Frank Kramer feiert am Freitag sein Trainer-Debüt für 1899 Hoffenheim. HSV-Trainer Fink hat keine Angst vor taktischen Überraschungen.

Hamburg. Thorsten Fink hatte sich so auf Markus Babbel gefreut. Ein nettes Pläuschchen mit seinem alten Bayern-Spezi, mit dem er 1999 und 2000 die deutsche Meisterschaft feierte, war fest eingeplant. Doch daraus wird nichts. Babbel ist als Chefcoach bei 1899 Hoffenheim Geschichte, der HSV-Trainer wird am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) stattdessen einem Unbekannten die Hand drücken: Frank Kramer feiert bei den Kraichgauern sein Bundesliga-Debüt - und darf sich in der Hansestadt dabei nicht auf einen warmen Empfang freuen.

„Er wird den Fußball nicht neu erfinden und uns taktisch nicht überraschen“, sagte Fink, der Kramer auf dem Platz „vielleicht schon mal über den Weg gelaufen ist“. Genau wisse er das aber nicht. Hoffenheims Hoffnungsträger ist nicht nur für Fink ein Nobody in der Profi-Szene.

40 Jahre ist er alt, war als Spieler unter anderem in der Regionalliga beim TSV Vestenbergsgreuth und dem SC Weismain aktiv. Doch auch das dürfte Fink herzlich wenig interessieren. Angst vor bösen Überraschungen hat er nicht.

„Es ist immer schwierig, in ein paar Tagen alles zu ändern“, sagte Fink: „Also denke ich mal, dass sich nicht viel ändert.“ Das war es dann auch schon fast, was der HSV-Trainer zum Gegner sagen mochte. Denn wer selbstbewusst ist, der schaut nur auf seine eigene Leistung. Und die hat beim Bundesliga-Dino gegen Schalke (3:1) und in Wolfsburg (1:1) über weite Strecken gestimmt.

Noch ohne den verletzten Superstar Rafael van der Vaart, aber mit Top-Torjäger Heung-Min Son in der Startelf soll nun der dritte Heimsieg in Serie her, die Hanseaten könnten weiter heimlich in Richtung Europapokal schielen.

Davon sind Kramer und seine Hoffenheimer meilenweit entfernt. Für den Debütanten geht es in erster Linie darum, mit einer knackigen Ansprache in die Köpfe seiner Spieler vorzudringen. 1899 will sich in Hamburg „Selbstbewusstsein erarbeiten“ und nach zuletzt vier Niederlagen ein Lebenszeichen senden. Dafür unterbrach der überzeugte Trainingsanzug-Träger seinen Trainer-Lehrgang in Hennef, holte den unter Babbel suspendierten früheren Nationalspieler Tobias Weis in die Mannschaft zurück. Und dafür nahm er sich eines großen Hoffenheimer Problems an: der leidigen Standard-Situationen.

„Wenn man sich die Statistik anschaut, ist die Baustelle nicht wegzudiskutieren“, sagte Kramer, der seine Mannschaft für einen „sehr konzentrierten, aufmerksamen und willigen“ Auftritt in den ersten Einheiten lobte. Wieviele noch dazu kommen, ist derzeit noch nicht klar.

Klar ist dagegen, dass der HSV den mentalen Effekt des Trainerwechsels beim Gegner keinesfalls unterschätzen will. „Jeder, der das schon einmal mitgemacht hat, weiß, dass da schon etwas passiert. Jeder Spieler will sich neu beweisen, will zeigen, dass er in die Mannschaft gehört“, sagte HSV-Mittelfeldspieler Dennis Aogo.

Ihm und seinen Kollegen steht nach dem Spiel ein stressiger Trip bevor. Noch am Freitagabend bricht der HSV zu einem Testspiel nach Brasilien gegen Porto Alegre auf. Die 80-Stunden-Reise lässt sich der Bundesliga-Dino mit 825.000 Euro entlohnen. „Wir sind im Moment nicht in der Lage, so viel Geld auszuschlagen“, sagte Fink.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Hamburg: Adler - Diekmeier, Mancienne, Westermann, Lam - Badelj - Skjelbred, Aogo - Arslan - Son, Rudnevs. - Trainer: Fink

Hoffenheim: Casteels - Beck, Williams, Compper, Johnson - Rudy, Salihovic - Roberto Firmino, Volland, Usami - Joselu. - Trainer: Kramer

Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)