Uwe Seeler möchte nicht Ehrenpräsident seines Heimatvereins werden. Der HSV kann offenbar nicht mit seinem größten Idol umgehen und umgekehrt.
Es ist ein Jammer! Da ist dieser große Verein mit seiner Geschichte seit 1887. Da ist sein größtes Idol. Und beide entfremden sich immer mehr voneinander. Uwe Seelers Verzicht darauf, Ehrenpräsident beim HSV zu werden, ist ein weiteres trauriges Kapitel in dieser Beziehung.
Begann die Abwendung Uwe Seelers von seinem Club, als er 1995 gegen seine innere Überzeugung Präsident wurde? Als er plötzlich für das, was er tat, kritisiert wurde? Mit dem Schritt herab vom Olymp verlieren Idole ihre Unfehlbarkeit. Seeler hätte ihn nie machen sollen; schon gar nicht mit seinen damaligen Freunden.
Da wurden Wunden aufgerissen, die nur schwer heilen. Seine Privatsammlung stellte Seeler nicht dem HSV-Museum zur Verfügung, sondern dem Institut für SportJournalistik. Andererseits war der Seeler-Fuß vor dem Stadion nur der Initiative einer Privatperson zu verdanken, nicht dem Verein. Auch der nun zurückgezogene Antrag auf Verleihung der Ehrenpräsidentschaft entstammt nicht den Vereinsgremien.
Sie reiben sich und tun sich schwer miteinander. Seelers häufig geäußerte Kritiken an Mannschaft und Vereinsführung haben ihm nicht nur Freunde gemacht. Der Wechsel seines Enkels nach Leverkusen sorgte nun für die Eskalation. Dieser Verein ist mehr als seine handelnden Personen. Er ist eine Institution in der Stadt, er ist Glücks- und Leidbringer für Tausende Fans. Aber er kann offenbar nicht mit seinem größten Idol umgehen - und das Idol nicht mit seiner Rolle. Es ist ein Jammer.