habe ich keine Erklärung. Ich schäme mich für das, was abgelaufen ist. Ich kann mich nur dafür bei den Fans entschuldigen, vor allem bei denjenigen, die immer so viele Reisestrapazen auf sich nehmen. Das war einer Bundesliga-Mannschaft unwürdig. Es hätte leicht auch ein 0:11 sein können.“

Was Jarchow besonders ärgerte war, dass die Spieler nach zehn Minuten die Gegenwehr einstellten und kündigte an: „Dieses Spiel werden wir bei der Analyse der Saison genau berücksichtigen.“ Heißt: Der Vorstand werde genau prüfen, mit wem man weiter zusammenarbeiten wolle – und mit wem nicht.

Ganz sicher nicht in der Diskussion stehen wird René Adler, der sich am Sonntag als einziger Spieler ebenfalls den Kameras stellte: „Das geht mir schon nah. Jede Niederlage tut weh, aber man darf sich nicht abschlachten lassen, wie wir es gemacht haben, dafür gibt es keine Ausreden.“

Adler kündigte an, dass sich die HSV-Mannschaft in den Tagen vor dem Spiel gegen Freiburg einen Maulkorb verpassen wird: „In dieser Woche gibt es nicht viel zu sagen, die Antwort müssen wir auf dem Platz geben. Wir stehen in der Pflicht.“

Auch Fink, der am Sonntag um 15.45 Uhr wieder zurück nach München flog, um sich bei Sky zu stellen: „Man kann nicht nur hingehen, wenn es gut läuft.“ Der HSV-Coach, der trotz der Schmach vom Vorstand eine Jobgarantie ausgesprochen bekam, gab sich kämpferisch, will die Mannschaft wieder aufrichten: „Ich verzweifle nie, ich habe Ausdauer, das werde ich in dieser Woche beweisen. Dann bin ich ganz sicher, dass wir das Spiel gegen Freiburg gewinnen werden.“

Doch der Trend zeigt eindeutig nach unten. Nach den Siegen in Dortmund (4:1) und gegen Mönchengladbach reiften Europapokalträume, doch in den folgenden fünf Spielen sprang nur ein Sieg (in Stuttgart) heraus. Erst kam der HSV in Hannover unter die Räder (1:5), danach enttäuschten die Hamburger in den Heimspielen gegen die Abstiegskandidaten Fürth (1:1) und Augsburg (0:1). „Wir hoffen, dass wir die Mannschaft klar kriegen bis Sonnabend“, sagte Manager Frank Arnesen. Um zur Besinnung zu kommen, gab der HSV den Spielern den Montag frei. Erst am Dienstag sind zwei Übungseinheiten angesetzt. „Von mir aus könnten wir jetzt jeden Tag dreimal trainieren“, sagte Kapitän Heiko Westermann. „Jeder, der jetzt noch denkt, dass das genug war, sollte in die Dritte Liga oder sonst wo hin wechseln.“

Bei den Fans will sich das Team mit einem Grillabend für das „unwürdige Auftreten entschuldigen“, sagte Torhüter René Adler. Die Mannschaft lädt alle Anhänger am 20. April nach dem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf zum gemeinsamen Grillen ein und übernimmt sämtliche Kosten. „Wir möchten uns stellen, Rede und Antwort stehen, auf die Fans zugehen“, so Adler.