Ein Kommentar von Kai Schiller
Obwohl die Emotionen um den Wechsel von Levin Öztunali nach Leverkusen noch immer hochkochen, sollte es erlaubt sein, auch wenn es schwerfällt, die Angelegenheit einmal sachlich zu analysieren. Unstrittig sind dabei vor allem zwei Dinge: Der 16-jährige Youngster ist eines der größten HSV-Talente des vergangenen Jahrzehnts. Und er ist, ob er nun will oder nicht, Uwe Seelers Enkel.
Diese beiden Fakten sorgen nun für eine zweidimensionale Diskussion. Zum einen muss sich HSV-Sportchef Frank Arnesen aus sportlicher Sicht die Frage gefallen lassen, ob er tatsächlich alles dafür getan hat, diesen talentierten, jungen Mann zu halten. Finanziell sei er an die Schmerzgrenze gegangen, behauptet Arnesen, der trotzdem den Eindruck nicht entkräften kann, dass der HSV seine Hausaufgaben nicht erledigt hat.
So weit, so schlecht. Zu der sportlichen Komponente kommt nun die emotionale. Muss Öztunali nach seiner Entscheidung gegen den HSV anders als andere Abgänger vor ihm behandelt werden, weil er Seelers Enkel ist? Sollte er weiter am Spielbetrieb teilnehmen, obwohl das laut Arnesen in der Vergangenheit nie der Fall gewesen wäre? Der Sportchef sagt Nein, und hat recht und unrecht zugleich.
Seelers Enkel sollte keine Sonderbehandlung bekommen, nur weil er Seelers Enkel ist. Gleichzeitig ist es aber unverantwortlich, sich mit "Uns Uwe" öffentlich in den Nahkampf zu begeben. Dieser unwürdige Streit schadet dem Verein, Arnesen und Seeler. Alles andere als ein schneller Frieden wäre, Zitat Seeler, "armselig".