HSV zeigte beim 3:1-Erfolg gegen Schalke 04 die beste Saisonleistung. Beisters erstes Bundesliga-Tor war für den Neuzugang eine Erlösung.

Hamburg. Rafael van der Vaart hielt es nicht mehr auf seinem Sitz in der VIP-Loge im Hamburger Volkspark. Der Niederländer sprang in die Luft und ballte die Faust. Milan Badelj hatte in der Nachspielzeit per Elfmeter das 3:1 (0:0) des HSV gegen ausgelaugte Schalker markiert und den Schlusspunkt unter die beste Saisonleistung in der Bundesliga gesetzt. „Das war das beste Spiel in meiner Zeit beim HSV“, sagte Trainer Thorsten Fink, „wir haben endlich auch ohne van der Vaart diese Leistung gebracht“.

Überraschenderweise war der HSV, der mit einer Raute und zwei Stürmern spielte, in der Offensive unberechenbar. Ohne den holländischen Regisseur und Stürmer Heung-Min Son (beide Oberschenkel-Verletzung) blühten plötzlich Spieler auf, die sich sonst eher verstecken. Tolgay Arslan versuchte sich erfolgreich auf der Spielmacherposition, bekam allerdings einen Rüffel, weil er sich wegen Meckerns die fünfte Gelbe Karte zuzog und in Wolfsburg fehlt. „Ich habe nicht ganz den Rafa gemacht, weil ich viele Defensivaufgaben hatte“, erzählte der Deutsch-Türke.

Sogar Bankdrücker wie Per Skjelbred spielten frei auf und überzeugten mit ihrer bissigen Balleroberung. Dem bisher enttäuschenden Einkauf Artjoms Rudnevs (65.) gelang immerhin sein viertes Tor. „Wir haben bewiesen, dass wir Schlüsselspieler ersetzen können“, sagte Maximilian Beister, bei dem nach seinem sehenswerten ersten Bundesliga-Tor (52.) der ganze Erfolgsdruck abfiel. In der Defensive hielt wieder einmal René Adler den Sieg fest und desillusionierte die Gäste. Der Nationaltorhüter genoss die minutenlangen Sprechchöre nach dem Schlusspfiff in vollen Zügen.

Schalkes Trainer Huub Stevens stapfte dagegen missmutig vom Platz. Dem schlecht gelaunten Niederländer fehlte das Verständnis für die fehlende Spritzigkeit seiner Jungs: „Hamburg hatte einen Tag mehr Pause. Ich finde aber, dass es ein Profi hinkriegen muss. Er muss sich so versorgen, dass er drei Spiele in einer Woche spielen kann.“ Richtige Sorgen mache er sich nicht, beteuerte der ehemalige Hamburger Coach, kündigte aber Gespräche an. Immerhin hatte er erstmals rotiert, drei frische Leute gebracht, nachdem er zuvor wochenlang auf die gleichen gesetzt hatte.

Von Krise wollten auch die Spieler nach der dritten Auswärtsniederlage in Serie nichts wissen – die Bezeichnung Bayern-Jäger hat allerdings erst einmal ausgesorgt. „Einige Sachen machen wir nicht gut. Das war von allen zu wenig. Aber wir haben keine Krise“, beteuerte Klaas-Jan Huntelaar, der selbst allein vor dem Tor von Adler eine Großchance vergab und lediglich einen Handelfmeter im Nachschuss verwertete.

„Vier Punkte aus fünf Spielen: Das ist natürlich zu wenig. Da brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber das ist keine Krise, ehrlich“, betonte Benedikt Höwedes. Und Jermaine Jones beklagte, das eigene Spiel sei zu durchsichtig: „Wir kriegen immer viele Probleme, wenn die Mannschaften vorne richtig beweglich sind. Das bekommen wir nicht richtig gebacken.“ Am Samstag haben die Schalker in der Partie gegen Gladbach die Chance zur Wiedergutmachung.