Der HSV hat zuletzt zweimal nicht gewonnen. Trainer Fink will am Sonntag beim VfB Stuttgart kein Gegentor sehen. Und das Gerede von Europa will er gar nicht mehr hören.

Hamburg. Die Null muss stehen. Die Maßgabe von Trainer Thorsten Fink für das Spiel seines HSV am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) beim VfB Stuttgart ist kurz und präzise. „Wir wollen mal zu null spielen“, forderte Fink vor seiner 50. Bundesliga-Partie als HSV-Coach und ergänzte: „Ein Tor schießen wir immer.“ In der Rückrunde hat sein Team elf Tore erzielt und zwölf kassiert.

Nach dem enttäuschenden Heim-1:1 gegen den Tabellenletzten SpVgg Greuther Fürth am vergangenen Sonnabend gab es an den zurückliegenden Tagen kein Zusatztraining „mit Feuer“, wie Fink das nach der 1:5-Pleite gegen Hannover 96 eine Woche zuvor verhängt hatte. Auch fordert der Coach seine Mannen diesmal nicht auf, eine Reaktion auf das zuletzt Gebotene zu zeigen. Fink dreht an der Stellschraube, versucht es nunmehr moderater, zurückhaltender.

Dass Spieler und Trainer immer wieder an die greifbare Chance auf einen internationalen Startplatz erinnert werden, schmeckt den Betroffenen zumeist nicht. „Das ist doch ein Spielchen, jede Woche um Europa zu diskutieren“, meinte Linksverteidiger Marcell Jansen stirnrunzelnd. Auch Fink missfällt, dass von Woche zu Woche in der Öffentlichkeit der Leistungsstand bilanziert wird. „Wichtig ist: Wie entwickelt sich die Mannschaft in einem halben Jahr“, befand er und rechnete vor: „Im letzten Jahr hatten wir am Ende 36 Punkte. Jetzt haben wir schon 35.“ Fink, so lässt sich erahnen, wird die Entwicklung des HSV vom Fast-Absteiger zum Fast-Europa-League-Starter nicht gebührend gewürdigt. Es fehlt ihm die öffentliche Wertschätzung, stattdessen wird immer nur genörgelt.

Der Trainer sieht sein Team „noch immer nicht so gefestigt, dass es um die europäischen Plätze mitspielen kann“. Falsch, sagte Mentaltrainer Olaf Kortmann dem Abendblatt. „Finks Strategie, den Druck von der Mannschaft fernzuhalten, geht nicht auf, weil diese Strategie nicht leistungsfördernd ist. Das Schlimmste, was man als Trainer sagen kann, ist, dass die Mannschaft für ein bestimmtes Ziel noch nicht so weit sei.“ Kortmann nennt das einen „Persilschein für schlechte Leistungen“.

Einzig Rafael van der Vaart geht in die Offensive. „Am Ende wollen wir zuschlagen und auf Platz sechs stehen“, bekannte der Niederländer unerschrocken und schiebt nach: „Eigentlich dürfen wir das nicht sagen.“ Dem HSV, der in dieser Saison vermutlich ein Minus von 13 bis 15 Millionen Euro schreiben wird, brächten zusätzliche Einnahmen aus dem internationalen Fußball erheblich weiter.

Jansen hat trotz des jüngsten Remis gegen Abstiegskandidat Fürth eine positive Entwicklung ausgemacht. „Wir haben gegen Fürth nicht komplett versagt. Wir haben die Tore nur nicht gemacht“, erklärte er den Unterschied zwischen der Hannover-Blamage und dem Fürth-Remis. Das soll am Sonntag anders werden. „In Stuttgart wollen wir einen Schritt nach vorn machen.“

Westermann droht gegen Stuttgart auszufallen

Ob Kapitän Heiko Westermann dabei mitwirken kann ist mehr als fraglich. "Heiko hat einen Schlag auf die Wade bekommen, und der Bluterguss drückt auf den Nerv. Er wird geschont und soll versuchen, beim Abschlusstraining dabei zu sein", sagte Fink.

Sollte er doch passen müssen, würden Slobodan Rajkovic und Jeffrey Bruma am Sonntag in Stuttgart die Innenverteidigung bilden. Vor allem für die beiden Spieler gilt es, sich zu zeigen, schließlich gelten Bruma und Rajkovic als Streichkandidaten in Finks Plan, einen neuen Innenverteidiger zu holen. Immerhin weiß Fink, dass er dafür erst Spieler abgeben muss, wie es der Aufsichtsrat deutlich machte. Den Kontrolleuren war am Mittwoch das drohende Millionenminus (rund 13 Millionen Euro) vom Vorstand erläutert worden.

Über die HSV-Homepage kündigte das Kontrollgremium an: "Der Aufsichtsrat drängt darauf, ein umfassendes Konzept für Sparmaßnahmen, strukturelle Veränderungen und Einnahmeverbesserungen vorgelegt zu bekommen." Eine erste Maßnahme schlug der Vorstand bereits vor: Es soll auch über den 2015 mit Sportfive auslaufenden Vertrag hinaus mit einem Vermarkter gearbeitet werden. Vor einem etwaigen Abschluss mit einem Dienstleister sollen die Mitglieder angehört werden, so der Aufsichtsrat.